Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Systematischer Theil.
65. Pl. xxxvii, 15.: Adamantem cum feliciter rumpere
contigit, in tam parvas frangitur crustas, ut cerni vix
possint; expetuntur a scalptoribus, nullam non duri-
tiam ex facili cavantes,
kann ich auch nur von der Diamant-
spitze verstehn. Ueber Stärkungsmittel der Augen bei solcher Ar-
beit Hirt Amalth. ii. S. 12.

Ueber die Technik der alten Steinschneider: Mariette Traite
des pierres gravees. Paris 1750. f.
Natter Traite de la
methode ant. de graver en pierres fines comparee avec la
meth. moderne. Lond.
1754. Lessing in den Antiqu. Briefen
i. S. 103 ff. und in den Kollektaneen zur Literatur. Bd. i. ii.
Ramus von geschnittnen Steinen u. der Kunst selbige zu graviren.
Kopenh. 1800. Hirt a. O.

1315. Die zu Siegelringen bestimmten Steine ka-
men hierauf in die Hand des Goldschmieds (aurifex, com-
positor, annularius
), welcher sie faßt, wobei die Form
2der Schleuder (sphendone) beliebt war. Obgleich beim
Siegelringe das Bild durchaus die Hauptsache ist: so
tritt doch bisweilen auch der Name hinzu: indem sicher-
lich ein in die Augen fallender Name immer eher auf den
Eigenthümer als auf den Künstler der Gemme bezogen
3werden muß. Daß nicht blos Individuen, sondern auch
Staaten ihre Petschafte hatten, erklärt vielleicht die
große Uebereinstimmung mancher Gemmen mit Münzty-
4pen. Die häufige Anwendung geschnittner Steine zur
Zier von Bechern und andern Geräthen hat sich in
das Mittelalter hinein fortgepflanzt; noch jetzt müssen
antike Gemmen zum Theil an Kirchengefäßen aufgesucht
5werden. Von den ganz aus Gemmen geschnitt-
nen Gefäßen
, welche sich der Reihe der großen Ka-
meen anschließen, hat sich manches durch Umfang und
Schwierigkeit der Arbeit bewundernswürdige Werk erhal-
ten: wenn auch keins davon den Zeiten eines reinen
Geschmacks, und einer ächthellenischer Kunstübung angehört.

1. U. a. Eurip. Hippol. 876 tupoi sphendones khruse-
latou. -- Alle Ringe waren zuerst Siegelringe (vgl. §. 97, 2.);

Syſtematiſcher Theil.
65. Pl. xxxvii, 15.: Adamantem cum feliciter rumpere
contigit, in tam parvas frangitur crustas, ut cerni vix
possint; expetuntur a scalptoribus, nullam non duri-
tiam ex facili cavantes,
kann ich auch nur von der Diamant-
ſpitze verſtehn. Ueber Stärkungsmittel der Augen bei ſolcher Ar-
beit Hirt Amalth. ii. S. 12.

Ueber die Technik der alten Steinſchneider: Mariette Traité
des pierres gravées. Paris 1750. f.
Natter Traité de la
méthode ant. de graver en pierres fines comparée avec la
méth. moderne. Lond.
1754. Leſſing in den Antiqu. Briefen
i. S. 103 ff. und in den Kollektaneen zur Literatur. Bd. i. ii.
Ramus von geſchnittnen Steinen u. der Kunſt ſelbige zu graviren.
Kopenh. 1800. Hirt a. O.

