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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
zu Schiffe (in hölzernen Modellen aus dem Grabe, welches Passa-
lacqua geöffnet, jetzt in Berlin), -- Todtengericht und psukho-
stasia; Arueris und Anubis wägen die guten Handlungen, Thoyt
bezeichnet eine Zahl am Jahresscepter (nach Guigniaut), etwa die
der Jahre der Seelenwanderung, Osiris als Herrscher der Unterwelt
(Petempamentes in der Inschr. von Philä) wird ein Sühnopfer
gebracht; dabei sitzen 42 oder 43 Todtenrichter mit dem Zeichen der
Aletheia. Vorstellungen, welche auf Stelen (die interessanteste
die zu Carpentras mit der Phönicischen, oder Aramäischen, Un-
terschrift), an den Wänden der Grabdenkmäler, Descr. ii. pl. 35.,
und besonders auf Mumienrollen sehr häufig sind. S. das Todten-
gericht auf Papyrus Descr. ii. pl. 60. 64. 67. 72. Hiero-
glyph. pl.
5. Fundgruben des Orients v. S. 273. Wie der
apotheosirte König von den Göttern empfangen wird, sie umarmt,
Geschenke erhält, stellen besonders die Reliefs des Königsgrabes bei
Belzoni pl. 5. 18 sqq. dar. Sehr merkwürdig ist die Vorstel-
lung im Osym., wie die Götter Ramses des Gr. Namen auf die
Blätter der Persea schreiben, Caill. ii. pl. 72. Minutoli Tf. 22, 2.

5. Sog. astronomische Darstellungen aufgezählt von
Fourier in der Descr. T. v.: das Planisphärium von Tentyris,
jetzt in Paris (wahrscheinlich aus der Zeit Nero's), der Zodiacus
von Tentyris (aus der Zeit Tibers), zwei zu Esneh, eine zu Her-
monthis, eine zu Theben. Kein Zodiacus bildet einen Cirkel,
alle entweder eine Spirale oder Parallelen; immer führt ein Zei-
chen die Reihe an. Bei der Mumie des Petemenon aus dem Hy-
pogeum einer gräcisirenden Familie bei Kurnah (Nachrichten über
sie giebt S. Quintino Lezioni v. und Mem. d. Acc. di To-
rino xxix.
) abgebildet bei Cailliaud Voy. a Meroe T. ii.
pl.
69., tritt der Steinbock, unter dem Pet. (am 2 Juni 116 n.
Chr.) geboren, ganz aus der Reihe heraus. S. Letronne Obser-
vations critiques et archeologiques sur l'objet des repre-
sentations Zodiacales
1824., wozu man jetzt das schriftlich auf-
gezeichnete Aegyptische Horoscop aus Antoninus Pius Zeit in Youngs
Hieroglyphics pl. 52 vergleichen muß. Die Zodiacalbilder sind
offenbar ursprünglich der Aegyptischen Mythologie und Wissenschaft
fremd; sie scheiden sich als ganz verschiedenartig aus den übrigen,
wirklich einheimischen Gestirnbezeichnungen heraus.

1233. Eine Heroenmythologie, dieser große Hebel
der Griechischen Kunst, mangelte Aegypten gänzlich und
durchaus (Aiguptioi nomizousin erosin ouden); Götter
und menschliche Fürsten gränzen hier unmittelbar anein-

Hiſtoriſcher Theil.
zu Schiffe (in hölzernen Modellen aus dem Grabe, welches Paſſa-
lacqua geöffnet, jetzt in Berlin), — Todtengericht und ψυχο-
στασία; Arueris und Anubis wägen die guten Handlungen, Thoyt
bezeichnet eine Zahl am Jahresſcepter (nach Guigniaut), etwa die
der Jahre der Seelenwanderung, Oſiris als Herrſcher der Unterwelt
(Petempamentes in der Inſchr. von Philä) wird ein Sühnopfer
gebracht; dabei ſitzen 42 oder 43 Todtenrichter mit dem Zeichen der
Ἀλήϑεια. Vorſtellungen, welche auf Stelen (die intereſſanteſte
die zu Carpentras mit der Phöniciſchen, oder Aramäiſchen, Un-
terſchrift), an den Wänden der Grabdenkmäler, Descr. ii. pl. 35.,
und beſonders auf Mumienrollen ſehr häufig ſind. S. das Todten-
gericht auf Papyrus Descr. ii. pl. 60. 64. 67. 72. Hiero-
glyph. pl.
5. Fundgruben des Orients v. S. 273. Wie der
apotheoſirte König von den Göttern empfangen wird, ſie umarmt,
Geſchenke erhält, ſtellen beſonders die Reliefs des Königsgrabes bei
Belzoni pl. 5. 18 sqq. dar. Sehr merkwürdig iſt die Vorſtel-
lung im Oſym., wie die Götter Ramſes des Gr. Namen auf die
Blätter der Perſea ſchreiben, Caill. ii. pl. 72. Minutoli Tf. 22, 2.

