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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
Säulenreihe ist ihnen keine freie Erweiterung des Tem-
pels (pteron, laxamentum), sie ist nur die durchbrochne
Mauer.

2. S. z. B. den Dempel von Tentyra, der, obgleich spät,
die Aegyptische Architektur in großer Vollkommenheit zeigt. (Die
Sculptur ist schlecht). Daß die Ruinen bei Mecaurah eine
Porticus um die Celle des Tempels zeigt, Cailliaud i. pl. 25.
29., ist hiernach ein Beweis spätern Ursprungs.

1222. Die Mauern sind von großer Stärke, bis-
weilen 24 Fuß am Boden; sie sind nur nach innen senk-
recht, nach außen stark geböscht, aus Quadern, meist
von Sandstein, zusammengesetzt, und sehr glatt behauen.
2Die ebne Fläche der Mauern nach außen wird regelmä-
ßig und bei allen Arten von Gebäuden, rahmenartig, von
3einem Rundstab eingefaßt. Ueber diesem erhebt sich
überall der Sims mit einem, doch nicht bedeutend, vor-
springenden platten Kranzleisten und einer Hohlkehle dar-
unter, die über den Eingängen jedesmal mit der geflü-
4gelten Kugel verziert ist. Oefter ist der Kranzleisten
auch doppelt vorhanden; die Fläche zwischen dem obern
und untern ist dann regelmäßig in der Form von kleinen
5Schlangen (basiliskoi, uraei) zugehaun. Das Gesims
bildet zugleich eine Brüstung gegen die Fläche der Decke,
welche sehr einfach aus queer übergelegten Steinbalken und
eingefugten Platten (oft von gewaltiger Größe) besteht.

1. Die Mauern isodom oder pseudisodom, öfter auch schräge
Fugen. Daß die Quadern meist erst, wenn sie aufgesetzt waren,
nach außen bearbeitet wurden, sieht man an unvollendeten Theilen.
Dasselbe gilt von den Säulenknäufen.

1223. Die Säulen sind in der Regel etwas schlanker
als die älteren Dorischen; sie sind eng gestellt, mit Ba-
sen aus kreisförmigen, oft auch abgerundeten, Platten
versehn, der Schaft entweder gradlinigt verjüngt oder
ausgebaucht, häufig mit senkrechten und queerlaufenden
2Furchen verziert, aber nicht eigentlich cannelirt. Die

Hiſtoriſcher Theil.
Saͤulenreihe iſt ihnen keine freie Erweiterung des Tem-
pels (πτερὸν, laxamentum), ſie iſt nur die durchbrochne
Mauer.

2. S. z. B. den Dempel von Tentyra, der, obgleich ſpät,
die Aegyptiſche Architektur in großer Vollkommenheit zeigt. (Die
Sculptur iſt ſchlecht). Daß die Ruinen bei Meçaurah eine
Porticus um die Celle des Tempels zeigt, Cailliaud i. pl. 25.
29., iſt hiernach ein Beweis ſpätern Urſprungs.

1222. Die Mauern ſind von großer Staͤrke, bis-
weilen 24 Fuß am Boden; ſie ſind nur nach innen ſenk-
recht, nach außen ſtark geboͤſcht, aus Quadern, meiſt
von Sandſtein, zuſammengeſetzt, und ſehr glatt behauen.
2Die ebne Flaͤche der Mauern nach außen wird regelmaͤ-
ßig und bei allen Arten von Gebaͤuden, rahmenartig, von
3einem Rundſtab eingefaßt. Ueber dieſem erhebt ſich
uͤberall der Sims mit einem, doch nicht bedeutend, vor-
ſpringenden platten Kranzleiſten und einer Hohlkehle dar-
unter, die uͤber den Eingaͤngen jedesmal mit der gefluͤ-
4gelten Kugel verziert iſt. Oefter iſt der Kranzleiſten
auch doppelt vorhanden; die Flaͤche zwiſchen dem obern
und untern iſt dann regelmaͤßig in der Form von kleinen
5Schlangen (βασιλίσκοι, uraei) zugehaun. Das Geſims
bildet zugleich eine Bruͤſtung gegen die Flaͤche der Decke,
welche ſehr einfach aus queer uͤbergelegten Steinbalken und
eingefugten Platten (oft von gewaltiger Groͤße) beſteht.

