Wohlgestalt mit Klarheit zu erkennen und in ihren Fein- heiten zu genießen verlangt, folgt auch die (wenigstens den erhaltnen Wandmahlereien nach) geringe Rücksicht der Alten auf Luftperspektive, d. h. auf die durch die größre oder geringre Schicht von Luft, welche das optische Bild des Gegenstandes durchmißt, hervorgebrachte Verwischung der Umrisse und Verschmelzung der Farben, indem die alten Mahler offenbar die Gegenstände im Ganzen dem Auge nahe zu halten oder einen klaren Aether als Medium zu den- ken gewohnt waren.
2. Darüber Aristoteles Rhet. iii, 12. Im Allgemeinen über Perspektive der Alten außer dem §. 107, 3. Angeführten Böttiger Archäol. der Mahl. S. 310. Calagrapha §. 90, 1. Von dem ambire se §. 138, 2.; dem exekhon §. 141, 4.
3. Das Basrelief der Griechen geht im Ganzen von einer Durchschneidung der Figuren in rechte und linke Seite aus; und es bestätigt sich auch an den meisten Figuren am Fries des Parthenon, was Plato Sympos. p. 193 sagt, daß die en tais stelais (auf Grabsteinen) kata graphen (§. 310, 6) ektetupomenoi durch die Nase mitten durchgesägt erschienen. In der Mahlerei dagegen, welche stärkere Verkürzung ausdrücken kann, habet speciem tota facies, Quint. ii, 13. vgl. Pl. xxxv, 36, 14.
II. Bildende Kunſt. Technik.
Wohlgeſtalt mit Klarheit zu erkennen und in ihren Fein- heiten zu genießen verlangt, folgt auch die (wenigſtens den erhaltnen Wandmahlereien nach) geringe Ruͤckſicht der Alten auf Luftperſpektive, d. h. auf die durch die groͤßre oder geringre Schicht von Luft, welche das optiſche Bild des Gegenſtandes durchmißt, hervorgebrachte Verwiſchung der Umriſſe und Verſchmelzung der Farben, indem die alten Mahler offenbar die Gegenſtaͤnde im Ganzen dem Auge nahe zu halten oder einen klaren Aether als Medium zu den- ken gewohnt waren.
2. Darüber Ariſtoteles Rhet. iii, 12. Im Allgemeinen über Perſpektive der Alten außer dem §. 107, 3. Angeführten Böttiger Archäol. der Mahl. S. 310. Calagrapha §. 90, 1. Von dem ambire se §. 138, 2.; dem ἐξέχον §. 141, 4.
3. Das Basrelief der Griechen geht im Ganzen von einer Durchſchneidung der Figuren in rechte und linke Seite aus; und es beſtätigt ſich auch an den meiſten Figuren am Fries des Parthenon, was Plato Sympoſ. p. 193 ſagt, daß die ἐν ταῖς στήλαις (auf Grabſteinen) κατὰ γραφὴν (§. 310, 6) ἐκτετυπωμένοι durch die Naſe mitten durchgeſägt erſchienen. In der Mahlerei dagegen, welche ſtärkere Verkürzung ausdrücken kann, habet speciem tota facies, Quint. ii, 13. vgl. Pl. xxxv, 36, 14.
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II. Bildende Kunſt. Technik.
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erhaltnen Wandmahlereien nach) geringe Ruͤckſicht der Alten
auf Luftperſpektive, d. h. auf die durch die groͤßre oder
geringre Schicht von Luft, welche das optiſche Bild des
Gegenſtandes durchmißt, hervorgebrachte Verwiſchung der
Umriſſe und Verſchmelzung der Farben, indem die alten
Mahler offenbar die Gegenſtaͤnde im Ganzen dem Auge nahe
zu halten oder einen klaren Aether als Medium zu den-
ken gewohnt waren.
2. Darüber Ariſtoteles Rhet. iii, 12. Im Allgemeinen über
Perſpektive der Alten außer dem §. 107, 3. Angeführten Böttiger
Archäol. der Mahl. S. 310. Calagrapha §. 90, 1. Von dem
ambire se §. 138, 2.; dem ἐξέχον §. 141, 4.
3. Das Basrelief der Griechen geht im Ganzen von einer
Durchſchneidung der Figuren in rechte und linke Seite aus; und
es beſtätigt ſich auch an den meiſten Figuren am Fries des Parthenon,
was Plato Sympoſ. p. 193 ſagt, daß die ἐν ταῖς στήλαις (auf
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die Naſe mitten durchgeſägt erſchienen. In der Mahlerei dagegen,
welche ſtärkere Verkürzung ausdrücken kann, habet speciem tota
facies, Quint. ii, 13. vgl. Pl. xxxv, 36, 14.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/421>, abgerufen am 25.11.2024.
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