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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Technik.
Nachtrag 1804. V. Köhler über den Sard, Onyx u. Sardonyx
der Alten. Plinius nennnt 63. noch andre orientalische Steine
von mehreren Farben, quae ad ectypas scalpturas aptantur.
Ueber die Handelswege, auf denen jene wunderbar großen Onyxe
nach dem Abendland kamen, Gr. Veltheim, Sammlung der Auf-
sätze ii. S. 236. Böttiger Ueber die Aechtheit und das Vaterland
der antiken Onyx-Kameen von außerordentlicher Größe. Lpz. 1796.
Heeren Ideen i, 2. S. 211. Lucian de Syr. dea 32. er-
wähnt an der Bildsäule der Göttin viele Edelsteine, weiße, wasser-
farbne, feurige, Sardonyxe (onukhes Sardooi), Hyacinthe, Sma-
ragde, welche Aegyptier, Inder, Aethiopen, Meder, Armenier u.
Babylonier dahin bringen.

312. Was nunmehr die Art der Arbeit anlangt:1
so wissen wir aus dem Alterthum nur so viel, daß, nach-
dem der Schleifer (politor) dem Stein eine ebne oder
convexe Form, die man zu Siegelringen besonders liebte,
gegeben hatte, der Steinschneider (scalptor, cavarius)
ihn theils mit eisernen Instrumenten, welche mit Na-2
xischem Staub und Oel bestrichen wurden, bald mit runden,
bald mit spitzen und bohrerartigen, theils aber auch mit der
in Eisen gefaßten Diamantenspitze angriff. Die Vorrich-3
tung des Rades, wodurch die Instrumente in Bewegung
gesetzt werden, während der Stein an sie angehalten wird,
war wahrscheinlich im Alterthum ähnlich wie jetzt.

1. Lithotribike u. Lithourgike, Kunst des politor u.
scalptor bei Lysias Fragm. peri tou tupou. Ueber die la-
teinischen Namen Salmas. Exc. Plin. p. 736. vgl. Sillig Cat.
Art. p. viii.
oben §. 308, 1.

2. Pl. xxxvii, 76. Tanta differentia est, ut aliae ferro
scalpi non possint, aliae non nisi retuso, verum omnes
adamante: plurimum vero in his terebrarum proficit fer-
vor.
Das ferrum retusum ist wohl der Knopf, bouterolle,
dessen runde Höhlungen man so viel auf orientalischen wie altgrie-
chischen Gemmen sieht §. 97, 3. 238. -- Der Naxische Staub,
§. 310, 4. diente für das Schneiden und Schleifen nach Pl. xxxvi,
10. vgl. Theophr. de lap. §. 77. Von der smuris, Schmirgel,
zum Schleifen Dioskorid. v, 165. Schneider ad Ecl. Phys.
p.
120. u. im Lex. Von den Splittern der Ostracitis xxxvii,

II. Bildende Kunſt. Technik.
Nachtrag 1804. V. Köhler über den Sard, Onyx u. Sardonyx
der Alten. Plinius nennnt 63. noch andre orientaliſche Steine
von mehreren Farben, quae ad ectypas scalpturas aptantur.
Ueber die Handelswege, auf denen jene wunderbar großen Onyxe
nach dem Abendland kamen, Gr. Veltheim, Sammlung der Auf-
ſätze ii. S. 236. Böttiger Ueber die Aechtheit und das Vaterland
der antiken Onyx-Kameen von außerordentlicher Größe. Lpz. 1796.
Heeren Ideen i, 2. S. 211. Lucian de Syr. dea 32. er-
wähnt an der Bildſäule der Göttin viele Edelſteine, weiße, waſſer-
farbne, feurige, Sardonyxe (ὄνυχες Σαρδῶοι), Hyacinthe, Sma-
ragde, welche Aegyptier, Inder, Aethiopen, Meder, Armenier u.
Babylonier dahin bringen.

312. Was nunmehr die Art der Arbeit anlangt:1
ſo wiſſen wir aus dem Alterthum nur ſo viel, daß, nach-
dem der Schleifer (politor) dem Stein eine ebne oder
convexe Form, die man zu Siegelringen beſonders liebte,
gegeben hatte, der Steinſchneider (scalptor, cavarius)
ihn theils mit eiſernen Inſtrumenten, welche mit Na-2
xiſchem Staub und Oel beſtrichen wurden, bald mit runden,
bald mit ſpitzen und bohrerartigen, theils aber auch mit der
in Eiſen gefaßten Diamantenſpitze angriff. Die Vorrich-3
tung des Rades, wodurch die Inſtrumente in Bewegung
geſetzt werden, waͤhrend der Stein an ſie angehalten wird,
war wahrſcheinlich im Alterthum aͤhnlich wie jetzt.

