als in architektonischen Resten vorliegt. Besonders6 wichtig ist der Heerd (estia), der Mittelpunkt mensch- licher Wohnung, an den sich für die Griechen die Vor- stellung des Festgegründeten, Unverrückbaren und einem bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknüpft. Der Heerd wird in gottesdienstlicher Beziehung und An-7 wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie- drige Feuerstelle (eskhara) war, die natürliche Form eines abgekürzten Pfeilers oder eines Säulenstücks mit Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht selten in Grie-8 chenland zu großen und weitläuftigen Bauen ausgebil- det wurde.
4. Eine Uebersicht von Cippis, einfacheren Griechischen, und mehr geschmückten Römischen, in Bouill. Mus. iii. Blatt 84 ff.
Die trapexai dienen zu Choen und andern Gaben, daher Cicero de legg. ii, 26 neben der mensa das labellum auf den Attischen Gräbern erwähnt. Inschriften darauf, Plut. x. Or. Isocr. p. 241 H. Ikria als Zeichen des Kenotaphion, Mar- cellin V. Thuc. 31.
7. Thrigkomata der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re- liefs sieht man bisweilen (Bouill. iii, 33, 1) einen zierlich geformten runden Altar auf einem viereckten einfach gestalteten stehn.
8. So der große Altar von Olympia, dessen Unterbau, pro- thusis, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte; der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Gesch. ii. S. 59); der gleich große in Syrakus (ii. S. 179); der 40 F. hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon, Ampel. l. memor. c. 8.
287. Den Gegensatz gegen diese Classe bilden die1 Einschließungen aller Art, wie die Mauern ganzer Burgen und Städte, welche oft auch architektonische For- men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be-2 zirke (periboloi) oder öffentlicher Versammlungsorte (septa), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun- gen vorkommen.
I. Tektonik. Gebaͤude.
als in architektoniſchen Reſten vorliegt. Beſonders6 wichtig iſt der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt menſch- licher Wohnung, an den ſich fuͤr die Griechen die Vor- ſtellung des Feſtgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft. Der Heerd wird in gottesdienſtlicher Beziehung und An-7 wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie- drige Feuerſtelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenſtuͤcks mit Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht ſelten in Grie-8 chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil- det wurde.
4. Eine Ueberſicht von Cippis, einfacheren Griechiſchen, und mehr geſchmückten Römiſchen, in Bouill. Mus. iii. Blatt 84 ff.
Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher Cicero de legg. ii, 26 neben der mensa das labellum auf den Attiſchen Gräbern erwähnt. Inſchriften darauf, Plut. x. Or. Isocr. p. 241 H. Ἴκρια als Zeichen des Kenotaphion, Mar- cellin V. Thuc. 31.
7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re- liefs ſieht man bisweilen (Bouill. iii, 33, 1) einen zierlich geformten runden Altar auf einem viereckten einfach geſtalteten ſtehn.
8. So der große Altar von Olympia, deſſen Unterbau, πρό- ϑυσις, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte; der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Geſch. ii. S. 59); der gleich große in Syrakus (ii. S. 179); der 40 F. hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon, Ampel. l. memor. c. 8.
