im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue, über einen feuerfesten Kern, aus Wachs bossirt, und darüber eine thönerne durchlöcherte Form gemacht (lig- dos, auch khonos genannt). Sowohl in der Dünnheit des Erzes als in der Reinheit des Gusses und der Leich- tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei- ner erstaunenswürdigen Vollkommenheit. Doch nahmen6 sie sich auch Zusammenfügung von Theilen, durch mecha- nische oder chemische Mittel, nicht übel; das Einsetzen der Augen scheint zu allen Zeiten gewöhnlich gewesen zu sein.
1. Signa Corinthia Martial xiv, 172. Amazone des Stron- gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da- von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk- würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will. Aber auffallend ist die imago Corinthea Traiani Caesaris in der Inschr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab- löschung in der Quelle Peirene so trefflich mache, Paus. ii, 3, 3. vgl. Plut. a. O. Petron. 50.
2. Pl. xxxiv, 3. Graecanicus color aeris. Epa- tizon. Athletenfarbe, Dio Chrysost. Or. 28. in. Meer- blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy Jup. Ol. p. 58. -- Schöne Patina der alten Bronze, Fea in Winck. W. v. S. 430.
3. Polychromes Erz. Kallistratos Angaben können fucus so- phisticus sein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn sie sich meist auf pieces a rapport, wie die durch Mischung von Blei mit Kyprischem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk- würdig sind Silanions Jokaste mit todtblassem Gesicht, durch Sil- bermischung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1. vgl. de Pyth or. 2.), u. Aristonidas schamrother Athamas, durch Eisenbeimischung (Plin. 40.), da doch Eisen sich sonst mit Kupfer nicht mischen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beschreibt an einer Erzstatue tunicam picturis variegatam.
4. Erz mit Zinn schon in den Nägeln vom Schatzhause des Atreus §. 49. Die Mischung schwankt zwischen 5/8 u. 24 auf 100.
24
II. Bildende Kunſt. Technik.
im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue, uͤber einen feuerfeſten Kern, aus Wachs boſſirt, und daruͤber eine thoͤnerne durchloͤcherte Form gemacht (λίγ- δος, auch χῶνος genannt). Sowohl in der Duͤnnheit des Erzes als in der Reinheit des Guſſes und der Leich- tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei- ner erſtaunenswuͤrdigen Vollkommenheit. Doch nahmen6 ſie ſich auch Zuſammenfuͤgung von Theilen, durch mecha- niſche oder chemiſche Mittel, nicht uͤbel; das Einſetzen der Augen ſcheint zu allen Zeiten gewoͤhnlich geweſen zu ſein.
1. Signa Corinthia Martial xiv, 172. Amazone des Stron- gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da- von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk- würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will. Aber auffallend iſt die imago Corinthea Traiani Caesaris in der Inſchr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab- löſchung in der Quelle Peirene ſo trefflich mache, Pauſ. ii, 3, 3. vgl. Plut. a. O. Petron. 50.
2. Pl. xxxiv, 3. Graecanicus color aeris. Ἡπα- τίζον. Athletenfarbe, Dio Chryſoſt. Or. 28. in. Meer- blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy Jup. Ol. p. 58. — Schöne Patina der alten Bronze, Fea in Winck. W. v. S. 430.
3. Polychromes Erz. Kalliſtratos Angaben können fucus so- phisticus ſein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn ſie ſich meiſt auf pièces à rapport, wie die durch Miſchung von Blei mit Kypriſchem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk- würdig ſind Silanions Jokaſte mit todtblaſſem Geſicht, durch Sil- bermiſchung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1. vgl. de Pyth or. 2.), u. Ariſtonidas ſchamrother Athamas, durch Eiſenbeimiſchung (Plin. 40.), da doch Eiſen ſich ſonſt mit Kupfer nicht miſchen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beſchreibt an einer Erzſtatue tunicam picturis variegatam.
