1142. Neben ihm blühte außer den genannten Pro- togenes, welchen der durch sein Genie über jede nie- drige Gesinnung emporgestellte Apelles selbst berühmt ge- macht hatte: ein Autodidakt, dessen, oft allzu sorgfältiger, Fleiß und genaues Naturstudium seine wenig zahlreichen 2Werke unschätzbar machten. Auch der durch die Lebendig- keit seiner Erfindungen (phantasiai, visiones) ausge- zeichnete Theon gehört dieser schnell vorübergehenden Blüthezeit der Mahlerei an.
1. Protogenis rudimenta cum ipsius naturae veritate certantia non sine quodam horrore tractavi Petron. 83. Sein berühmtestes Bild der Stadtheros Jalysos (Ol. 119.) mit dem Hunde und dem Saturos anapauomenos, eine mythische Darstellung der Stadt u. Gegend, über der er 7 Jahre gemahlt hatte. Fiorillo Artistische Schriften i. S. 330 ff.
2. Vgl. Böttigers Furienmaske S. 75.
1143. Dieser Meister herrliche Kunst ist, insofern sie sich in der Beleuchtung, dem Farbenton, den Localfar- ben zeigte, für uns bis auf ziemlich dunkle Meldungen und späte Nachahmungen untergegangen; dagegen geben 2von ihrer Zeichnung die Leichtigkeit, Sicherheit und Grazie, mit der die Umrisse mancher Vasengemälde der vollkomm- nern Art (mit ausgesparten hellen Figuren) ausgeführt sind, einen Begriff, der an die Gränze des Begreiflichen führt.
2. S. besonders unter den bei Millingen Uned. monum. S. 1. pl. 10. (esthes es to leptotaton exeirgasmene §. 134. 135.) 16. 18. 21. 22. 35.
Hiſtoriſcher Theil.
1142. Neben ihm bluͤhte außer den genannten Pro- togenes, welchen der durch ſein Genie uͤber jede nie- drige Geſinnung emporgeſtellte Apelles ſelbſt beruͤhmt ge- macht hatte: ein Autodidakt, deſſen, oft allzu ſorgfaͤltiger, Fleiß und genaues Naturſtudium ſeine wenig zahlreichen 2Werke unſchaͤtzbar machten. Auch der durch die Lebendig- keit ſeiner Erfindungen (φαντασίαι, visiones) ausge- zeichnete Theon gehoͤrt dieſer ſchnell voruͤbergehenden Bluͤthezeit der Mahlerei an.
1. Protogenis rudimenta cum ipsius naturae veritate certantia non sine quodam horrore tractavi Petron. 83. Sein berühmteſtes Bild der Stadtheros Jalyſos (Ol. 119.) mit dem Hunde und dem Σάτυρος ἀναπαυόμενος, eine mythiſche Darſtellung der Stadt u. Gegend, über der er 7 Jahre gemahlt hatte. Fiorillo Artiſtiſche Schriften i. S. 330 ff.
2. Vgl. Böttigers Furienmaske S. 75.
1143. Dieſer Meiſter herrliche Kunſt iſt, inſofern ſie ſich in der Beleuchtung, dem Farbenton, den Localfar- ben zeigte, fuͤr uns bis auf ziemlich dunkle Meldungen und ſpaͤte Nachahmungen untergegangen; dagegen geben 2von ihrer Zeichnung die Leichtigkeit, Sicherheit und Grazie, mit der die Umriſſe mancher Vaſengemaͤlde der vollkomm- nern Art (mit ausgeſparten hellen Figuren) ausgefuͤhrt ſind, einen Begriff, der an die Graͤnze des Begreiflichen fuͤhrt.
2. S. beſonders unter den bei Millingen Uned. monum. S. 1. pl. 10. (ἐσϑὴς ἐς τὸ λεπτότατον ἐξειργασμένη §. 134. 135.) 16. 18. 21. 22. 35.
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Hiſtoriſcher Theil.
142. Neben ihm bluͤhte außer den genannten Pro-
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drige Geſinnung emporgeſtellte Apelles ſelbſt beruͤhmt ge-
macht hatte: ein Autodidakt, deſſen, oft allzu ſorgfaͤltiger,
Fleiß und genaues Naturſtudium ſeine wenig zahlreichen
Werke unſchaͤtzbar machten. Auch der durch die Lebendig-
keit ſeiner Erfindungen (φαντασίαι, visiones) ausge-
zeichnete Theon gehoͤrt dieſer ſchnell voruͤbergehenden
Bluͤthezeit der Mahlerei an.
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certantia non sine quodam horrore tractavi Petron. 83.
Sein berühmteſtes Bild der Stadtheros Jalyſos (Ol. 119.) mit
dem Hunde und dem Σάτυρος ἀναπαυόμενος, eine mythiſche
Darſtellung der Stadt u. Gegend, über der er 7 Jahre gemahlt hatte.
Fiorillo Artiſtiſche Schriften i. S. 330 ff.
2. Vgl. Böttigers Furienmaske S. 75.
143. Dieſer Meiſter herrliche Kunſt iſt, inſofern ſie
ſich in der Beleuchtung, dem Farbenton, den Localfar-
ben zeigte, fuͤr uns bis auf ziemlich dunkle Meldungen
und ſpaͤte Nachahmungen untergegangen; dagegen geben
von ihrer Zeichnung die Leichtigkeit, Sicherheit und Grazie,
mit der die Umriſſe mancher Vaſengemaͤlde der vollkomm-
nern Art (mit ausgeſparten hellen Figuren) ausgefuͤhrt
ſind, einen Begriff, der an die Graͤnze des Begreiflichen
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S. 1. pl. 10. (ἐσϑὴς ἐς τὸ λεπτότατον ἐξειργασμένη §. 134.
135.) 16. 18. 21. 22. 35.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/148>, abgerufen am 22.11.2024.
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