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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Technik.
im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue,
über einen feuerfesten Kern, aus Wachs bossirt, und
darüber eine thönerne durchlöcherte Form gemacht (lig-
dos, auch khonos genannt). Sowohl in der Dünnheit
des Erzes als in der Reinheit des Gusses und der Leich-
tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei-
ner erstaunenswürdigen Vollkommenheit. Doch nahmen6
sie sich auch Zusammenfügung von Theilen, durch mecha-
nische oder chemische Mittel, nicht übel; das Einsetzen
der Augen scheint zu allen Zeiten gewöhnlich gewesen
zu sein.

1. Signa Corinthia Martial xiv, 172. Amazone des Stron-
gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da-
von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk-
würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will.
Aber auffallend ist die imago Corinthea Traiani Caesaris in
der Inschr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es
gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab-
löschung in der Quelle Peirene so trefflich mache, Paus. ii, 3, 3.
vgl. Plut. a. O. Petron. 50.

2. Pl. xxxiv, 3. Graecanicus color aeris. Epa-
tizon. Athletenfarbe, Dio Chrysost. Or. 28. in. Meer-
blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy
Jup. Ol. p. 58. -- Schöne Patina der alten Bronze, Fea
in Winck. W. v. S. 430.

3. Polychromes Erz. Kallistratos Angaben können fucus so-
phisticus
sein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn sie sich meist
auf pieces a rapport, wie die durch Mischung von Blei mit
Kyprischem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk-
würdig sind Silanions Jokaste mit todtblassem Gesicht, durch Sil-
bermischung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1.
vgl. de Pyth or. 2.), u. Aristonidas schamrother Athamas, durch
Eisenbeimischung (Plin. 40.), da doch Eisen sich sonst mit Kupfer
nicht mischen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beschreibt an einer
Erzstatue tunicam picturis variegatam.

4. Erz mit Zinn schon in den Nägeln vom Schatzhause des
Atreus §. 49. Die Mischung schwankt zwischen 5/8 u. 24 auf 100.

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II. Bildende Kunſt. Technik.
im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue,
uͤber einen feuerfeſten Kern, aus Wachs boſſirt, und
daruͤber eine thoͤnerne durchloͤcherte Form gemacht (λίγ-
δος, auch χῶνος genannt). Sowohl in der Duͤnnheit
des Erzes als in der Reinheit des Guſſes und der Leich-
tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei-
ner erſtaunenswuͤrdigen Vollkommenheit. Doch nahmen6
ſie ſich auch Zuſammenfuͤgung von Theilen, durch mecha-
niſche oder chemiſche Mittel, nicht uͤbel; das Einſetzen
der Augen ſcheint zu allen Zeiten gewoͤhnlich geweſen
zu ſein.

1. Signa Corinthia Martial xiv, 172. Amazone des Stron-
gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da-
von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk-
würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will.
Aber auffallend iſt die imago Corinthea Traiani Caesaris in
der Inſchr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es
gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab-
löſchung in der Quelle Peirene ſo trefflich mache, Pauſ. ii, 3, 3.
vgl. Plut. a. O. Petron. 50.

2. Pl. xxxiv, 3. Graecanicus color aeris. Ἡπα-
τίζον. Athletenfarbe, Dio Chryſoſt. Or. 28. in. Meer-
blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy
Jup. Ol. p. 58. — Schöne Patina der alten Bronze, Fea
in Winck. W. v. S. 430.

3. Polychromes Erz. Kalliſtratos Angaben können fucus so-
phisticus
ſein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn ſie ſich meiſt
auf pièces à rapport, wie die durch Miſchung von Blei mit
Kypriſchem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk-
würdig ſind Silanions Jokaſte mit todtblaſſem Geſicht, durch Sil-
bermiſchung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1.
vgl. de Pyth or. 2.), u. Ariſtonidas ſchamrother Athamas, durch
Eiſenbeimiſchung (Plin. 40.), da doch Eiſen ſich ſonſt mit Kupfer
nicht miſchen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beſchreibt an einer
Erzſtatue tunicam picturis variegatam.

4. Erz mit Zinn ſchon in den Nägeln vom Schatzhauſe des
Atreus §. 49. Die Miſchung ſchwankt zwiſchen ⅝ u. 24 auf 100.

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[369/0391] II. Bildende Kunſt. Technik. im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue, uͤber einen feuerfeſten Kern, aus Wachs boſſirt, und daruͤber eine thoͤnerne durchloͤcherte Form gemacht (λίγ- δος, auch χῶνος genannt). Sowohl in der Duͤnnheit des Erzes als in der Reinheit des Guſſes und der Leich- tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei- ner erſtaunenswuͤrdigen Vollkommenheit. Doch nahmen ſie ſich auch Zuſammenfuͤgung von Theilen, durch mecha- niſche oder chemiſche Mittel, nicht uͤbel; das Einſetzen der Augen ſcheint zu allen Zeiten gewoͤhnlich geweſen zu ſein. 6 1. Signa Corinthia Martial xiv, 172. Amazone des Stron- gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da- von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk- würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will. Aber auffallend iſt die imago Corinthea Traiani Caesaris in der Inſchr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab- löſchung in der Quelle Peirene ſo trefflich mache, Pauſ. ii, 3, 3. vgl. Plut. a. O. Petron. 50. 2. Pl. xxxiv, 3. Graecanicus color aeris. Ἡπα- τίζον. Athletenfarbe, Dio Chryſoſt. Or. 28. in. Meer- blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy Jup. Ol. p. 58. — Schöne Patina der alten Bronze, Fea in Winck. W. v. S. 430. 3. Polychromes Erz. Kalliſtratos Angaben können fucus so- phisticus ſein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn ſie ſich meiſt auf pièces à rapport, wie die durch Miſchung von Blei mit Kypriſchem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk- würdig ſind Silanions Jokaſte mit todtblaſſem Geſicht, durch Sil- bermiſchung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1. vgl. de Pyth or. 2.), u. Ariſtonidas ſchamrother Athamas, durch Eiſenbeimiſchung (Plin. 40.), da doch Eiſen ſich ſonſt mit Kupfer nicht miſchen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beſchreibt an einer Erzſtatue tunicam picturis variegatam. 4. Erz mit Zinn ſchon in den Nägeln vom Schatzhauſe des Atreus §. 49. Die Miſchung ſchwankt zwiſchen ⅝ u. 24 auf 100. 24

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/391>, abgerufen am 25.11.2024.