Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

5.
1.

Rach der Betrachtung des unterthänigen Standes
kommen wir nunmehr zu dem eigentlich freien Staats-
bürger
, der nach einem althellenischen, in Sparta
realisirten, Grundsatze der Sorge um Nahrung entho-
ben war. Die genaue Scheidung dieser Stände und
die vortheilhafte Stellung des letztern, erhöhete natür-
lich dessen Achtung und den Preis des Bürgerrechts,
daher auch Sparta sich vor allen karg erzeigte, es
Fremden zu ertheilen 1. Ehe wir nun den aus allen
Freien bestehenden Staatskörper in seiner Bewegung
und Handlung betrachten, müssen wir vorher auf die
Gliederung desselben, auf die Eintheilung in kleinere
Gemeinden, Stämme, Phratrien, Geschlechter u. s. w.
einige Aufmerksamkeit richten.

In jedem Dorischen Staate fanden sich die drei
Stämme: Hylleis, Dymanes (Dymanaten) und
Pamphylen. Diese Dreitheilung war der Nation
so eigenthümlich, daß schon Homer sie die dreifachge-
theilten (trikhaikes) nannte, welchen alten Beinamen
ein Hesiodischer Vers ganz richtig von der Eintheilung

1 Gegen Herodot (oben S. 50.) vermögen die zum Theil
sehr unsichern Beispiele von Aufnahme Fremder zu Bürgern Spar-
ta's bei Tittmann S. 641. nichts. Ephoros bei Str. 8, 364. spricht
nur von Aufnahme Fremder zu Periöken. Ueber die Strenge der
Megarer hierin f. Plut. de monarchia 2. p. 204.

5.
1.

Rach der Betrachtung des unterthaͤnigen Standes
kommen wir nunmehr zu dem eigentlich freien Staats-
buͤrger
, der nach einem althelleniſchen, in Sparta
realiſirten, Grundſatze der Sorge um Nahrung entho-
ben war. Die genaue Scheidung dieſer Staͤnde und
die vortheilhafte Stellung des letztern, erhoͤhete natuͤr-
lich deſſen Achtung und den Preis des Buͤrgerrechts,
daher auch Sparta ſich vor allen karg erzeigte, es
Fremden zu ertheilen 1. Ehe wir nun den aus allen
Freien beſtehenden Staatskoͤrper in ſeiner Bewegung
und Handlung betrachten, muͤſſen wir vorher auf die
Gliederung deſſelben, auf die Eintheilung in kleinere
Gemeinden, Staͤmme, Phratrien, Geſchlechter u. ſ. w.
einige Aufmerkſamkeit richten.

In jedem Doriſchen Staate fanden ſich die drei
Staͤmme: Hylleis, Dymanes (Dymanaten) und
Pamphylen. Dieſe Dreitheilung war der Nation
ſo eigenthuͤmlich, daß ſchon Homer ſie die dreifachge-
theilten (τριχάϊκες) nannte, welchen alten Beinamen
ein Heſiodiſcher Vers ganz richtig von der Eintheilung

