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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Anhang. Aegyptier.
(der naos oder sekois), ohne Säulen, niedriger, meist von
mehrern Mauern eingefaßt, oft in verschiedne kleine Ge-
mächer oder Sanctuarien abgetheilt, mit monolithen Be-
hältern für Idole oder Thiermumien, dem Anblicke nach
der unansehnlichste Theil des Ganzen.

1. Menes baut ihn, Sesostris macht einen Anbau aus unge-
heuren Steinen und setzt 6 Bildsäulen seiner Familie hinein, Rhamp-
sinit baut Propyläen gegen W. mit zwei Statuen, Asychis Propy-
läen gegen O., Psammetich gegen S. u. gegenüber eine aule für
Apis, Amasis setzt einen Coloss davor.

2. S. Strabon xvii. p. 805. c. u. vgl. zu den Ausdrücken
Diod. i, 47. 48. Und von einzelnen Tempeln besonders den T.
des Ammon bei Karnak, Descript. T. iii., den von Philä, Descr.
T. i.,
den von Soleb, Caill. ii. pl. 13., von B. Barkal, i.
pl.
64.

3. Für die letztre Bestimmung des Pylon spricht, daß nach
Olympiodor Claudius Ptolemäus 40 J., Sterne observirend, in den
pterois tou Kanobou wohnte. S. Buttmann im Museum
der AlterthumsW. ii. S. 489 ff. Grundsatz der Anlage des
Pylon scheint: daß die innern Seitenlinien des Pylon, im Aufrisse
bis auf den Boden verlängert, auf die äußersten Puncte der Thür-
öffnung fallen müssen. Ueber die Verzierung mit Masten an Fe-
sten die Reliefs Descr. T. iii. pl. 57, 3. Cailliaud Voy. a
Meroe T. ii. pl.
74.

221. Diese Anlage kann eben so zusammengezogen1
wie ausgedehnt werden, auch so daß das Haupttempel-
gebäude mit Säulen eingefaßt wird. Dabei herrscht aber2
durchgängig die Regel, daß die Säulen zwar innerhalb
von Mauern, aber nicht außen um die Mauer umher
stehen können, sondern, wo sie nach außen angebracht
sind, mit steinernen Brüstungen (plutei) verbunden eine
Mauer vertreten, daher auch an den Ecken gewöhnlich
Mauer für die Säulen eintreten. Auch sind dann die
Thürpfosten an die Schäfte der mittelsten Säulen ange-
baut, ähnlich wie sonst an Pylonen. Mit andern Wor-3
ten: die Aegyptier kennen keinen naos peripteros; die

Anhang. Aegyptier.
(der ναὸς oder σηκοίς), ohne Saͤulen, niedriger, meiſt von
mehrern Mauern eingefaßt, oft in verſchiedne kleine Ge-
maͤcher oder Sanctuarien abgetheilt, mit monolithen Be-
haͤltern fuͤr Idole oder Thiermumien, dem Anblicke nach
der unanſehnlichſte Theil des Ganzen.

1. Menes baut ihn, Seſoſtris macht einen Anbau aus unge-
heuren Steinen und ſetzt 6 Bildſäulen ſeiner Familie hinein, Rhamp-
ſinit baut Propyläen gegen W. mit zwei Statuen, Aſychis Propy-
läen gegen O., Pſammetich gegen S. u. gegenüber eine αὐλὴ für
Apis, Amaſis ſetzt einen Coloſſ davor.

2. S. Strabon xvii. p. 805. c. u. vgl. zu den Ausdrücken
Diod. i, 47. 48. Und von einzelnen Tempeln beſonders den T.
des Ammon bei Karnak, Descript. T. iii., den von Philä, Descr.
T. i.,
den von Soleb, Caill. ii. pl. 13., von B. Barkal, i.
pl.
64.

