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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.

7. Ueber die Abraxas-Gemmen besonders Macarii Abraxas --
cum comm. Io. Chifletii. Antverp. 1657. Prodromus iconi-
cus sculptilium gemmarum Basilidiani de Museo Ant. Capel-
lo. Ven.
1702. Passeri a. O. T. ii. p. 221. Bellermann drei
Programme über die Abraxas-Gemmen. Berl. 1820. Dorow
im Kunstblatt 1824. N. 105. Kopps Palaeogr. T. iii. Von
den eigentlichen Abraxas, welche den Gott der unter Trajan u.
Hadrian entstandenen Sekte der Basilidianer darstellen (wie wohl
sicher erwiesen ist), unterscheidet Bellermann Abraxoiden und Abraxa-
ster, welche verwandte Dämonen-Figuren und Vermischungen mit
andern Gottheiten darstellen.


1207. Allmählig geht der Schwulst und Luxus der Kunst
2immer mehr in Dürftigkeit und Armuth über. Man
zieht die Köpfe auf den Münzen zusammen, um mehr
von der Figur und den Beiwerken anbringen zu können;
3mit dem Ende des dritten Jahrhunderts aber verlieren
plötzlich die Brustbilder alles Relief, die Zeichnung wird
auf eine schülerhafte Weise unrichtig, die ganze Darstel-
lung platt, charakterlos und so unbezeichnend, daß auch
die verschiedenen Personen nur durch die Umschriften un-
terscheidbar sind; und bald tritt völlig der steife, leblose
Styl ein, welchen die Byzantinischen Münzen an sich
haben. Die Elemente der Kunst gehn auf eine merk-
4würdig schnelle Weise verloren. Die nicht geraubten
Bildwerke am Bogen des Constantin sind roh und unbe-
5holfen; die an der Theodosischen Säule, so wie am
Fußgestell des Obelisk, den Theodosius im Hippodrom
6zu Byzanz aufgestellt, scheinen nicht schlechter. In den
Sarkophagen tritt, nach jenen schwülstigen, mit starker-
hobnen Figuren, meist in lebhafter Bewegung, überfüll-
ten Werken der spätern Römerzeit, an christlichen Denk-
mälern eine monotone, leblose, oft architektonisch bedingte,
7Anordnung und die trockenste, dürftigste Arbeit ein. Die
christliche Welt macht von Anfang an von der Plastik
weit weniger Gebrauch als von der Mahlerei; indessen

Hiſtoriſcher Theil.

7. Ueber die Abraxas-Gemmen beſonders Macarii Abraxas —
cum comm. Io. Chifletii. Antverp. 1657. Prodromus iconi-
cus sculptilium gemmarum Basilidiani de Museo Ant. Capel-
lo. Ven.
1702. Paſſeri a. O. T. ii. p. 221. Bellermann drei
Programme über die Abraxas-Gemmen. Berl. 1820. Dorow
im Kunſtblatt 1824. N. 105. Kopps Palaeogr. T. iii. Von
den eigentlichen Abraxas, welche den Gott der unter Trajan u.
Hadrian entſtandenen Sekte der Baſilidianer darſtellen (wie wohl
ſicher erwieſen iſt), unterſcheidet Bellermann Abraxoiden und Abraxa-
ſter, welche verwandte Dämonen-Figuren und Vermiſchungen mit
andern Gottheiten darſtellen.


