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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
erscheint in diesen Kameen, wie in den Reliefs der Bo-
gen und manchen Kaiserstatuen, eine Körperbildung, die
sich durch eine gewisse Schwerfälligkeit von der Griechi-
schen bedeutend unterscheidet, und von der nationalen Be-
schaffenheit der Römer entnommen zu sein scheint.

1. Man hat 7 bis auf die neuste Zeit für ächt gehalten, zwei
mit Augustus Kopf, ein sog. Mäcen, ein Demosthenes, zwei Mer-
cure, ein Palladienraub (Stosch Pierres grav. pl. 25 sqq. Bracci
Mem. degli Incis. t. 57. 58. Winck. W. vi. Tf. 8. b.): aber
Köhlers Kritik wird auch wohl hier reine Bahn schaffen. Von ei-
nem angeblichen Sohn des Dioskorides Erophilos die Herausg.
Winck. vi, 2. S. 301.

2. Kameen. Die drei größten: a. Der Wiener. Gem-
ma Augustea.
Eckhel Pierr. grav. pl. 1. Mongez pl. 19.
Die Augustische Familie im J. 12. n. Chr. August (neben ihm
sein thema genethliacum, vgl. Eckhel D. N. vi. p. 109.) mit
dem lituus als Zeichen der Auspicien, als siegreicher Jupiter, zu-
sammenthronend mit Roma; Terra, Oceanus, Abundantia umgeben
den Thron und kränzen ihn. Tiber über die Germanen triumphi-
rend; er steigt vom Wagen (auf dem eine Victoria), um sich
vor August zu prosterniren. Germanicus hat honores triumpha-
les
erhalten. Unten wird ein Germanisches Tropäon errichtet. Sue-
ton Tib. 20. Dio lvi, 17. Die Arbeit ist hier die sorgfältigste.

b. Der Pariser (durch Balduin
den II. aus Byzanz an St. Louis. De la Ste Chapelle;
Josephs Traum) Jetzt im Cabinet du Roi. Le Roy Achates
Tiberianus.
Mongez pl. 26. Der größte von allen, 1 Fuß
hoch. Sogen. Sardonyx aus fünf Lagen. Die Augustische Familie
einige Zeit nach Augusts Tode. Oben: August im Himmel be-
willkommnet von Aeneas, Divus Julius und Drusus I. Mit-
ten
: Tiberius-Jupiter Aegiochos neben Livia-Ceres, unter dessen
auspiciis Germanicus (17 n. Chr.) nach dem Orient geht. Agrip-
pina I, Caligula (comitatus patrem et in Syriaca expedi-
tione,
Suet. Calig. 10.), Drusus II, ein Arsaciden-Prinz (?),
Klio, Polymnia. Unten: Die Nationen Germaniens und des
Orients überwunden. Aehnlich erklären Eckhel, Visconti, Mongez
in der Iconographie und den Mem. de l' Inst. Roy. viii.
p.
370. (Sacerdoce de la famille de Tibere pour le culte
d'Auguste),
besonders Thiersch Epochen S. 305.

Hiſtoriſcher Theil.
erſcheint in dieſen Kameen, wie in den Reliefs der Bo-
gen und manchen Kaiſerſtatuen, eine Koͤrperbildung, die
ſich durch eine gewiſſe Schwerfaͤlligkeit von der Griechi-
ſchen bedeutend unterſcheidet, und von der nationalen Be-
ſchaffenheit der Roͤmer entnommen zu ſein ſcheint.

1. Man hat 7 bis auf die neuſte Zeit für ächt gehalten, zwei
mit Auguſtus Kopf, ein ſog. Mäcen, ein Demoſthenes, zwei Mer-
cure, ein Palladienraub (Stoſch Pierres grav. pl. 25 sqq. Bracci
Mem. degli Incis. t. 57. 58. Winck. W. vi. Tf. 8. b.): aber
Köhlers Kritik wird auch wohl hier reine Bahn ſchaffen. Von ei-
nem angeblichen Sohn des Dioskorides Erophilos die Herausg.
Winck. vi, 2. S. 301.

