3) Die erste Quelle sind die Ciceroni, exegetai, perie- getai, mustagogoi (Cic. Verr. iv, 59. mystagogi lovis Olympiae et Minervae Athenis, Varro ap. Non. p. 419) oi epi thaumasin, welche von Mythen und Kunstanekdoten leb- ten (Lukian Philops. 4). Vgl. Facius Collectaneen S. 198. Thor- lacius de gustu Graecorum antiquitatis ambitioso 1797. Böttiger Archäol. der Mahlerei S. 299. -- Periegetische Schrift- steller der gründliche und umfassende Polemon, o periegetes, stelokopas, um Ol. 138, Heliodor über Athen, Hegesandros, Alketas über Delphi und zahllose andre. Pausanias der Lyder, unter Hadrian und den Antoninen, ein genauer und sehr kundiger Schriftsteller, der aber ganz als Perieget zu fassen ist, 'Ellados periegeseos b. i.
4) Die Gemäldebeschreibungen des Rhetor Philostratos (um 220 p. C.) und seines Tochtersohns, des jüngern Philostr. Liba- nios (314 - 390) ekphraseis. Vgl. Petersen vier Programme Havniae 1827. 28. Das Geistreichste der Art sind einige Schrif- ten Lukians. Verwandter Natur sind die meisten Epigramme auf Kunstwerke.
5) M. Terentius Varro de novem disciplinis, darunter de architectura.PliniusNat. Hist. xxxiii - xxxvii.
136. Die neuere Behandlung der alten Kunst, seit der wiedererwachten Liebe zum classischen Alterthum, kann man nach drei Perioden unterscheiden.
2I. Die künstlerische, etwa von 1450 bis 1600. Die Kunstwerke des Alterthums werden mit Freude und Liebe aufgefaßt, und mit Eifer gesammelt. Ein edler Wetteifer entzündet sich daran. Das Interesse am Kunst- werke als einem historischen Denkmal ist gering; man will genießen. Daher die Restaurationen.
2. Die Werke der alten Kunst waren im Mittelalter zu keiner Zeit ganz unbeachtet geblieben; Nicola Pisano (st. 1273) studirte alte Sarcophagen (Cicognara Storia della Scult. i. p. 355) indessen wurde Nichts für Erhaltung und Aufbewahrung gethan. Die Zerstörungsgeschichte des alten Roms schließt selbst noch nicht mit Sixtus dem IV (starb 1484; vgl. Niebuhrs Kl. Schriften S. 433) doch verfährt man immer schonender. Sammlungen
Einleitung
3) Die erſte Quelle ſind die Ciceroni, ἐξηγηταὶ, περιη- γηταὶ, μυσταγωγοί (Cic. Verr. iv, 59. mystagogi lovis Olympiae et Minervae Athenis, Varro ap. Non. p. 419) οἱ ἐπὶ ϑαύμασιν, welche von Mythen und Kunſtanekdoten leb- ten (Lukian Philopſ. 4). Vgl. Facius Collectaneen S. 198. Thor- lacius de gustu Graecorum antiquitatis ambitioso 1797. Böttiger Archäol. der Mahlerei S. 299. — Periegetiſche Schrift- ſteller der gründliche und umfaſſende Polemon, ὁ περιηγητὴς, στηλοκόπας, um Ol. 138, Heliodor über Athen, Hegeſandros, Alketas über Delphi und zahlloſe andre. Pauſanias der Lyder, unter Hadrian und den Antoninen, ein genauer und ſehr kundiger Schriftſteller, der aber ganz als Perieget zu faſſen iſt, ‘Ελλάδος περιηγήσεως β. ί.
4) Die Gemäldebeſchreibungen des Rhetor Philoſtratos (um 220 p. C.) und ſeines Tochterſohns, des jüngern Philoſtr. Liba- nios (314 ‒ 390) ἐκφράσεις. Vgl. Peterſen vier Programme Havniae 1827. 28. Das Geiſtreichſte der Art ſind einige Schrif- ten Lukians. Verwandter Natur ſind die meiſten Epigramme auf Kunſtwerke.
5) M. Terentius Varro de novem disciplinis, darunter de architectura.PliniusNat. Hist. xxxiii ‒ xxxvii.