4. Erz mit Zinn ſchon in den Nägeln vom Schatzhauſe des Atreus §. 49. Die Miſchung ſchwankt zwiſchen ⅝ u. 24 auf 100.
24
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><p><pbfacs="#f0391"n="369"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi> Bildende Kunſt. Technik.</fw><lb/>
im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue,<lb/>
uͤber einen feuerfeſten Kern, aus Wachs boſſirt, und<lb/>
daruͤber eine thoͤnerne durchloͤcherte Form gemacht (λίγ-<lb/>δος, auch χῶνος genannt). Sowohl in der Duͤnnheit<lb/>
des Erzes als in der Reinheit des Guſſes und der Leich-<lb/>
tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei-<lb/>
ner erſtaunenswuͤrdigen Vollkommenheit. Doch nahmen<noteplace="right">6</note><lb/>ſie ſich auch Zuſammenfuͤgung von Theilen, durch mecha-<lb/>
niſche oder chemiſche Mittel, nicht uͤbel; das Einſetzen<lb/>
der Augen ſcheint zu allen Zeiten gewoͤhnlich geweſen<lb/>
zu ſein.</p><lb/><p>1. <hirendition="#aq">Signa Corinthia</hi> Martial <hirendition="#aq"><hirendition="#k">xiv</hi>,</hi> 172. Amazone des Stron-<lb/>
gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da-<lb/>
von, Plut. <hirendition="#aq">de Pyth. or.</hi> 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk-<lb/>
würdig, indem er nur <hirendition="#aq">vasa,</hi> nicht <hirendition="#aq">signa Corinthia</hi> zugeben will.<lb/>
Aber auffallend iſt die <hirendition="#aq">imago Corinthea Traiani Caesaris</hi> in<lb/>
der Inſchr. Gruter 175, 9. Fabretti <hirendition="#aq">Col. Trai. p.</hi> 251. Es<lb/>
gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab-<lb/>
löſchung in der Quelle Peirene ſo trefflich mache, Pauſ. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ii</hi>,</hi> 3, 3.<lb/>
vgl. Plut. a. O. Petron. 50.</p><lb/><p>2. Pl. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">xxxiv</hi>, 3. Graecanicus color aeris.</hi>Ἡπα-<lb/>τίζον. Athletenfarbe, Dio Chryſoſt. <hirendition="#aq">Or. 28. in.</hi> Meer-<lb/>
blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy<lb/><hirendition="#aq">Jup. Ol. p.</hi> 58. — Schöne Patina der alten Bronze, Fea<lb/>
in Winck. W. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">v</hi>.</hi> S. 430.</p><lb/><p>3. Polychromes Erz. Kalliſtratos Angaben können <hirendition="#aq">fucus so-<lb/>
phisticus</hi>ſein (Welcker zu 5. <hirendition="#aq">p.</hi> 701); auch beziehn ſie ſich meiſt<lb/>
auf <hirendition="#aq">pièces à rapport,</hi> wie die durch Miſchung von Blei mit<lb/>
Kypriſchem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk-<lb/>
würdig ſind Silanions Jokaſte mit todtblaſſem Geſicht, durch Sil-<lb/>
bermiſchung (Plut. <hirendition="#aq">de aud. poet. 3. Quaest. Symp. <hirendition="#k">v</hi>,</hi> 1.<lb/>
vgl. <hirendition="#aq">de Pyth or.</hi> 2.), u. Ariſtonidas ſchamrother Athamas, durch<lb/>
Eiſenbeimiſchung (Plin. 40.), da doch Eiſen ſich ſonſt mit Kupfer<lb/>
nicht miſchen läßt. Auch Apul. <hirendition="#aq">Flor. p.</hi> 128. beſchreibt an einer<lb/>
Erzſtatue <hirendition="#aq">tunicam picturis variegatam.</hi></p><lb/><p>4. Erz mit Zinn ſchon in den Nägeln vom Schatzhauſe des<lb/>
Atreus §. 49. Die Miſchung ſchwankt zwiſchen ⅝ u. 24 auf 100.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">24</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0391]
II. Bildende Kunſt. Technik.
im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue,
uͤber einen feuerfeſten Kern, aus Wachs boſſirt, und
daruͤber eine thoͤnerne durchloͤcherte Form gemacht (λίγ-
δος, auch χῶνος genannt). Sowohl in der Duͤnnheit
des Erzes als in der Reinheit des Guſſes und der Leich-
tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei-
ner erſtaunenswuͤrdigen Vollkommenheit. Doch nahmen
ſie ſich auch Zuſammenfuͤgung von Theilen, durch mecha-
niſche oder chemiſche Mittel, nicht uͤbel; das Einſetzen
der Augen ſcheint zu allen Zeiten gewoͤhnlich geweſen
zu ſein.
6
1. Signa Corinthia Martial xiv, 172. Amazone des Stron-
gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da-
von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk-
würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will.
Aber auffallend iſt die imago Corinthea Traiani Caesaris in
der Inſchr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es
gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab-
löſchung in der Quelle Peirene ſo trefflich mache, Pauſ. ii, 3, 3.
vgl. Plut. a. O. Petron. 50.
2. Pl. xxxiv, 3. Graecanicus color aeris. Ἡπα-
τίζον. Athletenfarbe, Dio Chryſoſt. Or. 28. in. Meer-
blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy
Jup. Ol. p. 58. — Schöne Patina der alten Bronze, Fea
in Winck. W. v. S. 430.
3. Polychromes Erz. Kalliſtratos Angaben können fucus so-
phisticus ſein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn ſie ſich meiſt
auf pièces à rapport, wie die durch Miſchung von Blei mit
Kypriſchem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk-
würdig ſind Silanions Jokaſte mit todtblaſſem Geſicht, durch Sil-
bermiſchung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1.
vgl. de Pyth or. 2.), u. Ariſtonidas ſchamrother Athamas, durch
Eiſenbeimiſchung (Plin. 40.), da doch Eiſen ſich ſonſt mit Kupfer
nicht miſchen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beſchreibt an einer
Erzſtatue tunicam picturis variegatam.
4. Erz mit Zinn ſchon in den Nägeln vom Schatzhauſe des
Atreus §. 49. Die Miſchung ſchwankt zwiſchen ⅝ u. 24 auf 100.
24
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/391>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.