5. Sog. aſtronomiſche Darſtellungen aufgezählt von
Fourier in der Descr. T. v.: das Planiſphärium von Tentyris,
jetzt in Paris (wahrſcheinlich aus der Zeit Nero’s), der Zodiacus
von Tentyris (aus der Zeit Tibers), zwei zu Esneh, eine zu Her-
monthis, eine zu Theben. Kein Zodiacus bildet einen Cirkel,
alle entweder eine Spirale oder Parallelen; immer führt ein Zei-
chen die Reihe an. Bei der Mumie des Petemenon aus dem Hy-
pogeum einer gräciſirenden Familie bei Kurnah (Nachrichten über
ſie giebt S. Quintino Lezioni v. und Mem. d. Acc. di To-
rino xxix.
) abgebildet bei Cailliaud Voy. à Méroé T. ii.
pl.
69., tritt der Steinbock, unter dem Pet. (am 2 Juni 116 n.
Chr.) geboren, ganz aus der Reihe heraus. S. Letronne Obser-
vations critiques et archéologiques sur l’objet des repré-
sentations Zodiacales
1824., wozu man jetzt das ſchriftlich auf-
gezeichnete Aegyptiſche Horoſcop aus Antoninus Pius Zeit in Youngs
Hieroglyphics pl. 52 vergleichen muß. Die Zodiacalbilder ſind
offenbar urſprünglich der Aegyptiſchen Mythologie und Wiſſenſchaft
fremd; ſie ſcheiden ſich als ganz verſchiedenartig aus den übrigen,
wirklich einheimiſchen Geſtirnbezeichnungen heraus.

1233. Eine Heroenmythologie, dieſer große Hebel
der Griechiſchen Kunſt, mangelte Aegypten gaͤnzlich und
durchaus (Αἰγύπτιοι νομίζουσιν ἥρωσιν οὐδέν); Goͤtter
und menſchliche Fuͤrſten graͤnzen hier unmittelbar anein-

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[250/0272] Hiſtoriſcher Theil. zu Schiffe (in hölzernen Modellen aus dem Grabe, welches Paſſa- lacqua geöffnet, jetzt in Berlin), — Todtengericht und ψυχο- στασία; Arueris und Anubis wägen die guten Handlungen, Thoyt bezeichnet eine Zahl am Jahresſcepter (nach Guigniaut), etwa die der Jahre der Seelenwanderung, Oſiris als Herrſcher der Unterwelt (Petempamentes in der Inſchr. von Philä) wird ein Sühnopfer gebracht; dabei ſitzen 42 oder 43 Todtenrichter mit dem Zeichen der Ἀλήϑεια. Vorſtellungen, welche auf Stelen (die intereſſanteſte die zu Carpentras mit der Phöniciſchen, oder Aramäiſchen, Un- terſchrift), an den Wänden der Grabdenkmäler, Descr. ii. pl. 35., und beſonders auf Mumienrollen ſehr häufig ſind. S. das Todten- gericht auf Papyrus Descr. ii. pl. 60. 64. 67. 72. Hiero- glyph. pl. 5. Fundgruben des Orients v. S. 273. Wie der apotheoſirte König von den Göttern empfangen wird, ſie umarmt, Geſchenke erhält, ſtellen beſonders die Reliefs des Königsgrabes bei Belzoni pl. 5. 18 sqq. dar. Sehr merkwürdig iſt die Vorſtel- lung im Oſym., wie die Götter Ramſes des Gr. Namen auf die Blätter der Perſea ſchreiben, Caill. ii. pl. 72. Minutoli Tf. 22, 2. 5. Sog. aſtronomiſche Darſtellungen aufgezählt von Fourier in der Descr. T. v.: das Planiſphärium von Tentyris, jetzt in Paris (wahrſcheinlich aus der Zeit Nero’s), der Zodiacus von Tentyris (aus der Zeit Tibers), zwei zu Esneh, eine zu Her- monthis, eine zu Theben. Kein Zodiacus bildet einen Cirkel, alle entweder eine Spirale oder Parallelen; immer führt ein Zei- chen die Reihe an. Bei der Mumie des Petemenon aus dem Hy- pogeum einer gräciſirenden Familie bei Kurnah (Nachrichten über ſie giebt S. Quintino Lezioni v. und Mem. d. Acc. di To- rino xxix.) abgebildet bei Cailliaud Voy. à Méroé T. ii. pl. 69., tritt der Steinbock, unter dem Pet. (am 2 Juni 116 n. Chr.) geboren, ganz aus der Reihe heraus. S. Letronne Obser- vations critiques et archéologiques sur l’objet des repré- sentations Zodiacales 1824., wozu man jetzt das ſchriftlich auf- gezeichnete Aegyptiſche Horoſcop aus Antoninus Pius Zeit in Youngs Hieroglyphics pl. 52 vergleichen muß. Die Zodiacalbilder ſind offenbar urſprünglich der Aegyptiſchen Mythologie und Wiſſenſchaft fremd; ſie ſcheiden ſich als ganz verſchiedenartig aus den übrigen, wirklich einheimiſchen Geſtirnbezeichnungen heraus. 233. Eine Heroenmythologie, dieſer große Hebel der Griechiſchen Kunſt, mangelte Aegypten gaͤnzlich und durchaus (Αἰγύπτιοι νομίζουσιν ἥρωσιν οὐδέν); Goͤtter und menſchliche Fuͤrſten graͤnzen hier unmittelbar anein- 1

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/272>, abgerufen am 24.11.2024.