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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.

3. Zu Rom eine Venus nuda Praxiteliam illam antece-
dens
(der Zeit nach?) Plin. xxxvi, 4, 8. Venus, Pothos
(et Phaethon?)
zu Samothrake ebd. Eros, Himeros, Pothos
zu Megara, Paus. i, 43, 6. Seine eherne Aphrodite Pande-
mos
zu Elis, auf einem Bocke sitzend, macht einen merkwürdi-
gen Gegensatz gegen Phidias benachbarte Urania mit der Schildkröte,
Paus. vi, 25, 2. Chametaerae?

4. Der Apollo Palatinus des Skopas (Plin). Inter ma-
trem
(von Praxiteles Pl.) deus ipse interque sororem (von
Timotheos Pl.) Pythius in longa carmina veste so-
nat
,
Properz ii, 31, 15. Dies ist offenbar die bekannte Figur
auf den Münzen des August und Nero. Vgl. Sueton Nero 25.
(nebst Patinus Anm.) Mus. PioCl. T. i. tv. A, 9. Statue
PioCl. T. i. tv. 16. vgl. Visconti p. 29. (welcher indeß Timar-
chides Statue, Plin. xxxvi, 4, 10. für das Original halten
möchte). Musee Francais P. i. pl. 5. Vgl. unten: Apollon.

5. Sed in maxima dignatione Cn. Domitii delubro in
Circo Flaminio Neptunus ipse et Thetis alque Achilles,
Nereides supra delphinos et cete et hippocampos seden-
tes. Item Tritones, chorusque Phorci et pristes ac multa
alia marina omnia eiusdem manus, praeclarum opus etiamsi
totius vilae fuisset.
Plin. Ueber den Mythus des Bildwerks
besonders Köhler Mem. sur les Iles et la Course d' Achille
Petersb. 1827. Sect.
1.

1126. Ob die Gruppe der Niobe (welche in Rom
sich im Tempel des Apollo Sosianus, wahrscheinlich im
Giebelfelde, befand) von Skopas oder Praxiteles sei, wuß-
ten die Römischen Kunstkenner, wie bei einigen andern
2Werken, nicht zu entscheiden. Auf jeden Fall zeugt die
Gruppe für eine Kunst, welche gern ergreifende und er-
schütternde Gegenstände darstellt, aber diese zugleich mit
der Mäßigung und edlen Zurückhaltung behandelt, wie sie
3der Sinn der Hellenen in den besten Zeiten forderte. Der
Künstler bietet Alles auf, um unser Gemüth für die von
den Göttern gestrafte, getroffne Familie zu gewinnen; kein
unedler Zug wird bei dem körperlichen Schmerze und der
Furcht vor der drohenden Gefahr sichtbar; das Angesicht
der Mutter, der Gipfel der ganzen Darstellung, drückt

Hiſtoriſcher Theil.

3. Zu Rom eine Venus nuda Praxiteliam illam antece-
dens
(der Zeit nach?) Plin. xxxvi, 4, 8. Venus, Pothos
(et Phaethon?)
zu Samothrake ebd. Eros, Himeros, Pothos
zu Megara, Pauſ. i, 43, 6. Seine eherne Aphrodite Pande-
mos
zu Elis, auf einem Bocke ſitzend, macht einen merkwürdi-
gen Gegenſatz gegen Phidias benachbarte Urania mit der Schildkröte,
Pauſ. vi, 25, 2. Chametaerae?

4. Der Apollo Palatinus des Skopas (Plin). Inter ma-
trem
(von Praxiteles Pl.) deus ipse interque sororem (von
Timotheos Pl.) Pythius in longa carmina veste so-
nat
,
Properz ii, 31, 15. Dies iſt offenbar die bekannte Figur
auf den Münzen des Auguſt und Nero. Vgl. Sueton Nero 25.
(nebſt Patinus Anm.) Mus. PioCl. T. i. tv. A, 9. Statue
PioCl. T. i. tv. 16. vgl. Viſconti p. 29. (welcher indeß Timar-
chides Statue, Plin. xxxvi, 4, 10. für das Original halten
möchte). Musée Français P. i. pl. 5. Vgl. unten: Apollon.