1315. Die zu Siegelringen beſtimmten Steine ka-
men hierauf in die Hand des Goldſchmieds (aurifex, com-
positor, annularius
), welcher ſie faßt, wobei die Form
2der Schleuder (σφενδόνη) beliebt war. Obgleich beim
Siegelringe das Bild durchaus die Hauptſache iſt: ſo
tritt doch bisweilen auch der Name hinzu: indem ſicher-
lich ein in die Augen fallender Name immer eher auf den
Eigenthuͤmer als auf den Kuͤnſtler der Gemme bezogen
3werden muß. Daß nicht blos Individuen, ſondern auch
Staaten ihre Petſchafte hatten, erklaͤrt vielleicht die
große Uebereinſtimmung mancher Gemmen mit Muͤnzty-
4pen. Die haͤufige Anwendung geſchnittner Steine zur
Zier von Bechern und andern Geraͤthen hat ſich in
das Mittelalter hinein fortgepflanzt; noch jetzt muͤſſen
antike Gemmen zum Theil an Kirchengefaͤßen aufgeſucht
5werden. Von den ganz aus Gemmen geſchnitt-
nen Gefaͤßen
, welche ſich der Reihe der großen Ka-
meen anſchließen, hat ſich manches durch Umfang und
Schwierigkeit der Arbeit bewundernswuͤrdige Werk erhal-
ten: wenn auch keins davon den Zeiten eines reinen
Geſchmacks, und einer aͤchthelleniſcher Kunſtuͤbung angehoͤrt.