1. Λιϑοτριβικὴ u. Λιϑουργικὴ, Kunſt des politor u.
scalptor bei Lyſias Fragm. περὶ τοῦ τύπου. Ueber die la-
teiniſchen Namen Salmaſ. Exc. Plin. p. 736. vgl. Sillig Cat.
Art. p. viii.
oben §. 308, 1.

2. Pl. xxxvii, 76. Tanta differentia est, ut aliae ferro
scalpi non possint, aliae non nisi retuso, verum omnes
adamante: plurimum vero in his terebrarum proficit fer-
vor.
Das ferrum retusum iſt wohl der Knopf, bouterolle,
deſſen runde Höhlungen man ſo viel auf orientaliſchen wie altgrie-
chiſchen Gemmen ſieht §. 97, 3. 238. — Der Naxiſche Staub,
§. 310, 4. diente für das Schneiden und Schleifen nach Pl. xxxvi,
10. vgl. Theophr. de lap. §. 77. Von der σμύρις, Schmirgel,
zum Schleifen Dioſkorid. v, 165. Schneider ad Ecl. Phys.
p.
120. u. im Lex. Von den Splittern der Oſtracitis xxxvii,

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[381/0403] II. Bildende Kunſt. Technik. Nachtrag 1804. V. Köhler über den Sard, Onyx u. Sardonyx der Alten. Plinius nennnt 63. noch andre orientaliſche Steine von mehreren Farben, quae ad ectypas scalpturas aptantur. Ueber die Handelswege, auf denen jene wunderbar großen Onyxe nach dem Abendland kamen, Gr. Veltheim, Sammlung der Auf- ſätze ii. S. 236. Böttiger Ueber die Aechtheit und das Vaterland der antiken Onyx-Kameen von außerordentlicher Größe. Lpz. 1796. Heeren Ideen i, 2. S. 211. Lucian de Syr. dea 32. er- wähnt an der Bildſäule der Göttin viele Edelſteine, weiße, waſſer- farbne, feurige, Sardonyxe (ὄνυχες Σαρδῶοι), Hyacinthe, Sma- ragde, welche Aegyptier, Inder, Aethiopen, Meder, Armenier u. Babylonier dahin bringen. 312. Was nunmehr die Art der Arbeit anlangt: ſo wiſſen wir aus dem Alterthum nur ſo viel, daß, nach- dem der Schleifer (politor) dem Stein eine ebne oder convexe Form, die man zu Siegelringen beſonders liebte, gegeben hatte, der Steinſchneider (scalptor, cavarius) ihn theils mit eiſernen Inſtrumenten, welche mit Na- xiſchem Staub und Oel beſtrichen wurden, bald mit runden, bald mit ſpitzen und bohrerartigen, theils aber auch mit der in Eiſen gefaßten Diamantenſpitze angriff. Die Vorrich- tung des Rades, wodurch die Inſtrumente in Bewegung geſetzt werden, waͤhrend der Stein an ſie angehalten wird, war wahrſcheinlich im Alterthum aͤhnlich wie jetzt. 1 2 3 1. Λιϑοτριβικὴ u. Λιϑουργικὴ, Kunſt des politor u. scalptor bei Lyſias Fragm. περὶ τοῦ τύπου. Ueber die la- teiniſchen Namen Salmaſ. Exc. Plin. p. 736. vgl. Sillig Cat. Art. p. viii. oben §. 308, 1. 2. Pl. xxxvii, 76. Tanta differentia est, ut aliae ferro scalpi non possint, aliae non nisi retuso, verum omnes adamante: plurimum vero in his terebrarum proficit fer- vor. Das ferrum retusum iſt wohl der Knopf, bouterolle, deſſen runde Höhlungen man ſo viel auf orientaliſchen wie altgrie- chiſchen Gemmen ſieht §. 97, 3. 238. — Der Naxiſche Staub, §. 310, 4. diente für das Schneiden und Schleifen nach Pl. xxxvi, 10. vgl. Theophr. de lap. §. 77. Von der σμύρις, Schmirgel, zum Schleifen Dioſkorid. v, 165. Schneider ad Ecl. Phys. p. 120. u. im Lex. Von den Splittern der Oſtracitis xxxvii,

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/403>, abgerufen am 22.11.2024.