Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang. Aegyptier.
rum litteratura Comm. I. 1828. Diese Urkunden u. der
Rosettastein haben zur Bestimmung einer Anzahl von Buchstaben,
die in griechischen Namen vorkommen, der Zahlzeichen und andrer
Siglen geführt, besonders durch Young, Champollion, Kosegarten.
Ueber Spohns Arbeit (de Lingua et Literis veterum Aegyp-
tiorum, ed. et absolvit G. Seiffarth
) vgl. u. a. GGA. 1825.
St. 123.

Das beste Material dieser Forschungen geben die: Hierogly-
phics collected by the Egyptian Society arranged by Th.
Young,
wovon bis jetzt 80 Blätter erschienen sind.

217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniß dieser1
Schriftarten, namentlich der ersten, und eine dadurch ver-
anlaßte größre Beachtung des Manethon haben wir zu-
gleich feste Bestimmungen über das Alter vieler Mo-
numente
erlangt, welche, bei der schon von Platon
gerühmten Unveränderlichkeit der Kunst in Aegypten,
Jahrtausende hindurch, unmittelbar aus dem Styl der
Denkmäler kaum gewonnen werden konnten. Wir unter-
scheiden nun:

I. Die Periode vor der Syrisch-Arabischen Erobe-2
rung der Hyksos oder Hirtenkönige (sechzehn Dynastieen
bei Manethon), in der This und Memphis besonders
blühten. Nichts entging am Ende derselben der Zerstö-
rung, als die Pyramiden von Memphis, Werke der
vierten Dynastie. Aber auch Tempelfragmente der frü-
hern Zeit finden sich hie und da späteren Werken einge-
baut; sie zeigen genau dieselbe Kunstart, wie die
spätern. Wie diese nationale Kunstweise sich gebildet,
stufenweise zu verfolgen, hat besonders eben die unge-
heure Verwüstung der Hyksos, der Schluß dieser Periode,
unmöglich gemacht.

II. Der Stamm einheimischer Fürsten, der auch3
unter den Hyksos nicht erloschen war, aber sich in die
entferntesten Gegenden zurückgezogen hatte, erobert, von
den Süd-Gränzen Aegyptens ausgehend, (die achtzehnte,
Thebäische, Dynastie bei Manethon) allmählig das Reich
wieder, und erhebt es zu neuem Glanze, der unter Ram-

Anhang. Aegyptier.
rum litteratura Comm. I. 1828. Dieſe Urkunden u. der
Roſettaſtein haben zur Beſtimmung einer Anzahl von Buchſtaben,
die in griechiſchen Namen vorkommen, der Zahlzeichen und andrer
Siglen geführt, beſonders durch Young, Champollion, Koſegarten.
Ueber Spohns Arbeit (de Lingua et Literis veterum Aegyp-
tiorum, ed. et absolvit G. Seiffarth
) vgl. u. a. GGA. 1825.
St. 123.

Das beſte Material dieſer Forſchungen geben die: Hierogly-
phics collected by the Egyptian Society arranged by Th.
Young,
wovon bis jetzt 80 Blätter erſchienen ſind.

217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniß dieſer1
Schriftarten, namentlich der erſten, und eine dadurch ver-
anlaßte groͤßre Beachtung des Manethon haben wir zu-
gleich feſte Beſtimmungen uͤber das Alter vieler Mo-
numente
erlangt, welche, bei der ſchon von Platon
geruͤhmten Unveraͤnderlichkeit der Kunſt in Aegypten,
Jahrtauſende hindurch, unmittelbar aus dem Styl der
Denkmaͤler kaum gewonnen werden konnten. Wir unter-
ſcheiden nun:

