ses dem Großen, Sethos bei Manethon, sonst Sesostris genannt, (dem ersten der Fürsten der neunzehnten Dyna- stie, 1473 v. Chr.) seinen Gipfel erreicht. Sein Name und die mehrerer anderer Ramses, Amenophis, Thut- mosis, stehen auf zahllosen Tempeln und andern Monu- menten, auch in Unter-Nubien. Theben ist der Mittel- punkt Aegyptens und erhebt sich zur höchsten Blüthe. Auch die nachfolgenden Dynastieen, selbst die, den Aegy- tiern verwandten, Aethiopischen Eroberer, lassen in glei- cher Kunstweise Denkmäler ihres Namens zurück: und unter den philhellienschen Herrschern von Sais ist in der Kunst noch Nichts von Griechischem Einflusse zu bemerken.
4III. Aegypten befindet sich unter fremder Herrschaft, zuerst Persischer, dann Griechischer, darauf Römischer, ohne daß indeß das Leben im Innern des Landes da- durch sehr verändert würde. Die alte Kasteneinrichtung, die Hierarchie im Verhältniß zur Nation besteht fort; alle Geschäfte des Lebens und Zweige der Kunst werden nach der alten Weise geübt. Die Könige und Kaiser werden von der Priesterschaft der verschiedenen Distrikte in Titeln und Darstellungsweise ganz nach der Art der alten Pharaonen behandelt. Erst das Christenthum ver- nichtet durch äußerliche Zerstörung diese mumienartig in sich aufgetrocknete und darum unverwesbare Aegyptische Welt.
1. Manethon (260 v. Chr.) steht, abgesehn von den Cor- ruptionen des Texts, so hoch an Zuverlässigkeit über den eigentli- chen historischen Nachrichten Herodots, als authentische Aufzeichnun- gen, von einem kundigen Eingebornen benutzt, über mündlichen Er- zählungen zweideutiger Mittelspersonen an einen Fremden. Unter solchen Aufzeichnungen, welche Manethon benutzen konnte, ist die Genealogie Ramses des Großen merkwürdig, welche die Tafel von Abydos giebt (am genauesten Hierogl. 47). Wenigstens stimmt hier die Folge, Thutmosis, Amenophis, Horus, mit Manethon überein.
2. Die Pyramiden-Erbauer, Suphis I. (Cheops Herod.), ein Götterverächter, Suphis II. (Chephren), Mencheres (Mykeri-
Hiſtoriſcher Theil.
ſes dem Großen, Sethos bei Manethon, ſonſt Seſoſtris genannt, (dem erſten der Fuͤrſten der neunzehnten Dyna- ſtie, 1473 v. Chr.) ſeinen Gipfel erreicht. Sein Name und die mehrerer anderer Ramſes, Amenophis, Thut- moſis, ſtehen auf zahlloſen Tempeln und andern Monu- menten, auch in Unter-Nubien. Theben iſt der Mittel- punkt Aegyptens und erhebt ſich zur hoͤchſten Bluͤthe. Auch die nachfolgenden Dynaſtieen, ſelbſt die, den Aegy- tiern verwandten, Aethiopiſchen Eroberer, laſſen in glei- cher Kunſtweiſe Denkmaͤler ihres Namens zuruͤck: und unter den philhellienſchen Herrſchern von Sais iſt in der Kunſt noch Nichts von Griechiſchem Einfluſſe zu bemerken.
4III. Aegypten befindet ſich unter fremder Herrſchaft, zuerſt Perſiſcher, dann Griechiſcher, darauf Roͤmiſcher, ohne daß indeß das Leben im Innern des Landes da- durch ſehr veraͤndert wuͤrde. Die alte Kaſteneinrichtung, die Hierarchie im Verhaͤltniß zur Nation beſteht fort; alle Geſchaͤfte des Lebens und Zweige der Kunſt werden nach der alten Weiſe geuͤbt. Die Koͤnige und Kaiſer werden von der Prieſterſchaft der verſchiedenen Diſtrikte in Titeln und Darſtellungsweiſe ganz nach der Art der alten Pharaonen behandelt. Erſt das Chriſtenthum ver- nichtet durch aͤußerliche Zerſtoͤrung dieſe mumienartig in ſich aufgetrocknete und darum unverwesbare Aegyptiſche Welt.
