des Griechisch-Römischen Lagers im Ganzen eben so ge- schmackvoll wie verständig war: so war doch die einzelne Absteckung in der Regel nur die Erneuerung einer her- kömmlichen und gesetzlichen Form.
3. Fora §. 188, 4. Ueber den Gegensatz der altgriechischen und Jonischen Einrichtung Paus. vi, 24, 2. Hirt Gesch. iii. S. 175.
4. Ueber die schöne Lage Griechischer Städte, Strabon v. p. 235. Ein Hauptbeispiel ist Assos in Kleinasien, Choiseul Gouff. Voy. pitt. T. ii. pl. 10. -- Dabei war aber seit alten Zei- ten kluge Benutzung und Abhaltung von Wind und Sonne ein Hauptaugenmerk der Städtegründer. Arist. Polit. vii, 10. Vi- truv i, 4. 6. -- Von den Griechischen Städten ist uns, außer Athen, wohl Syrakus seinem Plane nach am genauesten be- kannt; Cicero Verr. iv, 53. giebt viel anschauliche Nachrichten; auch hier waren die neuern Theile regelmäßiger als die alten. Plan bei Wilkins -- Göller -- Letronne.
296. Da die Architektur eben so wenig eine Seite1 des menschlichen Lebens als unkünstlerischer Formen un- fähig von sich stößt, wie sie sich Formen anders als aus den Bedürfnissen des Lebens zu erschaffen vermag: so darf hier auch die Erwähnung der Land- und Wasserbaue nicht fehlen, durch welche das Volk seinen Wohnsitz auf eine feste und sichre Weise mit andern in Verbindung setzt, und sein gesammtes Terrain sich zum Heil und Nutzen einrichtet. Wir deuten auf die Straßen, in deren Bau2 die Römer so ausgezeichnet waren (§. 180, 1.), um de- rentwillen Felsen durchbrochen und weite Niederungen und Sümpfe durch lange Bogen überbrückt wurden; auf3 die mächtigen Brücken, Canäle, See-Emissarien, Cloaken desselben Volkes; auf das ganze großartige Sy- stem der Wasserversorgung Roms, welches Fron- tinus nicht ohne Grund über die Pyramiden Aegyptens und andre Weltwunder setzt, und wozu außer Canälen, Aquädukten und Röhrenleitungen, Wassercastelle, Brunnen und Springbrunnen gehören, die mit Säulen, Bekken
I. Tektonik. Gebaͤude.
des Griechiſch-Roͤmiſchen Lagers im Ganzen eben ſo ge- ſchmackvoll wie verſtaͤndig war: ſo war doch die einzelne Abſteckung in der Regel nur die Erneuerung einer her- koͤmmlichen und geſetzlichen Form.
3. Fora §. 188, 4. Ueber den Gegenſatz der altgriechiſchen und Joniſchen Einrichtung Pauſ. vi, 24, 2. Hirt Geſch. iii. S. 175.
4. Ueber die ſchöne Lage Griechiſcher Städte, Strabon v. p. 235. Ein Hauptbeiſpiel iſt Aſſos in Kleinaſien, Choiſeul Gouff. Voy. pitt. T. ii. pl. 10. — Dabei war aber ſeit alten Zei- ten kluge Benutzung und Abhaltung von Wind und Sonne ein Hauptaugenmerk der Städtegründer. Ariſt. Polit. vii, 10. Vi- truv i, 4. 6. — Von den Griechiſchen Städten iſt uns, außer Athen, wohl Syrakus ſeinem Plane nach am genaueſten be- kannt; Cicero Verr. iv, 53. giebt viel anſchauliche Nachrichten; auch hier waren die neuern Theile regelmäßiger als die alten. Plan bei Wilkins — Göller — Letronne.