5. Sed in maxima dignatione Cn. Domitii delubro in
Circo Flaminio Neptunus ipse et Thetis alque Achilles,
Nereides supra delphinos et cete et hippocampos seden-
tes. Item Tritones, chorusque Phorci et pristes ac multa
alia marina omnia eiusdem manus, praeclarum opus etiamsi
totius vilae fuisset.
Plin. Ueber den Mythus des Bildwerks
beſonders Köhler Mém. sur les Iles et la Course d’ Achille
Pétersb. 1827. Sect.
1.

1126. Ob die Gruppe der Niobe (welche in Rom
ſich im Tempel des Apollo Sosianus, wahrſcheinlich im
Giebelfelde, befand) von Skopas oder Praxiteles ſei, wuß-
ten die Roͤmiſchen Kunſtkenner, wie bei einigen andern
2Werken, nicht zu entſcheiden. Auf jeden Fall zeugt die
Gruppe fuͤr eine Kunſt, welche gern ergreifende und er-
ſchuͤtternde Gegenſtaͤnde darſtellt, aber dieſe zugleich mit
der Maͤßigung und edlen Zuruͤckhaltung behandelt, wie ſie
3der Sinn der Hellenen in den beſten Zeiten forderte. Der
Kuͤnſtler bietet Alles auf, um unſer Gemuͤth fuͤr die von
den Goͤttern geſtrafte, getroffne Familie zu gewinnen; kein
unedler Zug wird bei dem koͤrperlichen Schmerze und der
Furcht vor der drohenden Gefahr ſichtbar; das Angeſicht
der Mutter, der Gipfel der ganzen Darſtellung, druͤckt

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[106/0128] Hiſtoriſcher Theil. 3. Zu Rom eine Venus nuda Praxiteliam illam antece- dens (der Zeit nach?) Plin. xxxvi, 4, 8. Venus, Pothos (et Phaethon?) zu Samothrake ebd. Eros, Himeros, Pothos zu Megara, Pauſ. i, 43, 6. Seine eherne Aphrodite Pande- mos zu Elis, auf einem Bocke ſitzend, macht einen merkwürdi- gen Gegenſatz gegen Phidias benachbarte Urania mit der Schildkröte, Pauſ. vi, 25, 2. Chametaerae? 4. Der Apollo Palatinus des Skopas (Plin). Inter ma- trem (von Praxiteles Pl.) deus ipse interque sororem (von Timotheos Pl.) Pythius in longa carmina veste so- nat, Properz ii, 31, 15. Dies iſt offenbar die bekannte Figur auf den Münzen des Auguſt und Nero. Vgl. Sueton Nero 25. (nebſt Patinus Anm.) Mus. PioCl. T. i. tv. A, 9. Statue PioCl. T. i. tv. 16. vgl. Viſconti p. 29. (welcher indeß Timar- chides Statue, Plin. xxxvi, 4, 10. für das Original halten möchte). Musée Français P. i. pl. 5. Vgl. unten: Apollon. 5. Sed in maxima dignatione Cn. Domitii delubro in Circo Flaminio Neptunus ipse et Thetis alque Achilles, Nereides supra delphinos et cete et hippocampos seden- tes. Item Tritones, chorusque Phorci et pristes ac multa alia marina omnia eiusdem manus, praeclarum opus etiamsi totius vilae fuisset. Plin. Ueber den Mythus des Bildwerks beſonders Köhler Mém. sur les Iles et la Course d’ Achille Pétersb. 1827. Sect. 1. 126. Ob die Gruppe der Niobe (welche in Rom ſich im Tempel des Apollo Sosianus, wahrſcheinlich im Giebelfelde, befand) von Skopas oder Praxiteles ſei, wuß- ten die Roͤmiſchen Kunſtkenner, wie bei einigen andern Werken, nicht zu entſcheiden. Auf jeden Fall zeugt die Gruppe fuͤr eine Kunſt, welche gern ergreifende und er- ſchuͤtternde Gegenſtaͤnde darſtellt, aber dieſe zugleich mit der Maͤßigung und edlen Zuruͤckhaltung behandelt, wie ſie der Sinn der Hellenen in den beſten Zeiten forderte. Der Kuͤnſtler bietet Alles auf, um unſer Gemuͤth fuͤr die von den Goͤttern geſtrafte, getroffne Familie zu gewinnen; kein unedler Zug wird bei dem koͤrperlichen Schmerze und der Furcht vor der drohenden Gefahr ſichtbar; das Angeſicht der Mutter, der Gipfel der ganzen Darſtellung, druͤckt 1 2 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/128>, abgerufen am 24.11.2024.