1. Die Mauern iſodom oder pſeudiſodom, öfter auch ſchräge
Fugen. Daß die Quadern meiſt erſt, wenn ſie aufgeſetzt waren,
nach außen bearbeitet wurden, ſieht man an unvollendeten Theilen.
Daſſelbe gilt von den Säulenknäufen.

1223. Die Saͤulen ſind in der Regel etwas ſchlanker
als die aͤlteren Doriſchen; ſie ſind eng geſtellt, mit Ba-
ſen aus kreisfoͤrmigen, oft auch abgerundeten, Platten
verſehn, der Schaft entweder gradlinigt verjuͤngt oder
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2Furchen verziert, aber nicht eigentlich cannelirt. Die

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[230/0252] Hiſtoriſcher Theil. Saͤulenreihe iſt ihnen keine freie Erweiterung des Tem- pels (πτερὸν, laxamentum), ſie iſt nur die durchbrochne Mauer. 2. S. z. B. den Dempel von Tentyra, der, obgleich ſpät, die Aegyptiſche Architektur in großer Vollkommenheit zeigt. (Die Sculptur iſt ſchlecht). Daß die Ruinen bei Meçaurah eine Porticus um die Celle des Tempels zeigt, Cailliaud i. pl. 25. 29., iſt hiernach ein Beweis ſpätern Urſprungs. 222. Die Mauern ſind von großer Staͤrke, bis- weilen 24 Fuß am Boden; ſie ſind nur nach innen ſenk- recht, nach außen ſtark geboͤſcht, aus Quadern, meiſt von Sandſtein, zuſammengeſetzt, und ſehr glatt behauen. Die ebne Flaͤche der Mauern nach außen wird regelmaͤ- ßig und bei allen Arten von Gebaͤuden, rahmenartig, von einem Rundſtab eingefaßt. Ueber dieſem erhebt ſich uͤberall der Sims mit einem, doch nicht bedeutend, vor- ſpringenden platten Kranzleiſten und einer Hohlkehle dar- unter, die uͤber den Eingaͤngen jedesmal mit der gefluͤ- gelten Kugel verziert iſt. Oefter iſt der Kranzleiſten auch doppelt vorhanden; die Flaͤche zwiſchen dem obern und untern iſt dann regelmaͤßig in der Form von kleinen Schlangen (βασιλίσκοι, uraei) zugehaun. Das Geſims bildet zugleich eine Bruͤſtung gegen die Flaͤche der Decke, welche ſehr einfach aus queer uͤbergelegten Steinbalken und eingefugten Platten (oft von gewaltiger Groͤße) beſteht. 1 2 3 4 5 1. Die Mauern iſodom oder pſeudiſodom, öfter auch ſchräge Fugen. Daß die Quadern meiſt erſt, wenn ſie aufgeſetzt waren, nach außen bearbeitet wurden, ſieht man an unvollendeten Theilen. Daſſelbe gilt von den Säulenknäufen. 223. Die Saͤulen ſind in der Regel etwas ſchlanker als die aͤlteren Doriſchen; ſie ſind eng geſtellt, mit Ba- ſen aus kreisfoͤrmigen, oft auch abgerundeten, Platten verſehn, der Schaft entweder gradlinigt verjuͤngt oder ausgebaucht, haͤufig mit ſenkrechten und queerlaufenden Furchen verziert, aber nicht eigentlich cannelirt. Die 1 2

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/252>, abgerufen am 24.11.2024.