1 Gegen Herodot (oben S. 50.) vermoͤgen die zum Theil
ſehr unſichern Beiſpiele von Aufnahme Fremder zu Buͤrgern Spar-
ta’s bei Tittmann S. 641. nichts. Ephoros bei Str. 8, 364. ſpricht
nur von Aufnahme Fremder zu Perioͤken. Ueber die Strenge der
Megarer hierin f. Plut. de monarchia 2. p. 204.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0081" n="75"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>5.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">R</hi>ach der Betrachtung des untertha&#x0364;nigen Standes<lb/>
kommen wir nunmehr zu dem eigentlich <hi rendition="#g">freien Staats-<lb/>
bu&#x0364;rger</hi>, der nach einem althelleni&#x017F;chen, in Sparta<lb/>
reali&#x017F;irten, Grund&#x017F;atze der Sorge um Nahrung entho-<lb/>
ben war. Die genaue Scheidung die&#x017F;er Sta&#x0364;nde und<lb/>
die vortheilhafte Stellung des letztern, erho&#x0364;hete natu&#x0364;r-<lb/>
lich de&#x017F;&#x017F;en Achtung und den Preis des Bu&#x0364;rgerrechts,<lb/>
daher auch Sparta &#x017F;ich vor allen karg erzeigte, es<lb/>
Fremden zu ertheilen <note place="foot" n="1">Gegen Herodot (oben S. 50.) vermo&#x0364;gen die zum Theil<lb/>
&#x017F;ehr un&#x017F;ichern Bei&#x017F;piele von Aufnahme Fremder zu Bu&#x0364;rgern Spar-<lb/>
ta&#x2019;s bei Tittmann S. 641. nichts. Ephoros bei Str. 8, 364. &#x017F;pricht<lb/>
nur von Aufnahme Fremder zu <hi rendition="#g">Perio&#x0364;ken</hi>. Ueber die Strenge der<lb/>
Megarer hierin f. Plut. <hi rendition="#aq">de monarchia 2. p. 204.</hi></note>. Ehe wir nun den aus allen<lb/>
Freien be&#x017F;tehenden Staatsko&#x0364;rper in &#x017F;einer Bewegung<lb/>
und Handlung betrachten, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir vorher auf die<lb/>
Gliederung de&#x017F;&#x017F;elben, auf die Eintheilung in kleinere<lb/>
Gemeinden, Sta&#x0364;mme, Phratrien, Ge&#x017F;chlechter u. &#x017F;. w.<lb/>
einige Aufmerk&#x017F;amkeit richten.</p><lb/>
            <p>In jedem Dori&#x017F;chen Staate fanden &#x017F;ich die drei<lb/>
Sta&#x0364;mme: <hi rendition="#g">Hylleis, Dymanes</hi> (Dymanaten) und<lb/><hi rendition="#g">Pamphylen</hi>. Die&#x017F;e Dreitheilung war der Nation<lb/>
&#x017F;o eigenthu&#x0364;mlich, daß &#x017F;chon Homer &#x017F;ie die dreifachge-<lb/>
theilten (&#x03C4;&#x03C1;&#x03B9;&#x03C7;&#x03AC;&#x03CA;&#x03BA;&#x03B5;&#x03C2;) nannte, welchen alten Beinamen<lb/>
ein He&#x017F;iodi&#x017F;cher Vers ganz richtig von der Eintheilung<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0081] 5. 1. Rach der Betrachtung des unterthaͤnigen Standes kommen wir nunmehr zu dem eigentlich freien Staats- buͤrger, der nach einem althelleniſchen, in Sparta realiſirten, Grundſatze der Sorge um Nahrung entho- ben war. Die genaue Scheidung dieſer Staͤnde und die vortheilhafte Stellung des letztern, erhoͤhete natuͤr- lich deſſen Achtung und den Preis des Buͤrgerrechts, daher auch Sparta ſich vor allen karg erzeigte, es Fremden zu ertheilen 1. Ehe wir nun den aus allen Freien beſtehenden Staatskoͤrper in ſeiner Bewegung und Handlung betrachten, muͤſſen wir vorher auf die Gliederung deſſelben, auf die Eintheilung in kleinere Gemeinden, Staͤmme, Phratrien, Geſchlechter u. ſ. w. einige Aufmerkſamkeit richten. In jedem Doriſchen Staate fanden ſich die drei Staͤmme: Hylleis, Dymanes (Dymanaten) und Pamphylen. Dieſe Dreitheilung war der Nation ſo eigenthuͤmlich, daß ſchon Homer ſie die dreifachge- theilten (τριχάϊκες) nannte, welchen alten Beinamen ein Heſiodiſcher Vers ganz richtig von der Eintheilung 1 Gegen Herodot (oben S. 50.) vermoͤgen die zum Theil ſehr unſichern Beiſpiele von Aufnahme Fremder zu Buͤrgern Spar- ta’s bei Tittmann S. 641. nichts. Ephoros bei Str. 8, 364. ſpricht nur von Aufnahme Fremder zu Perioͤken. Ueber die Strenge der Megarer hierin f. Plut. de monarchia 2. p. 204.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/81
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/81>, abgerufen am 21.11.2024.