3. Für die letztre Beſtimmung des Pylon ſpricht, daß nach
Olympiodor Claudius Ptolemäus 40 J., Sterne obſervirend, in den
πτεροῖς τοῦ Κανώβου wohnte. S. Buttmann im Muſeum
der AlterthumsW. ii. S. 489 ff. Grundſatz der Anlage des
Pylon ſcheint: daß die innern Seitenlinien des Pylon, im Aufriſſe
bis auf den Boden verlängert, auf die äußerſten Puncte der Thür-
öffnung fallen müſſen. Ueber die Verzierung mit Maſten an Fe-
ſten die Reliefs Descr. T. iii. pl. 57, 3. Cailliaud Voy. à
Méroé T. ii. pl.
74.

221. Dieſe Anlage kann eben ſo zuſammengezogen1
wie ausgedehnt werden, auch ſo daß das Haupttempel-
gebaͤude mit Saͤulen eingefaßt wird. Dabei herrſcht aber2
durchgaͤngig die Regel, daß die Saͤulen zwar innerhalb
von Mauern, aber nicht außen um die Mauer umher
ſtehen koͤnnen, ſondern, wo ſie nach außen angebracht
ſind, mit ſteinernen Bruͤſtungen (plutei) verbunden eine
Mauer vertreten, daher auch an den Ecken gewoͤhnlich
Mauer fuͤr die Saͤulen eintreten. Auch ſind dann die
Thuͤrpfoſten an die Schaͤfte der mittelſten Saͤulen ange-
baut, aͤhnlich wie ſonſt an Pylonen. Mit andern Wor-3
ten: die Aegyptier kennen keinen ναὸς περίπτερος; die

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[229/0251] Anhang. Aegyptier. (der ναὸς oder σηκοίς), ohne Saͤulen, niedriger, meiſt von mehrern Mauern eingefaßt, oft in verſchiedne kleine Ge- maͤcher oder Sanctuarien abgetheilt, mit monolithen Be- haͤltern fuͤr Idole oder Thiermumien, dem Anblicke nach der unanſehnlichſte Theil des Ganzen. 1. Menes baut ihn, Seſoſtris macht einen Anbau aus unge- heuren Steinen und ſetzt 6 Bildſäulen ſeiner Familie hinein, Rhamp- ſinit baut Propyläen gegen W. mit zwei Statuen, Aſychis Propy- läen gegen O., Pſammetich gegen S. u. gegenüber eine αὐλὴ für Apis, Amaſis ſetzt einen Coloſſ davor. 2. S. Strabon xvii. p. 805. c. u. vgl. zu den Ausdrücken Diod. i, 47. 48. Und von einzelnen Tempeln beſonders den T. des Ammon bei Karnak, Descript. T. iii., den von Philä, Descr. T. i., den von Soleb, Caill. ii. pl. 13., von B. Barkal, i. pl. 64. 3. Für die letztre Beſtimmung des Pylon ſpricht, daß nach Olympiodor Claudius Ptolemäus 40 J., Sterne obſervirend, in den πτεροῖς τοῦ Κανώβου wohnte. S. Buttmann im Muſeum der AlterthumsW. ii. S. 489 ff. Grundſatz der Anlage des Pylon ſcheint: daß die innern Seitenlinien des Pylon, im Aufriſſe bis auf den Boden verlängert, auf die äußerſten Puncte der Thür- öffnung fallen müſſen. Ueber die Verzierung mit Maſten an Fe- ſten die Reliefs Descr. T. iii. pl. 57, 3. Cailliaud Voy. à Méroé T. ii. pl. 74. 221. Dieſe Anlage kann eben ſo zuſammengezogen wie ausgedehnt werden, auch ſo daß das Haupttempel- gebaͤude mit Saͤulen eingefaßt wird. Dabei herrſcht aber durchgaͤngig die Regel, daß die Saͤulen zwar innerhalb von Mauern, aber nicht außen um die Mauer umher ſtehen koͤnnen, ſondern, wo ſie nach außen angebracht ſind, mit ſteinernen Bruͤſtungen (plutei) verbunden eine Mauer vertreten, daher auch an den Ecken gewoͤhnlich Mauer fuͤr die Saͤulen eintreten. Auch ſind dann die Thuͤrpfoſten an die Schaͤfte der mittelſten Saͤulen ange- baut, aͤhnlich wie ſonſt an Pylonen. Mit andern Wor- ten: die Aegyptier kennen keinen ναὸς περίπτερος; die 1 2 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/251>, abgerufen am 28.11.2024.