I. Die Periode vor der Syriſch-Arabiſchen Erobe-2
rung der Hykſos oder Hirtenkoͤnige (ſechzehn Dynaſtieen
bei Manethon), in der This und Memphis beſonders
bluͤhten. Nichts entging am Ende derſelben der Zerſtoͤ-
rung, als die Pyramiden von Memphis, Werke der
vierten Dynaſtie. Aber auch Tempelfragmente der fruͤ-
hern Zeit finden ſich hie und da ſpaͤteren Werken einge-
baut; ſie zeigen genau dieſelbe Kunſtart, wie die
ſpaͤtern. Wie dieſe nationale Kunſtweiſe ſich gebildet,
ſtufenweiſe zu verfolgen, hat beſonders eben die unge-
heure Verwuͤſtung der Hykſos, der Schluß dieſer Periode,
unmoͤglich gemacht.

II. Der Stamm einheimiſcher Fuͤrſten, der auch3
unter den Hykſos nicht erloſchen war, aber ſich in die
entfernteſten Gegenden zuruͤckgezogen hatte, erobert, von
den Suͤd-Graͤnzen Aegyptens ausgehend, (die achtzehnte,
Thebaͤiſche, Dynaſtie bei Manethon) allmaͤhlig das Reich
wieder, und erhebt es zu neuem Glanze, der unter Ram-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0243" n="221"/><fw place="top" type="header">Anhang. Aegyptier.</fw><lb/><hi rendition="#aq">rum litteratura Comm. I.</hi> 1828. Die&#x017F;e Urkunden u. der<lb/>
Ro&#x017F;etta&#x017F;tein haben zur Be&#x017F;timmung einer Anzahl von Buch&#x017F;taben,<lb/>
die in griechi&#x017F;chen Namen vorkommen, der Zahlzeichen und andrer<lb/>
Siglen geführt, be&#x017F;onders durch Young, Champollion, Ko&#x017F;egarten.<lb/>
Ueber Spohns Arbeit (<hi rendition="#aq">de Lingua et Literis veterum Aegyp-<lb/>
tiorum, ed. et absolvit G. Seiffarth</hi>) vgl. u. a. GGA. 1825.<lb/>
St. 123.</p><lb/>
              <p>Das be&#x017F;te Material die&#x017F;er For&#x017F;chungen geben die: <hi rendition="#aq">Hierogly-<lb/>
phics collected by the Egyptian Society arranged by Th.<lb/>
Young,</hi> wovon bis jetzt 80 Blätter er&#x017F;chienen &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniß die&#x017F;er<note place="right">1</note><lb/>
Schriftarten, namentlich der er&#x017F;ten, und eine dadurch ver-<lb/>
anlaßte gro&#x0364;ßre Beachtung des Manethon haben wir zu-<lb/>
gleich fe&#x017F;te Be&#x017F;timmungen u&#x0364;ber das <hi rendition="#g">Alter vieler Mo-<lb/>
numente</hi> erlangt, welche, bei der &#x017F;chon von Platon<lb/>
geru&#x0364;hmten Unvera&#x0364;nderlichkeit der Kun&#x017F;t in Aegypten,<lb/>
Jahrtau&#x017F;ende hindurch, unmittelbar aus dem Styl der<lb/>
Denkma&#x0364;ler kaum gewonnen werden konnten. Wir unter-<lb/>
&#x017F;cheiden nun:</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Die Periode vor der Syri&#x017F;ch-Arabi&#x017F;chen Erobe-<note place="right">2</note><lb/>
rung der Hyk&#x017F;os oder Hirtenko&#x0364;nige (&#x017F;echzehn Dyna&#x017F;tieen<lb/>
bei Manethon), in der This und Memphis be&#x017F;onders<lb/>
blu&#x0364;hten. Nichts entging am Ende der&#x017F;elben der Zer&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
rung, als die Pyramiden von Memphis, Werke der<lb/>
vierten Dyna&#x017F;tie. Aber auch Tempelfragmente der fru&#x0364;-<lb/>
hern Zeit finden &#x017F;ich hie und da &#x017F;pa&#x0364;teren Werken einge-<lb/>
