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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Gegenstände.
den Römern nicht durch Griechische Kunst und Mytholo-
gie verdrängt werden.

1. Die säugende Hera (sie wird an der Stephane erkannt) bei
Winck. M. I. 14. PCl. i, 4., kein sonderliches Kunstwerk. Der
Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden.
Die Statue scheint durch eine besondre geschichtliche Aufgabe veran-
laßt zu sein.

2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi, 4. mit hoher
Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewissen individuellen
Ausdruck.

3. Ihr Costüm ist ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte
tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Gestalt
war den Römern sehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i, 29.
vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii, 21. G. M. 12, 50. Juno
Moneta, mit den Instrumenten zum Münzprägen auf dem Re-
vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni-
gin
, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen.
Junoköpfe auf Gemmen sind es selten wirklich.

Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios,
welches Z. u. Hera thronend, nebst einer dritten Figur, darstellt
Ant. of Ionia T. i. p. iv. Mit Z. u. Athena §. 351, 5.
Z. u. Aphrodite. M. Franc. ii, 1. Mythische Vorstellungen, s.
Hephästos, Aphrodite.

Der Pfau ist wohl erst in späterer Zeit häufig neben die
Hera gestellt worden; auf Röm. Kaisermünzen hebt er die Kaise-
rinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiser.


3. Poseidon.

354. Poseidon war ursprünglich der Gott des Was-1
sers im Allgemeinen, insofern dasselbe als ein männlich
wirksames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch
Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß,
welches seit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be-
ziehung zu den Quellen stand, sein Symbol. Diese2

29*

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
den Roͤmern nicht durch Griechiſche Kunſt und Mytholo-
gie verdraͤngt werden.

1. Die ſäugende Hera (ſie wird an der Stephane erkannt) bei
Winck. M. I. 14. PCl. i, 4., kein ſonderliches Kunſtwerk. Der
Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden.
Die Statue ſcheint durch eine beſondre geſchichtliche Aufgabe veran-
laßt zu ſein.

2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi, 4. mit hoher
Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewiſſen individuellen
Ausdruck.

3. Ihr Coſtüm iſt ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte
tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Geſtalt
war den Römern ſehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i, 29.
vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii, 21. G. M. 12, 50. Juno
Moneta, mit den Inſtrumenten zum Münzprägen auf dem Re-
vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni-
gin
, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen.
Junoköpfe auf Gemmen ſind es ſelten wirklich.

Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios,
welches Z. u. Hera thronend, nebſt einer dritten Figur, darſtellt
Ant. of Ionia T. i. p. iv. Mit Z. u. Athena §. 351, 5.
Z. u. Aphrodite. M. Franç. ii, 1. Mythiſche Vorſtellungen, ſ.
Hephäſtos, Aphrodite.

Der Pfau iſt wohl erſt in ſpäterer Zeit häufig neben die
Hera geſtellt worden; auf Röm. Kaiſermünzen hebt er die Kaiſe-
rinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiſer.


3. Poſeidon.

354. Poſeidon war urſpruͤnglich der Gott des Waſ-1
ſers im Allgemeinen, inſofern daſſelbe als ein maͤnnlich
wirkſames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch
Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß,
welches ſeit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be-
ziehung zu den Quellen ſtand, ſein Symbol. Dieſe2

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[451/0473] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. den Roͤmern nicht durch Griechiſche Kunſt und Mytholo- gie verdraͤngt werden. 1. Die ſäugende Hera (ſie wird an der Stephane erkannt) bei Winck. M. I. 14. PCl. i, 4., kein ſonderliches Kunſtwerk. Der Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden. Die Statue ſcheint durch eine beſondre geſchichtliche Aufgabe veran- laßt zu ſein. 2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi, 4. mit hoher Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewiſſen individuellen Ausdruck. 3. Ihr Coſtüm iſt ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Geſtalt war den Römern ſehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i, 29. vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii, 21. G. M. 12, 50. Juno Moneta, mit den Inſtrumenten zum Münzprägen auf dem Re- vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni- gin, von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen. Junoköpfe auf Gemmen ſind es ſelten wirklich. Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios, welches Z. u. Hera thronend, nebſt einer dritten Figur, darſtellt Ant. of Ionia T. i. p. iv. Mit Z. u. Athena §. 351, 5. Z. u. Aphrodite. M. Franç. ii, 1. Mythiſche Vorſtellungen, ſ. Hephäſtos, Aphrodite. Der Pfau iſt wohl erſt in ſpäterer Zeit häufig neben die Hera geſtellt worden; auf Röm. Kaiſermünzen hebt er die Kaiſe- rinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiſer. 3. Poſeidon. 354. Poſeidon war urſpruͤnglich der Gott des Waſ- ſers im Allgemeinen, inſofern daſſelbe als ein maͤnnlich wirkſames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß, welches ſeit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be- ziehung zu den Quellen ſtand, ſein Symbol. Dieſe 1 2 29*

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/473>, abgerufen am 18.11.2024.