11. piscina. 12. xysti. 13. allerlei Zimmer für Auf- wärter. 14. vestibulum. Alle diese Stücke, das ve- stibulum, ephebeum und die piscina ausgenommen, pflegen doppelt vorhanden zu sein. B. Umgebende und5 einfassende Anlagen, wie porticus, exedrae, scholae, bibliothecae, selbst theaterförmige Baue.
1. In ächtgriechischen Zeiten waren die Bäder, balaneia, geringfügige Gebäude, und wahrscheinlich in der Regel Privatun- ternehmungen. (Oeffentliche loutronas erwähnt indeß Xenoph. RP. Ath. 2, 10.) Dabei war die Form des tholos schon in Athen die gebräuchliche. Athen. xi. p. 501. Diese gewölbte Form blieb immer für die Badesääle; große Fenster im Gewölbe fingen die Sonne ein. Vgl. Lukians Hippias 5. Seneca Ep. 86. Plin. Ep. ii, 17. Selbst die Christlichen Baptisterien (§. 194.) haben die Kuppelform aus diesem Grunde.
4. Die Einrichtung der balnea und thermae kennen wir be- sonders durch das Bild aus den Thermen des Titus (Winckelm. W. ii Tf. 4. Hirt Tf. 24, 2), die wohlerhaltnen Ruinen von Badenweiler (§. 264, 2. vgl. Weinbrenner Entwürfe i, 3.), und Palladio's freilich nicht ganz zuverlässige Risse der Thermen des Agrippa, der Neronisch-Alexandrinischen, der des Titus (oder Trajan?), des Ca- racalla, Philippus (?), Diocletian u. Constantin, (in Palladio's Werken von Scamozzi), welche die lavacra in modum provin- ciarum exstrucla (Ammian) im Allgemeinen sehr deutlich machen. -- Ch. Cameron the baths of the Romans. Lond. 1772. f.
Den Bädern verwandt waren die Nymphäen, kunstreiche Nachahmungen von Quellgrotten (s. Vales. ad Ammian. xv, 7.); so wie die Museen, in denen Tropfsteinhöhlen nachgeahmt wurden (Plin. xxxvi, 42.) Aber das Alexandrinische und die Römischen Museen (Heyne Opuscc. Acad. i. p. 122) gingen mehr aus den Nebenanlagen Griechischer Gymnasien hervor.
293. Die Privathäuser waren natürlich zu jeder1 Zeit in ihrer Anlage von den mancherlei Bedürfnissen ver- schiedner Stände und Gewerbe, wie von den Launen und Neigungen der Eigenthümer, abhängig, und daher weni- ger nach durchgehenden Normen geregelt als die öffentli- chen Bauten. Indeß giebt es doch auch hier gewisse leicht unterscheidbare Hauptformen. I. Das altgriechi-2
I. Tektonik. Gebaͤude.
11. piscina. 12. xysti. 13. allerlei Zimmer fuͤr Auf- waͤrter. 14. vestibulum. Alle dieſe Stuͤcke, das ve- stibulum, ephebeum und die piscina ausgenommen, pflegen doppelt vorhanden zu ſein. B. Umgebende und5 einfaſſende Anlagen, wie porticus, exedrae, scholae, bibliothecae, ſelbſt theaterfoͤrmige Baue.
1. In ächtgriechiſchen Zeiten waren die Bäder, βαλανεῖα, geringfügige Gebäude, und wahrſcheinlich in der Regel Privatun- ternehmungen. (Oeffentliche λουτρῶνας erwähnt indeß Xenoph. RP. Ath. 2, 10.) Dabei war die Form des ϑόλος ſchon in Athen die gebräuchliche. Athen. xi. p. 501. Dieſe gewölbte Form blieb immer für die Badeſääle; große Fenſter im Gewölbe fingen die Sonne ein. Vgl. Lukians Hippias 5. Seneca Ep. 86. Plin. Ep. ii, 17. Selbſt die Chriſtlichen Baptiſterien (§. 194.) haben die Kuppelform aus dieſem Grunde.
4. Die Einrichtung der balnea und thermae kennen wir be- ſonders durch das Bild aus den Thermen des Titus (Winckelm. W. ii Tf. 4. Hirt Tf. 24, 2), die wohlerhaltnen Ruinen von Badenweiler (§. 264, 2. vgl. Weinbrenner Entwürfe i, 3.), und Palladio’s freilich nicht ganz zuverläſſige Riſſe der Thermen des Agrippa, der Neroniſch-Alexandriniſchen, der des Titus (oder Trajan?), des Ca- racalla, Philippus (?), Diocletian u. Conſtantin, (in Palladio’s Werken von Scamozzi), welche die lavacra in modum provin- ciarum exstrucla (Ammian) im Allgemeinen ſehr deutlich machen. — Ch. Cameron the baths of the Romans. Lond. 1772. f.
