doch die Darstellung der reinsten Formen und ebenmäßig- sten Verhältnisse des jugendlichen Leibes die Hauptsache 5war. Daher eine seiner Statuen, der Doryphoros, es sei nun nach der Absicht des Künstlers oder durch das Urtheil der Nachwelt, ein Kanon der Proportionen des menschlichen Körpers wurde, welche im Allgemeinen da- 6mals noch kürzer und stämmiger waren als später. Ebenso legte man ihm (nach Plinius) die Durchführung des Grund- satzes bei, den Schwerpunkt des Körpers hauptsächlich auf den einen Fuß zu legen (ut uno crure insisterent signa); woraus der so anziehende und bedeutende Gegensatz der tragenden, gedrängteren, und der getragenen, mehr ent- wickelten, Seite des menschlichen Körpers hervorgeht.
2. Von der Hera in Argos besonders Maximus Tyr. Diss. 14. p. 260 R., Böttiger Andeut. S. 122. Quatr.-de-Quincy p. 326. Ta Polukleitou xoana te tekhne kallista ton panton -- Strab. viii. p. 372. Toreuticen sic erudisse, ut Phidias aperuisse (iudicatur) Plin. xxxiv, 19, 2.) Da- gegen Phidias in ebore longe citra aemulum Quint.).
3. Vgl. die Urtheile Cic. Brut. 18. Quintil. xii, 10. Schorn Studien S. 282. Meyer Geschichte i. S. 69.
4. Diadumenum fecit molliter puerum (Statue aus Villa Faruese, Winckelm. W. B. vi. Tf. 2) -- Doryphorum viri- liter puerum -- destringentem se, et nudum talo inces- sentem (?), duosque pueros item nudos talis ludentes (astragalizontas). Plin. Sillig. C. A. p. 364 sqq.
5. Vom Kanon Plin. a. O. (Doryphorum, quem et canona artifices vocant), Cicero Brut. 86. Orat. 2. Quintil. v, 12. Lukian de salt. 75. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1814. Hist. Phil. Cl. S. 19. Als eine Schrift nur Galen peri ton kath Ippokraten kai Plat. iv, 3. T. v. p. 449 Kühn, u. sonst. Vgl. unten §. 129. 130. Quadrata (tetragona) Polycl. signa esse tradit Varro et paene ad unum exem- plum. Plin.
1121. Mit diesem Charakter des Polykleitos stimmt es sehr wohl überein, daß er in einem Künstler-Wett- kampfe zu Ephesos mit seinem Amazonenbilde den Phi-
Hiſtoriſcher Theil.
doch die Darſtellung der reinſten Formen und ebenmaͤßig- ſten Verhaͤltniſſe des jugendlichen Leibes die Hauptſache 5war. Daher eine ſeiner Statuen, der Doryphoros, es ſei nun nach der Abſicht des Kuͤnſtlers oder durch das Urtheil der Nachwelt, ein Kanon der Proportionen des menſchlichen Koͤrpers wurde, welche im Allgemeinen da- 6mals noch kuͤrzer und ſtaͤmmiger waren als ſpaͤter. Ebenſo legte man ihm (nach Plinius) die Durchfuͤhrung des Grund- ſatzes bei, den Schwerpunkt des Koͤrpers hauptſaͤchlich auf den einen Fuß zu legen (ut uno crure insisterent signa); woraus der ſo anziehende und bedeutende Gegenſatz der tragenden, gedraͤngteren, und der getragenen, mehr ent- wickelten, Seite des menſchlichen Koͤrpers hervorgeht.
2. Von der Hera in Argos beſonders Maximus Tyr. Diss. 14. p. 260 R., Böttiger Andeut. S. 122. Quatr.-de-Quincy p. 326. Τὰ Πολυκλείτου ξόανα τῇ τέχνῃ κάλλιστα τῶν πάντων — Strab. viii. p. 372. Toreuticen sic erudisse, ut Phidias aperuisse (iudicatur) Plin. xxxiv, 19, 2.) Da- gegen Phidias in ebore longe citra aemulum Quint.).