2. Kameen. Die drei größten: a. Der Wiener. Gem-
ma Augustea.
Eckhel Pierr. grav. pl. 1. Mongez pl. 19.
Die Auguſtiſche Familie im J. 12. n. Chr. Auguſt (neben ihm
ſein thema genethliacum, vgl. Eckhel D. N. vi. p. 109.) mit
dem lituus als Zeichen der Auſpicien, als ſiegreicher Jupiter, zu-
ſammenthronend mit Roma; Terra, Oceanus, Abundantia umgeben
den Thron und kränzen ihn. Tiber über die Germanen triumphi-
rend; er ſteigt vom Wagen (auf dem eine Victoria), um ſich
vor Auguſt zu proſterniren. Germanicus hat honores triumpha-
les
erhalten. Unten wird ein Germaniſches Tropäon errichtet. Sue-
ton Tib. 20. Dio lvi, 17. Die Arbeit iſt hier die ſorgfältigſte.

b. Der Pariſer (durch Balduin
den II. aus Byzanz an St. Louis. De la Ste Chapelle;
Joſephs Traum) Jetzt im Cabinet du Roi. Le Roy Achates
Tiberianus.
Mongez pl. 26. Der größte von allen, 1 Fuß
hoch. Sogen. Sardonyx aus fünf Lagen. Die Auguſtiſche Familie
einige Zeit nach Auguſts Tode. Oben: Auguſt im Himmel be-
willkommnet von Aeneas, Divus Julius und Druſus I. Mit-
ten
: Tiberius-Jupiter Aegiochos neben Livia-Ceres, unter deſſen
auspiciis Germanicus (17 n. Chr.) nach dem Orient geht. Agrip-
pina I, Caligula (comitatus patrem et in Syriaca expedi-
tione,
Suet. Calig. 10.), Druſus II, ein Arſaciden-Prinz (?),
Klio, Polymnia. Unten: Die Nationen Germaniens und des
Orients überwunden. Aehnlich erklären Eckhel, Viſconti, Mongez
in der Iconographie und den Mém. de l’ Inst. Roy. viii.
p.
370. (Sacerdoce de la famille de Tibère pour le culte
d’Auguste),
beſonders Thierſch Epochen S. 305.

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[194/0216] Hiſtoriſcher Theil. erſcheint in dieſen Kameen, wie in den Reliefs der Bo- gen und manchen Kaiſerſtatuen, eine Koͤrperbildung, die ſich durch eine gewiſſe Schwerfaͤlligkeit von der Griechi- ſchen bedeutend unterſcheidet, und von der nationalen Be- ſchaffenheit der Roͤmer entnommen zu ſein ſcheint. 1. Man hat 7 bis auf die neuſte Zeit für ächt gehalten, zwei mit Auguſtus Kopf, ein ſog. Mäcen, ein Demoſthenes, zwei Mer- cure, ein Palladienraub (Stoſch Pierres grav. pl. 25 sqq. Bracci Mem. degli Incis. t. 57. 58. Winck. W. vi. Tf. 8. b.): aber Köhlers Kritik wird auch wohl hier reine Bahn ſchaffen. Von ei- nem angeblichen Sohn des Dioskorides Erophilos die Herausg. Winck. vi, 2. S. 301. 2. Kameen. Die drei größten: a. Der Wiener. Gem- ma Augustea. Eckhel Pierr. grav. pl. 1. Mongez pl. 19. Die Auguſtiſche Familie im J. 12. n. Chr. Auguſt (neben ihm ſein thema genethliacum, vgl. Eckhel D. N. vi. p. 109.) mit dem lituus als Zeichen der Auſpicien, als ſiegreicher Jupiter, zu- ſammenthronend mit Roma; Terra, Oceanus, Abundantia umgeben den Thron und kränzen ihn. Tiber über die Germanen triumphi- rend; er ſteigt vom Wagen (auf dem eine Victoria), um ſich vor Auguſt zu proſterniren. Germanicus hat honores triumpha- les erhalten. Unten wird ein Germaniſches Tropäon errichtet. Sue- ton Tib. 20. Dio lvi, 17. Die Arbeit iſt hier die ſorgfältigſte. b. Der Pariſer (durch Balduin den II. aus Byzanz an St. Louis. De la Ste Chapelle; Joſephs Traum) Jetzt im Cabinet du Roi. Le Roy Achates Tiberianus. Mongez pl. 26. Der größte von allen, 1 Fuß hoch. Sogen. Sardonyx aus fünf Lagen. Die Auguſtiſche Familie einige Zeit nach Auguſts Tode. Oben: Auguſt im Himmel be- willkommnet von Aeneas, Divus Julius und Druſus I. Mit- ten: Tiberius-Jupiter Aegiochos neben Livia-Ceres, unter deſſen auspiciis Germanicus (17 n. Chr.) nach dem Orient geht. Agrip- pina I, Caligula (comitatus patrem et in Syriaca expedi- tione, Suet. Calig. 10.), Druſus II, ein Arſaciden-Prinz (?), Klio, Polymnia. Unten: Die Nationen Germaniens und des Orients überwunden. Aehnlich erklären Eckhel, Viſconti, Mongez in der Iconographie und den Mém. de l’ Inst. Roy. viii. p. 370. (Sacerdoce de la famille de Tibère pour le culte d’Auguste), beſonders Thierſch Epochen S. 305.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/216>, abgerufen am 27.11.2024.