Den Bädern verwandt waren die Nymphäen, kunſtreiche Nachahmungen von Quellgrotten (ſ. Valeſ. ad Ammian. xv, 7.); ſo wie die Muſeen, in denen Tropfſteinhöhlen nachgeahmt wurden (Plin. xxxvi, 42.) Aber das Alexandriniſche und die Römiſchen Muſeen (Heyne Opuscc. Acad. i. p. 122) gingen mehr aus den Nebenanlagen Griechiſcher Gymnaſien hervor.
293. Die Privathaͤuſer waren natuͤrlich zu jeder1 Zeit in ihrer Anlage von den mancherlei Beduͤrfniſſen ver- ſchiedner Staͤnde und Gewerbe, wie von den Launen und Neigungen der Eigenthuͤmer, abhaͤngig, und daher weni- ger nach durchgehenden Normen geregelt als die oͤffentli- chen Bauten. Indeß giebt es doch auch hier gewiſſe leicht unterſcheidbare Hauptformen. I. Das altgriechi-2
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I. Tektonik. Gebaͤude.
11. piscina. 12. xysti. 13. allerlei Zimmer fuͤr Auf-
waͤrter. 14. vestibulum. Alle dieſe Stuͤcke, das ve-
stibulum, ephebeum und die piscina ausgenommen,
pflegen doppelt vorhanden zu ſein. B. Umgebende und
einfaſſende Anlagen, wie porticus, exedrae, scholae,
bibliothecae, ſelbſt theaterfoͤrmige Baue.
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1. In ächtgriechiſchen Zeiten waren die Bäder, βαλανεῖα,
geringfügige Gebäude, und wahrſcheinlich in der Regel Privatun-
ternehmungen. (Oeffentliche λουτρῶνας erwähnt indeß Xenoph.
RP. Ath. 2, 10.) Dabei war die Form des ϑόλος ſchon in Athen
die gebräuchliche. Athen. xi. p. 501. Dieſe gewölbte Form blieb
immer für die Badeſääle; große Fenſter im Gewölbe fingen die
Sonne ein. Vgl. Lukians Hippias 5. Seneca Ep. 86. Plin. Ep.
ii, 17. Selbſt die Chriſtlichen Baptiſterien (§. 194.) haben die
Kuppelform aus dieſem Grunde.
4. Die Einrichtung der balnea und thermae kennen wir be-
ſonders durch das Bild aus den Thermen des Titus (Winckelm. W.
ii Tf. 4. Hirt Tf. 24, 2), die wohlerhaltnen Ruinen von Badenweiler
(§. 264, 2. vgl. Weinbrenner Entwürfe i, 3.), und Palladio’s
freilich nicht ganz zuverläſſige Riſſe der Thermen des Agrippa, der
Neroniſch-Alexandriniſchen, der des Titus (oder Trajan?), des Ca-
racalla, Philippus (?), Diocletian u. Conſtantin, (in Palladio’s
Werken von Scamozzi), welche die lavacra in modum provin-
ciarum exstrucla (Ammian) im Allgemeinen ſehr deutlich machen. —
Ch. Cameron the baths of the Romans. Lond. 1772. f.
Den Bädern verwandt waren die Nymphäen, kunſtreiche
Nachahmungen von Quellgrotten (ſ. Valeſ. ad Ammian. xv, 7.);
ſo wie die Muſeen, in denen Tropfſteinhöhlen nachgeahmt wurden
(Plin. xxxvi, 42.) Aber das Alexandriniſche und die Römiſchen
Muſeen (Heyne Opuscc. Acad. i. p. 122) gingen mehr aus den
Nebenanlagen Griechiſcher Gymnaſien hervor.
293. Die Privathaͤuſer waren natuͤrlich zu jeder
Zeit in ihrer Anlage von den mancherlei Beduͤrfniſſen ver-
ſchiedner Staͤnde und Gewerbe, wie von den Launen und
Neigungen der Eigenthuͤmer, abhaͤngig, und daher weni-
ger nach durchgehenden Normen geregelt als die oͤffentli-
chen Bauten. Indeß giebt es doch auch hier gewiſſe
leicht unterſcheidbare Hauptformen. I. Das altgriechi-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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