baut; &#x017F;ie zeigen <hi rendition="#g">genau die&#x017F;elbe</hi> Kun&#x017F;tart, wie die<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;tern. Wie die&#x017F;e nationale Kun&#x017F;twei&#x017F;e &#x017F;ich gebildet,<lb/>
&#x017F;tufenwei&#x017F;e zu verfolgen, hat be&#x017F;onders eben die unge-<lb/>
heure Verwu&#x0364;&#x017F;tung der Hyk&#x017F;os, der Schluß die&#x017F;er Periode,<lb/>
unmo&#x0364;glich gemacht.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Der Stamm einheimi&#x017F;cher Fu&#x0364;r&#x017F;ten, der auch<note place="right">3</note><lb/>
unter den Hyk&#x017F;os nicht erlo&#x017F;chen war, aber &#x017F;ich in die<lb/>
entfernte&#x017F;ten Gegenden zuru&#x0364;ckgezogen hatte, erobert, von<lb/>
den Su&#x0364;d-Gra&#x0364;nzen Aegyptens ausgehend, (die achtzehnte,<lb/>
Theba&#x0364;i&#x017F;che, Dyna&#x017F;tie bei Manethon) allma&#x0364;hlig das Reich<lb/>
wieder, und erhebt es zu neuem Glanze, der unter Ram-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0243] Anhang. Aegyptier. rum litteratura Comm. I. 1828. Dieſe Urkunden u. der Roſettaſtein haben zur Beſtimmung einer Anzahl von Buchſtaben, die in griechiſchen Namen vorkommen, der Zahlzeichen und andrer Siglen geführt, beſonders durch Young, Champollion, Koſegarten. Ueber Spohns Arbeit (de Lingua et Literis veterum Aegyp- tiorum, ed. et absolvit G. Seiffarth) vgl. u. a. GGA. 1825. St. 123. Das beſte Material dieſer Forſchungen geben die: Hierogly- phics collected by the Egyptian Society arranged by Th. Young, wovon bis jetzt 80 Blätter erſchienen ſind. 217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniß dieſer Schriftarten, namentlich der erſten, und eine dadurch ver- anlaßte groͤßre Beachtung des Manethon haben wir zu- gleich feſte Beſtimmungen uͤber das Alter vieler Mo- numente erlangt, welche, bei der ſchon von Platon geruͤhmten Unveraͤnderlichkeit der Kunſt in Aegypten, Jahrtauſende hindurch, unmittelbar aus dem Styl der Denkmaͤler kaum gewonnen werden konnten. Wir unter- ſcheiden nun: 1 I. Die Periode vor der Syriſch-Arabiſchen Erobe- rung der Hykſos oder Hirtenkoͤnige (ſechzehn Dynaſtieen bei Manethon), in der This und Memphis beſonders bluͤhten. Nichts entging am Ende derſelben der Zerſtoͤ- rung, als die Pyramiden von Memphis, Werke der vierten Dynaſtie. Aber auch Tempelfragmente der fruͤ- hern Zeit finden ſich hie und da ſpaͤteren Werken einge- baut; ſie zeigen genau dieſelbe Kunſtart, wie die ſpaͤtern. Wie dieſe nationale Kunſtweiſe ſich gebildet, ſtufenweiſe zu verfolgen, hat beſonders eben die unge- heure Verwuͤſtung der Hykſos, der Schluß dieſer Periode, unmoͤglich gemacht. 2 II. Der Stamm einheimiſcher Fuͤrſten, der auch unter den Hykſos nicht erloſchen war, aber ſich in die entfernteſten Gegenden zuruͤckgezogen hatte, erobert, von den Suͤd-Graͤnzen Aegyptens ausgehend, (die achtzehnte, Thebaͤiſche, Dynaſtie bei Manethon) allmaͤhlig das Reich wieder, und erhebt es zu neuem Glanze, der unter Ram- 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/243
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/243>, abgerufen am 25.11.2024.