296. Da die Architektur eben ſo wenig eine Seite1 des menſchlichen Lebens als unkuͤnſtleriſcher Formen un- faͤhig von ſich ſtoͤßt, wie ſie ſich Formen anders als aus den Beduͤrfniſſen des Lebens zu erſchaffen vermag: ſo darf hier auch die Erwaͤhnung der Land- und Waſſerbaue nicht fehlen, durch welche das Volk ſeinen Wohnſitz auf eine feſte und ſichre Weiſe mit andern in Verbindung ſetzt, und ſein geſammtes Terrain ſich zum Heil und Nutzen einrichtet. Wir deuten auf die Straßen, in deren Bau2 die Roͤmer ſo ausgezeichnet waren (§. 180, 1.), um de- rentwillen Felſen durchbrochen und weite Niederungen und Suͤmpfe durch lange Bogen uͤberbruͤckt wurden; auf3 die maͤchtigen Bruͤcken, Canaͤle, See-Emiſſarien, Cloaken deſſelben Volkes; auf das ganze großartige Sy- ſtem der Waſſerverſorgung Roms, welches Fron- tinus nicht ohne Grund uͤber die Pyramiden Aegyptens und andre Weltwunder ſetzt, und wozu außer Canaͤlen, Aquaͤdukten und Roͤhrenleitungen, Waſſercaſtelle, Brunnen und Springbrunnen gehoͤren, die mit Saͤulen, Bekken
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I. Tektonik. Gebaͤude.
des Griechiſch-Roͤmiſchen Lagers im Ganzen eben ſo ge-
ſchmackvoll wie verſtaͤndig war: ſo war doch die einzelne
Abſteckung in der Regel nur die Erneuerung einer her-
koͤmmlichen und geſetzlichen Form.
3. Fora §. 188, 4. Ueber den Gegenſatz der altgriechiſchen
und Joniſchen Einrichtung Pauſ. vi, 24, 2. Hirt Geſch. iii.
S. 175.
4. Ueber die ſchöne Lage Griechiſcher Städte, Strabon v.
p. 235. Ein Hauptbeiſpiel iſt Aſſos in Kleinaſien, Choiſeul Gouff.
Voy. pitt. T. ii. pl. 10. — Dabei war aber ſeit alten Zei-
ten kluge Benutzung und Abhaltung von Wind und Sonne ein
Hauptaugenmerk der Städtegründer. Ariſt. Polit. vii, 10. Vi-
truv i, 4. 6. — Von den Griechiſchen Städten iſt uns, außer
Athen, wohl Syrakus ſeinem Plane nach am genaueſten be-
kannt; Cicero Verr. iv, 53. giebt viel anſchauliche Nachrichten;
auch hier waren die neuern Theile regelmäßiger als die alten. Plan
bei Wilkins — Göller — Letronne.
296. Da die Architektur eben ſo wenig eine Seite
des menſchlichen Lebens als unkuͤnſtleriſcher Formen un-
faͤhig von ſich ſtoͤßt, wie ſie ſich Formen anders als aus
den Beduͤrfniſſen des Lebens zu erſchaffen vermag: ſo
darf hier auch die Erwaͤhnung der Land- und Waſſerbaue
nicht fehlen, durch welche das Volk ſeinen Wohnſitz auf
eine feſte und ſichre Weiſe mit andern in Verbindung ſetzt,
und ſein geſammtes Terrain ſich zum Heil und Nutzen
einrichtet. Wir deuten auf die Straßen, in deren Bau
die Roͤmer ſo ausgezeichnet waren (§. 180, 1.), um de-
rentwillen Felſen durchbrochen und weite Niederungen
und Suͤmpfe durch lange Bogen uͤberbruͤckt wurden; auf
die maͤchtigen Bruͤcken, Canaͤle, See-Emiſſarien,
Cloaken deſſelben Volkes; auf das ganze großartige Sy-
ſtem der Waſſerverſorgung Roms, welches Fron-
tinus nicht ohne Grund uͤber die Pyramiden Aegyptens
und andre Weltwunder ſetzt, und wozu außer Canaͤlen,
Aquaͤdukten und Roͤhrenleitungen, Waſſercaſtelle, Brunnen
und Springbrunnen gehoͤren, die mit Saͤulen, Bekken
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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