Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.I. Tektonik. Gebäude. verschiednen Ordnungen (§. 282) nach. Man unterschei-2det: A. Dorische Thüren. Sie bestehen aus 1. ante- pagmentis, Verkleidungen, welche mit dem 2. super- cilium oder Sturz (zuga) zusammen die Thüröffnung (lumen ostii) einschließen, und mit Cymatien und Astra- galen eingefaßt werden. Dazu tritt 3. das hyperthy- rum (Thürgesims) über dem supercilium, bestehend aus Cymatien, Astragalen und dem schützend vortretenden Kranzleisten (corona). B. Jonische Thüren. Auch3 hier 1. antepagmenta (prostomiaia?) und 2. super- cilium, welche beide nach Art des Jonischen Architravs in Streifen (corsae) mit Astragalen getheilt werden; 3. das hyperthyrum, an welchem rechts und links 4. die ancones oder parotides (ota in Athen), die Kragsteine oder Seitenrollen, hängen. C. Attische Thür4 (Atticurges), der Dorischen ähnlich, nur daß sie von der Jonischen die Streifen entnimmt. Aehnliche, nur einfachere Einfassungen hatten die Fenster (thurides). -- Bei beiden, besonders den erstern, trug die Füllung5 sehr viel zum Glanz der alten Tempel bei, und muß, bei Restaurationsversuchen, als ein für den Gesammtein- druck sehr wesentliches Stück aufgenommen werden. 1. Vitruv spricht indeß hiebei nicht von einem dem Fries 3. In sehr einfacher und eigenthümlicher Form kommen diese 5. Die Thürflügel (mit scapi, Schenkeln, impages, Leisten, I. Tektonik. Gebaͤude. verſchiednen Ordnungen (§. 282) nach. Man unterſchei-2det: A. Doriſche Thuͤren. Sie beſtehen aus 1. ante- pagmentis, Verkleidungen, welche mit dem 2. super- cilium oder Sturz (ζυγὰ) zuſammen die Thuͤroͤffnung (lumen ostii) einſchließen, und mit Cymatien und Aſtra- galen eingefaßt werden. Dazu tritt 3. das hyperthy- rum (Thuͤrgeſims) uͤber dem supercilium, beſtehend aus Cymatien, Aſtragalen und dem ſchuͤtzend vortretenden Kranzleiſten (corona). B. Joniſche Thuͤren. Auch3 hier 1. antepagmenta (προστομιαῖα?) und 2. super- cilium, welche beide nach Art des Joniſchen Architravs in Streifen (corsae) mit Aſtragalen getheilt werden; 3. das hyperthyrum, an welchem rechts und links 4. die ancones oder parotides (ὦτα in Athen), die Kragſteine oder Seitenrollen, haͤngen. C. Attiſche Thuͤr4 (Atticurges), der Doriſchen aͤhnlich, nur daß ſie von der Joniſchen die Streifen entnimmt. Aehnliche, nur einfachere Einfaſſungen hatten die Fenſter (ϑυρίδες). — Bei beiden, beſonders den erſtern, trug die Fuͤllung5 ſehr viel zum Glanz der alten Tempel bei, und muß, bei Reſtaurationsverſuchen, als ein fuͤr den Geſammtein- druck ſehr weſentliches Stuͤck aufgenommen werden. 1. Vitruv ſpricht indeß hiebei nicht von einem dem Fries 3. In ſehr einfacher und eigenthümlicher Form kommen dieſe 5. Die Thürflügel (mit scapi, Schenkeln, impages, Leiſten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0351" n="329"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Tektonik. Gebaͤude.</fw><lb/> verſchiednen Ordnungen (§. 282) nach. Man unterſchei-<note place="right">2</note><lb/> det: <hi rendition="#aq">A.</hi> Doriſche Thuͤren. Sie beſtehen aus 1. <hi rendition="#aq">ante-<lb/> pagmentis,</hi> Verkleidungen, welche mit dem 2. <hi rendition="#aq">super-<lb/> cilium</hi> oder Sturz (ζυγὰ) zuſammen die Thuͤroͤffnung<lb/> (<hi rendition="#aq">lumen ostii</hi>) einſchließen, und mit Cymatien und Aſtra-<lb/> galen eingefaßt werden. Dazu tritt 3. das <hi rendition="#aq">hyperthy-<lb/> rum</hi> (Thuͤrgeſims) uͤber dem <hi rendition="#aq">supercilium,</hi> beſtehend aus<lb/> Cymatien, Aſtragalen und dem ſchuͤtzend vortretenden<lb/> Kranzleiſten (<hi rendition="#aq">corona). B.</hi> Joniſche Thuͤren. 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I. Tektonik. Gebaͤude.
verſchiednen Ordnungen (§. 282) nach. Man unterſchei-
det: A. Doriſche Thuͤren. Sie beſtehen aus 1. ante-
pagmentis, Verkleidungen, welche mit dem 2. super-
cilium oder Sturz (ζυγὰ) zuſammen die Thuͤroͤffnung
(lumen ostii) einſchließen, und mit Cymatien und Aſtra-
galen eingefaßt werden. Dazu tritt 3. das hyperthy-
rum (Thuͤrgeſims) uͤber dem supercilium, beſtehend aus
Cymatien, Aſtragalen und dem ſchuͤtzend vortretenden
Kranzleiſten (corona). B. Joniſche Thuͤren. Auch
hier 1. antepagmenta (προστομιαῖα?) und 2. super-
cilium, welche beide nach Art des Joniſchen Architravs
in Streifen (corsae) mit Aſtragalen getheilt werden;
3. das hyperthyrum, an welchem rechts und links
4. die ancones oder parotides (ὦτα in Athen), die
Kragſteine oder Seitenrollen, haͤngen. C. Attiſche Thuͤr
(Atticurges), der Doriſchen aͤhnlich, nur daß ſie von
der Joniſchen die Streifen entnimmt. Aehnliche, nur
einfachere Einfaſſungen hatten die Fenſter (ϑυρίδες). —
Bei beiden, beſonders den erſtern, trug die Fuͤllung
ſehr viel zum Glanz der alten Tempel bei, und muß,
bei Reſtaurationsverſuchen, als ein fuͤr den Geſammtein-
druck ſehr weſentliches Stuͤck aufgenommen werden.
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1. Vitruv ſpricht indeß hiebei nicht von einem dem Fries
entſprechenden Theile; ſein hyperthyrum iſt kein ſolcher; es be-
greift die corona in ſich. Doch finden ſich ſolche Frieſe theils
ganz umherlaufend wie an der Prachtthüre des T. der Polias, theils
nur unter dem hyperthyrum, wie an Römiſchen Gebäuden.
Die zahlreichen Thüren der Gräber von Kyrene haben immer nur
Architrav oder Sturz, und Geſims.
3. In ſehr einfacher und eigenthümlicher Form kommen dieſe
ancones überall an den Gräbern in Kyrenaika vor.
5. Die Thürflügel (mit scapi, Schenkeln, impages, Leiſten,
und tympana, Füllungen) waren oft vergoldet (ϑυρῶσαι χρυ-
σαῖσι ϑύραις Ariſtoph. Vögel 613), oft auch chryſelephantin,
wie die hochberühmten valvae im Pallas-T. zu Syrakus (Cic.
Verr. iv, 56.). Die Gorgonenköpfe, welche in Bezug auf Pal-
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