1207. Allmaͤhlig geht der Schwulſt und Luxus der Kunſt
2immer mehr in Duͤrftigkeit und Armuth uͤber. Man
zieht die Koͤpfe auf den Muͤnzen zuſammen, um mehr
von der Figur und den Beiwerken anbringen zu koͤnnen;
3mit dem Ende des dritten Jahrhunderts aber verlieren
ploͤtzlich die Bruſtbilder alles Relief, die Zeichnung wird
auf eine ſchuͤlerhafte Weiſe unrichtig, die ganze Darſtel-
lung platt, charakterlos und ſo unbezeichnend, daß auch
die verſchiedenen Perſonen nur durch die Umſchriften un-
terſcheidbar ſind; und bald tritt voͤllig der ſteife, lebloſe
Styl ein, welchen die Byzantiniſchen Muͤnzen an ſich
haben. Die Elemente der Kunſt gehn auf eine merk-
4wuͤrdig ſchnelle Weiſe verloren. Die nicht geraubten
Bildwerke am Bogen des Conſtantin ſind roh und unbe-
5holfen; die an der Theodoſiſchen Saͤule, ſo wie am
Fußgeſtell des Obelisk, den Theodoſius im Hippodrom
6zu Byzanz aufgeſtellt, ſcheinen nicht ſchlechter. In den
Sarkophagen tritt, nach jenen ſchwuͤlſtigen, mit ſtarker-
hobnen Figuren, meiſt in lebhafter Bewegung, uͤberfuͤll-
ten Werken der ſpaͤtern Roͤmerzeit, an chriſtlichen Denk-
maͤlern eine monotone, lebloſe, oft architektoniſch bedingte,
7Anordnung und die trockenſte, duͤrftigſte Arbeit ein. Die
chriſtliche Welt macht von Anfang an von der Plaſtik
weit weniger Gebrauch als von der Mahlerei; indeſſen

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[204/0226] Hiſtoriſcher Theil. 7. Ueber die Abraxas-Gemmen beſonders Macarii Abraxas — cum comm. Io. Chifletii. Antverp. 1657. Prodromus iconi- cus sculptilium gemmarum Basilidiani de Museo Ant. Capel- lo. Ven. 1702. Paſſeri a. O. T. ii. p. 221. Bellermann drei Programme über die Abraxas-Gemmen. Berl. 1820. Dorow im Kunſtblatt 1824. N. 105. Kopps Palaeogr. T. iii. Von den eigentlichen Abraxas, welche den Gott der unter Trajan u. Hadrian entſtandenen Sekte der Baſilidianer darſtellen (wie wohl ſicher erwieſen iſt), unterſcheidet Bellermann Abraxoiden und Abraxa- ſter, welche verwandte Dämonen-Figuren und Vermiſchungen mit andern Gottheiten darſtellen. 207. Allmaͤhlig geht der Schwulſt und Luxus der Kunſt immer mehr in Duͤrftigkeit und Armuth uͤber. Man zieht die Koͤpfe auf den Muͤnzen zuſammen, um mehr von der Figur und den Beiwerken anbringen zu koͤnnen; mit dem Ende des dritten Jahrhunderts aber verlieren ploͤtzlich die Bruſtbilder alles Relief, die Zeichnung wird auf eine ſchuͤlerhafte Weiſe unrichtig, die ganze Darſtel- lung platt, charakterlos und ſo unbezeichnend, daß auch die verſchiedenen Perſonen nur durch die Umſchriften un- terſcheidbar ſind; und bald tritt voͤllig der ſteife, lebloſe Styl ein, welchen die Byzantiniſchen Muͤnzen an ſich haben. Die Elemente der Kunſt gehn auf eine merk- wuͤrdig ſchnelle Weiſe verloren. Die nicht geraubten Bildwerke am Bogen des Conſtantin ſind roh und unbe- holfen; die an der Theodoſiſchen Saͤule, ſo wie am Fußgeſtell des Obelisk, den Theodoſius im Hippodrom zu Byzanz aufgeſtellt, ſcheinen nicht ſchlechter. In den Sarkophagen tritt, nach jenen ſchwuͤlſtigen, mit ſtarker- hobnen Figuren, meiſt in lebhafter Bewegung, uͤberfuͤll- ten Werken der ſpaͤtern Roͤmerzeit, an chriſtlichen Denk- maͤlern eine monotone, lebloſe, oft architektoniſch bedingte, Anordnung und die trockenſte, duͤrftigſte Arbeit ein. Die chriſtliche Welt macht von Anfang an von der Plaſtik weit weniger Gebrauch als von der Mahlerei; indeſſen 1 2 3 4 5 6 7

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/226>, abgerufen am 27.11.2024.