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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Anhang. Aegyptier.
Die Religion, ein Naturcult, war ein sehr weitläuftiger6
Cäremoniendienst geworden, mit allerlei Priesterwissen-
schaft verbrämt. Ein complicirtes System der Hierarchie
und des Kastenwesens wand sich durch alle Zweige öf-
fentlicher Thätigkeit, wie des Handwerks und der Kunst
hindurch; jegliches Geschäft hatte seine erblich darauf an-
gewiesnen Leute.

1. Keine Neger, obgleich ihnen unter den Caucasiern am näch-
sten stehend. Die Lippen stärker, Nase aufgeworfener, als bei den
Griechen. Vgl. mit den alten Bildwerken die Köpfe von Kopten,
Denon Voy. T. i. p. 136. 8. Gau's Antiq. de la Nubie
pl.
16.

2. Plerique subfusculi (es gab Unterschiede, durch melag-
khros u. melikhros bezeichnet, wie in der Verkaufsurkunde des Pa-
monthes) sunt et atrati, magisque maestiores, graci-
lenti et aridi
. Ammian xxii, 16, 23. Ein imbelle et
inutile vulgus
nach Juvenal xv, 126, aber auf der Folter
nicht zu bezwingen. Ammian u. Aelian V. H. vii, 18. S.
Herod. iii, 10. ii, 77. von den Hirnschädeln zu Pelusium.

4. Die Bildwerke Ober-Nubiens zeigen dieselbe Körperform
und Farbe, wie die Aegyptischen. -- Eine politische Einheit nur
unter Sesostris (1500 v. Chr.). u. Sabakon (800).

Vgl. Heeren Ideen ii, 2. (1826). Abschn. i. Ansicht des
Landes und Volkes.

216. Wie dieses Volk durch seine stille und ernste1
Natur sehr viele Zweige der Industrie und der mechani-
schen Künste frühzeitig zu einer bewundernswürdigen
Höhe gebracht hat: so finden wir hier auch schon in ur-
alter Zeit eine ausgebildete und viel gebrauchte Schrift.
Und zwar unterscheidet man die Hieroglyphen als2
eine eigentlich monumentale Schrift, welche von direkter
Abbildung und tropischer Bezeichnung ausgehend, sich in
einzelnen Theilen einer alphabetischen Schrift nähert, wie
besonders in den Namenschilden; die hieratische Schrift,3
welche bei der Uebertragung der Hieroglyphik, besonders

Anhang. Aegyptier.
Die Religion, ein Naturcult, war ein ſehr weitlaͤuftiger6
Caͤremoniendienſt geworden, mit allerlei Prieſterwiſſen-
ſchaft verbraͤmt. Ein complicirtes Syſtem der Hierarchie
und des Kaſtenweſens wand ſich durch alle Zweige oͤf-
fentlicher Thaͤtigkeit, wie des Handwerks und der Kunſt
hindurch; jegliches Geſchaͤft hatte ſeine erblich darauf an-
gewieſnen Leute.

1. Keine Neger, obgleich ihnen unter den Caucaſiern am näch-
ſten ſtehend. Die Lippen ſtärker, Naſe aufgeworfener, als bei den
Griechen. Vgl. mit den alten Bildwerken die Köpfe von Kopten,
Denon Voy. T. i. p. 136. 8. Gau’s Antiq. de la Nubie
pl.
16.

2. Plerique subfusculi (es gab Unterſchiede, durch μελάγ-
χρως u. μελίχρως bezeichnet, wie in der Verkaufsurkunde des Pa-
monthes) sunt et atrati, magisque maestiores, graci-
lenti et aridi
. Ammian xxii, 16, 23. Ein imbelle et
inutile vulgus
nach Juvenal xv, 126, aber auf der Folter
nicht zu bezwingen. Ammian u. Aelian V. H. vii, 18. S.
Herod. iii, 10. ii, 77. von den Hirnſchädeln zu Peluſium.

4. Die Bildwerke Ober-Nubiens zeigen dieſelbe Körperform
und Farbe, wie die Aegyptiſchen. — Eine politiſche Einheit nur
unter Seſoſtris (1500 v. Chr.). u. Sabakon (800).

Vgl. Heeren Ideen ii, 2. (1826). Abſchn. i. Anſicht des
Landes und Volkes.

216. Wie dieſes Volk durch ſeine ſtille und ernſte1
Natur ſehr viele Zweige der Induſtrie und der mechani-
ſchen Kuͤnſte fruͤhzeitig zu einer bewundernswuͤrdigen
Hoͤhe gebracht hat: ſo finden wir hier auch ſchon in ur-
alter Zeit eine ausgebildete und viel gebrauchte Schrift.
Und zwar unterſcheidet man die Hieroglyphen als2
eine eigentlich monumentale Schrift, welche von direkter
Abbildung und tropiſcher Bezeichnung ausgehend, ſich in
einzelnen Theilen einer alphabetiſchen Schrift naͤhert, wie
beſonders in den Namenſchilden; die hieratiſche Schrift,3
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[219/0241] Anhang. Aegyptier. Die Religion, ein Naturcult, war ein ſehr weitlaͤuftiger Caͤremoniendienſt geworden, mit allerlei Prieſterwiſſen- ſchaft verbraͤmt. Ein complicirtes Syſtem der Hierarchie und des Kaſtenweſens wand ſich durch alle Zweige oͤf- fentlicher Thaͤtigkeit, wie des Handwerks und der Kunſt hindurch; jegliches Geſchaͤft hatte ſeine erblich darauf an- gewieſnen Leute. 6 1. Keine Neger, obgleich ihnen unter den Caucaſiern am näch- ſten ſtehend. Die Lippen ſtärker, Naſe aufgeworfener, als bei den Griechen. Vgl. mit den alten Bildwerken die Köpfe von Kopten, Denon Voy. T. i. p. 136. 8. Gau’s Antiq. de la Nubie pl. 16. 2. Plerique subfusculi (es gab Unterſchiede, durch μελάγ- χρως u. μελίχρως bezeichnet, wie in der Verkaufsurkunde des Pa- monthes) sunt et atrati, magisque maestiores, graci- lenti et aridi. Ammian xxii, 16, 23. Ein imbelle et inutile vulgus nach Juvenal xv, 126, aber auf der Folter nicht zu bezwingen. Ammian u. Aelian V. H. vii, 18. S. Herod. iii, 10. ii, 77. von den Hirnſchädeln zu Peluſium. 4. Die Bildwerke Ober-Nubiens zeigen dieſelbe Körperform und Farbe, wie die Aegyptiſchen. — Eine politiſche Einheit nur unter Seſoſtris (1500 v. Chr.). u. Sabakon (800). Vgl. Heeren Ideen ii, 2. (1826). Abſchn. i. Anſicht des Landes und Volkes. 216. Wie dieſes Volk durch ſeine ſtille und ernſte Natur ſehr viele Zweige der Induſtrie und der mechani- ſchen Kuͤnſte fruͤhzeitig zu einer bewundernswuͤrdigen Hoͤhe gebracht hat: ſo finden wir hier auch ſchon in ur- alter Zeit eine ausgebildete und viel gebrauchte Schrift. Und zwar unterſcheidet man die Hieroglyphen als eine eigentlich monumentale Schrift, welche von direkter Abbildung und tropiſcher Bezeichnung ausgehend, ſich in einzelnen Theilen einer alphabetiſchen Schrift naͤhert, wie beſonders in den Namenſchilden; die hieratiſche Schrift, welche bei der Uebertragung der Hieroglyphik, beſonders 1 2 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/241>, abgerufen am 25.11.2024.