1. Manethon (260 v. Chr.) ſteht, abgeſehn von den Cor- ruptionen des Texts, ſo hoch an Zuverläſſigkeit über den eigentli- chen hiſtoriſchen Nachrichten Herodots, als authentiſche Aufzeichnun- gen, von einem kundigen Eingebornen benutzt, über mündlichen Er- zählungen zweideutiger Mittelsperſonen an einen Fremden. Unter ſolchen Aufzeichnungen, welche Manethon benutzen konnte, iſt die Genealogie Ramſes des Großen merkwürdig, welche die Tafel von Abydos giebt (am genaueſten Hierogl. 47). Wenigſtens ſtimmt hier die Folge, Thutmoſis, Amenophis, Horus, mit Manethon überein.
2. Die Pyramiden-Erbauer, Suphis I. (Cheops Herod.), ein Götterverächter, Suphis II. (Chephren), Mencheres (Mykeri-
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Hiſtoriſcher Theil.
ſes dem Großen, Sethos bei Manethon, ſonſt Seſoſtris
genannt, (dem erſten der Fuͤrſten der neunzehnten Dyna-
ſtie, 1473 v. Chr.) ſeinen Gipfel erreicht. Sein Name
und die mehrerer anderer Ramſes, Amenophis, Thut-
moſis, ſtehen auf zahlloſen Tempeln und andern Monu-
menten, auch in Unter-Nubien. Theben iſt der Mittel-
punkt Aegyptens und erhebt ſich zur hoͤchſten Bluͤthe.
Auch die nachfolgenden Dynaſtieen, ſelbſt die, den Aegy-
tiern verwandten, Aethiopiſchen Eroberer, laſſen in glei-
cher Kunſtweiſe Denkmaͤler ihres Namens zuruͤck: und
unter den philhellienſchen Herrſchern von Sais iſt in der
Kunſt noch Nichts von Griechiſchem Einfluſſe zu bemerken.
III. Aegypten befindet ſich unter fremder Herrſchaft,
zuerſt Perſiſcher, dann Griechiſcher, darauf Roͤmiſcher,
ohne daß indeß das Leben im Innern des Landes da-
durch ſehr veraͤndert wuͤrde. Die alte Kaſteneinrichtung,
die Hierarchie im Verhaͤltniß zur Nation beſteht fort;
alle Geſchaͤfte des Lebens und Zweige der Kunſt werden
nach der alten Weiſe geuͤbt. Die Koͤnige und Kaiſer
werden von der Prieſterſchaft der verſchiedenen Diſtrikte
in Titeln und Darſtellungsweiſe ganz nach der Art der
alten Pharaonen behandelt. Erſt das Chriſtenthum ver-
nichtet durch aͤußerliche Zerſtoͤrung dieſe mumienartig in
ſich aufgetrocknete und darum unverwesbare Aegyptiſche
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1. Manethon (260 v. Chr.) ſteht, abgeſehn von den Cor-
ruptionen des Texts, ſo hoch an Zuverläſſigkeit über den eigentli-
chen hiſtoriſchen Nachrichten Herodots, als authentiſche Aufzeichnun-
gen, von einem kundigen Eingebornen benutzt, über mündlichen Er-
zählungen zweideutiger Mittelsperſonen an einen Fremden. Unter
ſolchen Aufzeichnungen, welche Manethon benutzen konnte, iſt die
Genealogie Ramſes des Großen merkwürdig, welche die Tafel von
Abydos giebt (am genaueſten Hierogl. 47). Wenigſtens ſtimmt
hier die Folge, Thutmoſis, Amenophis, Horus, mit Manethon
überein.
2. Die Pyramiden-Erbauer, Suphis I. (Cheops Herod.),
ein Götterverächter, Suphis II. (Chephren), Mencheres (Mykeri-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/244>, abgerufen am 25.11.2024.
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