136. Die neuere Behandlung der alten Kunſt, ſeit der wiedererwachten Liebe zum claſſiſchen Alterthum, kann man nach drei Perioden unterſcheiden.
2I. Die kuͤnſtleriſche, etwa von 1450 bis 1600. Die Kunſtwerke des Alterthums werden mit Freude und Liebe aufgefaßt, und mit Eifer geſammelt. Ein edler Wetteifer entzuͤndet ſich daran. Das Intereſſe am Kunſt- werke als einem hiſtoriſchen Denkmal iſt gering; man will genießen. Daher die Reſtaurationen.
2. Die Werke der alten Kunſt waren im Mittelalter zu keiner Zeit ganz unbeachtet geblieben; Nicola Piſano (ſt. 1273) ſtudirte alte Sarcophagen (Cicognara Storia della Scult. i. p. 355) indeſſen wurde Nichts für Erhaltung und Aufbewahrung gethan. Die Zerſtörungsgeſchichte des alten Roms ſchließt ſelbſt noch nicht mit Sixtus dem IV (ſtarb 1484; vgl. Niebuhrs Kl. Schriften S. 433) doch verfährt man immer ſchonender. Sammlungen
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Einleitung
3) Die erſte Quelle ſind die Ciceroni, ἐξηγηταὶ, περιη-
γηταὶ, μυσταγωγοί (Cic. Verr. iv, 59. mystagogi lovis
Olympiae et Minervae Athenis, Varro ap. Non. p. 419)
οἱ ἐπὶ ϑαύμασιν, welche von Mythen und Kunſtanekdoten leb-
ten (Lukian Philopſ. 4). Vgl. Facius Collectaneen S. 198. Thor-
lacius de gustu Graecorum antiquitatis ambitioso 1797.
Böttiger Archäol. der Mahlerei S. 299. — Periegetiſche Schrift-
ſteller der gründliche und umfaſſende Polemon, ὁ περιηγητὴς,
στηλοκόπας, um Ol. 138, Heliodor über Athen, Hegeſandros,
Alketas über Delphi und zahlloſe andre. Pauſanias der Lyder,
unter Hadrian und den Antoninen, ein genauer und ſehr kundiger
Schriftſteller, der aber ganz als Perieget zu faſſen iſt, ‘Ελλάδος
περιηγήσεως β. ί.
4) Die Gemäldebeſchreibungen des Rhetor Philoſtratos (um
220 p. C.) und ſeines Tochterſohns, des jüngern Philoſtr. Liba-
nios (314 ‒ 390) ἐκφράσεις. Vgl. Peterſen vier Programme
Havniae 1827. 28. Das Geiſtreichſte der Art ſind einige Schrif-
ten Lukians. Verwandter Natur ſind die meiſten Epigramme
auf Kunſtwerke.
5) M. Terentius Varro de novem disciplinis, darunter de
architectura. Plinius Nat. Hist. xxxiii ‒ xxxvii.
36. Die neuere Behandlung der alten Kunſt, ſeit
der wiedererwachten Liebe zum claſſiſchen Alterthum, kann
man nach drei Perioden unterſcheiden.
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I. Die kuͤnſtleriſche, etwa von 1450 bis 1600.
Die Kunſtwerke des Alterthums werden mit Freude und
Liebe aufgefaßt, und mit Eifer geſammelt. Ein edler
Wetteifer entzuͤndet ſich daran. Das Intereſſe am Kunſt-
werke als einem hiſtoriſchen Denkmal iſt gering; man
will genießen. Daher die Reſtaurationen.
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2. Die Werke der alten Kunſt waren im Mittelalter zu
keiner Zeit ganz unbeachtet geblieben; Nicola Piſano (ſt. 1273)
ſtudirte alte Sarcophagen (Cicognara Storia della Scult. i. p. 355)
indeſſen wurde Nichts für Erhaltung und Aufbewahrung gethan.
Die Zerſtörungsgeſchichte des alten Roms ſchließt ſelbſt noch nicht
mit Sixtus dem IV (ſtarb 1484; vgl. Niebuhrs Kl. Schriften
S. 433) doch verfährt man immer ſchonender. Sammlungen
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/40>, abgerufen am 03.02.2025.
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