287. Den Gegenſatz gegen dieſe Claſſe bilden die1 Einſchließungen aller Art, wie die Mauern ganzer Burgen und Staͤdte, welche oft auch architektoniſche For- men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be-2 zirke (περίβολοι) oder oͤffentlicher Verſammlungsorte (septa), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun- gen vorkommen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0357"n="335"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">I.</hi> Tektonik. Gebaͤude.</fw><lb/>
als in architektoniſchen Reſten vorliegt. Beſonders<noteplace="right">6</note><lb/>
wichtig iſt der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt menſch-<lb/>
licher Wohnung, an den ſich fuͤr die Griechen die Vor-<lb/>ſtellung des Feſtgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem<lb/>
bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft.<lb/>
Der Heerd wird in gottesdienſtlicher Beziehung und An-<noteplace="right">7</note><lb/>
wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie-<lb/>
drige Feuerſtelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form<lb/>
eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenſtuͤcks mit<lb/>
Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht ſelten in Grie-<noteplace="right">8</note><lb/>
chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil-<lb/>
det wurde.</p><lb/><p>4. Eine Ueberſicht von <hirendition="#aq">Cippis,</hi> einfacheren Griechiſchen, und<lb/>
mehr geſchmückten Römiſchen, in Bouill. <hirendition="#aq">Mus. <hirendition="#k">iii</hi>.</hi> Blatt 84 ff.</p><lb/><p>Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher<lb/>
Cicero <hirendition="#aq">de legg. <hirendition="#k">ii</hi>,</hi> 26 neben der <hirendition="#aq">mensa</hi> das <hirendition="#aq">labellum</hi> auf den<lb/>
Attiſchen Gräbern erwähnt. Inſchriften darauf, Plut. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">x</hi>. Or.<lb/>
Isocr. p.</hi> 241 H. Ἴκρια als Zeichen des Kenotaphion, Mar-<lb/>
cellin <hirendition="#aq">V. Thuc.</hi> 31.</p><lb/><p>7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re-<lb/>
liefs ſieht man bisweilen (Bouill. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">iii,</hi></hi> 33, 1) einen zierlich<lb/>
geformten runden Altar auf einem viereckten einfach geſtalteten ſtehn.</p><lb/><p>8. So der große Altar von Olympia, deſſen Unterbau, πρό-<lb/>ϑυσις, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte;<lb/>
der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Geſch. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii</hi></hi>.<lb/>
S. 59); der gleich große in Syrakus (<hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii</hi></hi>. S. 179); der 40 F.<lb/>
hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon,<lb/>
Ampel. <hirendition="#aq">l. memor. c.</hi> 8.</p><lb/><p>287. Den Gegenſatz gegen dieſe Claſſe bilden die<noteplace="right">1</note><lb/><hirendition="#g">Einſchließungen</hi> aller Art, wie die Mauern ganzer<lb/>
Burgen und Staͤdte, welche oft auch architektoniſche For-<lb/>
men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be-<noteplace="right">2</note><lb/>
zirke (περίβολοι) oder oͤffentlicher Verſammlungsorte<lb/>
(<hirendition="#aq">septa</hi>), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun-<lb/>
gen vorkommen.</p><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[335/0357]
I. Tektonik. Gebaͤude.
als in architektoniſchen Reſten vorliegt. Beſonders
wichtig iſt der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt menſch-
licher Wohnung, an den ſich fuͤr die Griechen die Vor-
ſtellung des Feſtgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem
bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft.
Der Heerd wird in gottesdienſtlicher Beziehung und An-
wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie-
drige Feuerſtelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form
eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenſtuͤcks mit
Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht ſelten in Grie-
chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil-
det wurde.
6
7
8
4. Eine Ueberſicht von Cippis, einfacheren Griechiſchen, und
mehr geſchmückten Römiſchen, in Bouill. Mus. iii. Blatt 84 ff.
Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher
Cicero de legg. ii, 26 neben der mensa das labellum auf den
Attiſchen Gräbern erwähnt. Inſchriften darauf, Plut. x. Or.
Isocr. p. 241 H. Ἴκρια als Zeichen des Kenotaphion, Mar-
cellin V. Thuc. 31.
7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re-
liefs ſieht man bisweilen (Bouill. iii, 33, 1) einen zierlich
geformten runden Altar auf einem viereckten einfach geſtalteten ſtehn.
8. So der große Altar von Olympia, deſſen Unterbau, πρό-
ϑυσις, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte;
der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Geſch. ii.
S. 59); der gleich große in Syrakus (ii. S. 179); der 40 F.
hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon,
Ampel. l. memor. c. 8.
287. Den Gegenſatz gegen dieſe Claſſe bilden die
Einſchließungen aller Art, wie die Mauern ganzer
Burgen und Staͤdte, welche oft auch architektoniſche For-
men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be-
zirke (περίβολοι) oder oͤffentlicher Verſammlungsorte
(septa), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun-
gen vorkommen.
1
2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/357>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.