3. Vgl. die Urtheile Cic. Brut. 18. Quintil. xii, 10. Schorn Studien S. 282. Meyer Geſchichte i. S. 69.
4. Diadumenum fecit molliter puerum (Statue aus Villa Farueſe, Winckelm. W. B. vi. Tf. 2) — Doryphorum viri- liter puerum — destringentem se, et nudum talo inces- sentem (?), duosque pueros item nudos talis ludentes (ἀστραγαλίζοντας). Plin. Sillig. C. A. p. 364 sqq.
5. Vom Kanon Plin. a. O. (Doryphorum, quem et canona artifices vocant), Cicero Brut. 86. Orat. 2. Quintil. v, 12. Lukian de salt. 75. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1814. Hiſt. Phil. Cl. S. 19. Als eine Schrift nur Galen περὶ τῶν καϑ̕ Ἱπποκράτην καὶ Πλάτ. iv, 3. T. v. p. 449 Kühn, u. ſonſt. Vgl. unten §. 129. 130. Quadrata (τετράγωνα) Polycl. signa esse tradit Varro et paene ad unum exem- plum. Plin.
1121. Mit dieſem Charakter des Polykleitos ſtimmt es ſehr wohl uͤberein, daß er in einem Kuͤnſtler-Wett- kampfe zu Epheſos mit ſeinem Amazonenbilde den Phi-
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Hiſtoriſcher Theil.
doch die Darſtellung der reinſten Formen und ebenmaͤßig-
ſten Verhaͤltniſſe des jugendlichen Leibes die Hauptſache
war. Daher eine ſeiner Statuen, der Doryphoros, es
ſei nun nach der Abſicht des Kuͤnſtlers oder durch das
Urtheil der Nachwelt, ein Kanon der Proportionen des
menſchlichen Koͤrpers wurde, welche im Allgemeinen da-
mals noch kuͤrzer und ſtaͤmmiger waren als ſpaͤter. Ebenſo
legte man ihm (nach Plinius) die Durchfuͤhrung des Grund-
ſatzes bei, den Schwerpunkt des Koͤrpers hauptſaͤchlich auf
den einen Fuß zu legen (ut uno crure insisterent signa);
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14. p. 260 R., Böttiger Andeut. S. 122. Quatr.-de-Quincy
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πάντων — Strab. viii. p. 372. Toreuticen sic erudisse,
ut Phidias aperuisse (iudicatur) Plin. xxxiv, 19, 2.) Da-
gegen Phidias in ebore longe citra aemulum Quint.).
3. Vgl. die Urtheile Cic. Brut. 18. Quintil. xii, 10.
Schorn Studien S. 282. Meyer Geſchichte i. S. 69.
4. Diadumenum fecit molliter puerum (Statue aus Villa
Farueſe, Winckelm. W. B. vi. Tf. 2) — Doryphorum viri-
liter puerum — destringentem se, et nudum talo inces-
sentem (?), duosque pueros item nudos talis ludentes
(ἀστραγαλίζοντας). Plin. Sillig. C. A. p. 364 sqq.
5. Vom Kanon Plin. a. O. (Doryphorum, quem et
canona artifices vocant), Cicero Brut. 86. Orat. 2. Quintil.
v, 12. Lukian de salt. 75. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1814.
Hiſt. Phil. Cl. S. 19. Als eine Schrift nur Galen περὶ τῶν
καϑ̕ Ἱπποκράτην καὶ Πλάτ. iv, 3. T. v. p. 449 Kühn,
u. ſonſt. Vgl. unten §. 129. 130. Quadrata (τετράγωνα)
Polycl. signa esse tradit Varro et paene ad unum exem-
plum. Plin.
121. Mit dieſem Charakter des Polykleitos ſtimmt
es ſehr wohl uͤberein, daß er in einem Kuͤnſtler-Wett-
kampfe zu Epheſos mit ſeinem Amazonenbilde den Phi-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/122>, abgerufen am 16.07.2024.
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