1. U. a. Eurip. Hippol. 876 τύποι σφενδόνης χρυση-
λάτου. — Alle Ringe waren zuerſt Siegelringe (vgl. §. 97, 2.);

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0404" n="382"/><fw place="top" type="header">Sy&#x017F;temati&#x017F;cher Theil.</fw><lb/>
65. Pl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xxxvii,</hi> 15.: Adamantem cum feliciter rumpere<lb/>
contigit, in tam parvas frangitur crustas, ut cerni vix<lb/>
possint; expetuntur a scalptoribus, nullam non duri-<lb/>
tiam ex facili cavantes,</hi> kann ich auch nur von der Diamant-<lb/>
&#x017F;pitze ver&#x017F;tehn. Ueber Stärkungsmittel der Augen bei &#x017F;olcher Ar-<lb/>
beit Hirt Amalth. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii.</hi></hi> S. 12.</p><lb/>
                      <p>Ueber die Technik der alten Stein&#x017F;chneider: Mariette <hi rendition="#aq">Traité<lb/>
des pierres gravées. Paris 1750. f.</hi> Natter <hi rendition="#aq">Traité de la<lb/>
méthode ant. de graver en pierres fines comparée avec la<lb/>
méth. moderne. Lond.</hi> 1754. Le&#x017F;&#x017F;ing in den Antiqu. Briefen<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i.</hi></hi> S. 103 ff. und in den Kollektaneen zur Literatur. Bd. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">i. ii.</hi></hi><lb/>
Ramus von ge&#x017F;chnittnen Steinen u. der Kun&#x017F;t &#x017F;elbige zu graviren.<lb/>
Kopenh. 1800. Hirt a. O.</p><lb/>
                      <p><note place="left">1</note>315. Die zu <hi rendition="#g">Siegelringen</hi> be&#x017F;timmten Steine ka-<lb/>
men hierauf in die Hand des Gold&#x017F;chmieds (<hi rendition="#aq">aurifex, com-<lb/>
positor, annularius</hi>), welcher &#x017F;ie faßt, wobei die Form<lb/><note place="left">2</note>der Schleuder (&#x03C3;&#x03C6;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B4;&#x03CC;&#x03BD;&#x03B7;) beliebt war. Obgleich beim<lb/>
Siegelringe das Bild durchaus die Haupt&#x017F;ache i&#x017F;t: &#x017F;o<lb/>
tritt doch bisweilen auch der Name hinzu: indem &#x017F;icher-<lb/>
lich ein in die Augen fallender Name immer eher auf den<lb/>
Eigenthu&#x0364;mer als auf den Ku&#x0364;n&#x017F;tler der Gemme bezogen<lb/><note place="left">3</note>werden muß. Daß nicht blos Individuen, &#x017F;ondern auch<lb/>
Staaten ihre Pet&#x017F;chafte hatten, erkla&#x0364;rt vielleicht die<lb/>
große Ueberein&#x017F;timmung mancher Gemmen mit Mu&#x0364;nzty-<lb/><note place="left">4</note>pen. Die ha&#x0364;ufige Anwendung ge&#x017F;chnittner Steine zur<lb/><hi rendition="#g">Zier von Bechern</hi> und andern Gera&#x0364;then hat &#x017F;ich in<lb/>
das Mittelalter hinein fortgepflanzt; noch jetzt mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
antike Gemmen zum Theil an Kirchengefa&#x0364;ßen aufge&#x017F;ucht<lb/><note place="left">5</note>werden. Von den <hi rendition="#g">ganz aus Gemmen ge&#x017F;chnitt-<lb/>
nen Gefa&#x0364;ßen</hi>, welche &#x017F;ich der Reihe der großen Ka-<lb/>
meen an&#x017F;chließen, hat &#x017F;ich manches durch Umfang und<lb/>
Schwierigkeit der Arbeit bewundernswu&#x0364;rdige Werk erhal-<lb/>
ten: wenn auch keins davon den Zeiten eines reinen<lb/>
Ge&#x017F;chmacks, und einer a&#x0364;chthelleni&#x017F;cher Kun&#x017F;tu&#x0364;bung angeho&#x0364;rt.</p><lb/>
                      <p>1. U. a. Eurip. Hippol. 876 &#x03C4;&#x03CD;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B9; <hi rendition="#g">&#x03C3;&#x03C6;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B4;&#x03CC;&#x03BD;&#x03B7;&#x03C2;</hi> &#x03C7;&#x03C1;&#x03C5;&#x03C3;&#x03B7;-<lb/>
&#x03BB;&#x03AC;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;. &#x2014; Alle Ringe waren zuer&#x017F;t Siegelringe (vgl. §. 97, 2.);<lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0404] Syſtematiſcher Theil. 65. Pl. xxxvii, 15.: Adamantem cum feliciter rumpere contigit, in tam parvas frangitur crustas, ut cerni vix possint; expetuntur a scalptoribus, nullam non duri- tiam ex facili cavantes, kann ich auch nur von der Diamant- ſpitze verſtehn. Ueber Stärkungsmittel der Augen bei ſolcher Ar- beit Hirt Amalth. ii. S. 12. Ueber die Technik der alten Steinſchneider: Mariette Traité des pierres gravées. Paris 1750. f. Natter Traité de la méthode ant. de graver en pierres fines comparée avec la méth. moderne. Lond. 1754. Leſſing in den Antiqu. Briefen i. S. 103 ff. und in den Kollektaneen zur Literatur. Bd. i. ii. Ramus von geſchnittnen Steinen u. der Kunſt ſelbige zu graviren. Kopenh. 1800. Hirt a. O. 315. Die zu Siegelringen beſtimmten Steine ka- men hierauf in die Hand des Goldſchmieds (aurifex, com- positor, annularius), welcher ſie faßt, wobei die Form der Schleuder (σφενδόνη) beliebt war. Obgleich beim Siegelringe das Bild durchaus die Hauptſache iſt: ſo tritt doch bisweilen auch der Name hinzu: indem ſicher- lich ein in die Augen fallender Name immer eher auf den Eigenthuͤmer als auf den Kuͤnſtler der Gemme bezogen werden muß. Daß nicht blos Individuen, ſondern auch Staaten ihre Petſchafte hatten, erklaͤrt vielleicht die große Uebereinſtimmung mancher Gemmen mit Muͤnzty- pen. Die haͤufige Anwendung geſchnittner Steine zur Zier von Bechern und andern Geraͤthen hat ſich in das Mittelalter hinein fortgepflanzt; noch jetzt muͤſſen antike Gemmen zum Theil an Kirchengefaͤßen aufgeſucht werden. Von den ganz aus Gemmen geſchnitt- nen Gefaͤßen, welche ſich der Reihe der großen Ka- meen anſchließen, hat ſich manches durch Umfang und Schwierigkeit der Arbeit bewundernswuͤrdige Werk erhal- ten: wenn auch keins davon den Zeiten eines reinen Geſchmacks, und einer aͤchthelleniſcher Kunſtuͤbung angehoͤrt. 1 2 3 4 5 1. U. a. Eurip. Hippol. 876 τύποι σφενδόνης χρυση- λάτου. — Alle Ringe waren zuerſt Siegelringe (vgl. §. 97, 2.);

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/404
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/404>, abgerufen am 25.11.2024.