Mundarten im Ganzen sehr wenig, mehr durch Aristo- phanes Acharner von der Megarischen, die den Peloponnesischen Dorismus, abgesehn von den Lakonis- men, wohl am treusten darstellt. Auch die Dryoper von Hermione sprachen dorisch; die Inschr. bei Castelli Inscr. Sic. p. 89. und Aa. enthält wenigstens Dorismen wie epidamonti, pottan polin, tous de lainan domen stalan (wie zu schreiben), vgl. oben Bd. 2. S. 399, 3. Die Rhodier sprachen noch in Tibers Zeit dorisch (Sueton Tib. 56.) und zwar, wie Aristides de conc. rühmt, sehr rein. S. Meurs. Rhod. 2, 3. Koische Inschr. bei Spon, Kalymnische (Chandl. Inscr. p. 21. n. 58.), Astypaläische und Anaphäische (in Villoisons Scheden) enthalten einen herkömmlichen und in Monumenten gewöhnlichen Do- rismus. Auch die Aegineten nahmen diesen nach ihrer Rückkehr wieder an s. z. B. die Inschr. Aegin. p. 136.; vgl. was über die S. 160. mitgetheilte gesagt ist. Unter den Inschr. von Korkyra, die Mustoxidi zusammenstellt, könnte man nach dem stärkern oder schwächern Dorismus eine Reihenfolge aufstellen; die große bei Montfaucon, Quirinus, Mustoxidi, Böckh, gewährt manches Eigenthümliche, wie den Imper. donto. In dem nun für Theräisch erkannten (Bd. 2. S. 329, 1.) Testament der Epikteta kommen viele strenge Dorismen, wie der Accus. in os, die Infin. agagen, thuen (leges für legeis führt Eust. ad Od. 19, 706, 49. als Theräisch an), und dabei manche ganz abweichende Formen, wie die Perf. esakeia, sunagago- kheia, vor, doch hat die Sprache im Ganzen wenig Al- terthümliches. Reich an Dorismen war der Byzan- tinische Dialekt in Philippos Zeit nach dem Dekret des Demosthenes; etwas weniger finden sich in dem spätern bei Chandl. Inscr. App. p. 95. n. 10. Wie viel der Kyrenäische von der Sprache der umwoh- nenden Völker an sich gezogen hatte, läßt sich nicht bestimmt sagen; brikos hieß nach Hes. in Kyrene Esel, borrico in Hispanien, so war das Wort wohl Libysch. Was wir vom Tarantinischen Dialekte wissen, scheint Alles aus Rhinthons Phlyaken, also aus der Zeit des ersten Ptolemäos, zu stammen; der Dialekt
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Mundarten im Ganzen ſehr wenig, mehr durch Ariſto- phanes Acharner von der Megariſchen, die den Peloponneſiſchen Dorismus, abgeſehn von den Lakonis- men, wohl am treuſten darſtellt. Auch die Dryoper von Hermione ſprachen doriſch; die Inſchr. bei Caſtelli Inscr. Sic. p. 89. und Aa. enthaͤlt wenigſtens Dorismen wie ἐπιδαμωντι, ποτταν πολιν, τους δε λαιναν δομεν σταλαν (wie zu ſchreiben), vgl. oben Bd. 2. S. 399, 3. Die Rhodier ſprachen noch in Tibers Zeit doriſch (Sueton Tib. 56.) und zwar, wie Ariſtides de conc. ruͤhmt, ſehr rein. S. Meurſ. Rhod. 2, 3. Koiſche Inſchr. bei Spon, Kalymniſche (Chandl. Inscr. p. 21. n. 58.), Aſtypalaͤiſche und Anaphaͤiſche (in Villoiſons Scheden) enthalten einen herkoͤmmlichen und in Monumenten gewoͤhnlichen Do- rismus. Auch die Aegineten nahmen dieſen nach ihrer Ruͤckkehr wieder an ſ. z. B. die Inſchr. Aegin. p. 136.; vgl. was uͤber die S. 160. mitgetheilte geſagt iſt. Unter den Inſchr. von Korkyra, die Muſtoxidi zuſammenſtellt, koͤnnte man nach dem ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Dorismus eine Reihenfolge aufſtellen; die große bei Montfaucon, Quirinus, Muſtoxidi, Boͤckh, gewaͤhrt manches Eigenthuͤmliche, wie den Imper. δόντω. In dem nun fuͤr Theraͤiſch erkannten (Bd. 2. S. 329, 1.) Teſtament der Epikteta kommen viele ſtrenge Dorismen, wie der Accuſ. in ος, die Infin. ἀγαγὲν, θύεν (λέγες fuͤr λέγεις fuͤhrt Euſt. ad Od. 19, 706, 49. als Theraͤiſch an), und dabei manche ganz abweichende Formen, wie die Perf. ἑςάκεια, συναγαγό- χεια, vor, doch hat die Sprache im Ganzen wenig Al- terthuͤmliches. Reich an Dorismen war der Byzan- tiniſche Dialekt in Philippos Zeit nach dem Dekret des Demoſthenes; etwas weniger finden ſich in dem ſpaͤtern bei Chandl. Inscr. App. p. 95. n. 10. Wie viel der Kyrenaͤiſche von der Sprache der umwoh- nenden Voͤlker an ſich gezogen hatte, laͤßt ſich nicht beſtimmt ſagen; βρίκος hieß nach Heſ. in Kyrene Eſel, borrico in Hiſpanien, ſo war das Wort wohl Libyſch. Was wir vom Tarantiniſchen Dialekte wiſſen, ſcheint Alles aus Rhinthons Phlyaken, alſo aus der Zeit des erſten Ptolemaͤos, zu ſtammen; der Dialekt
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Mundarten im Ganzen ſehr wenig, mehr durch Ariſto-
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von Hermione ſprachen doriſch; die Inſchr. bei
Caſtelli Inscr. Sic. p. 89. und Aa. enthaͤlt wenigſtens
Dorismen wie ἐπιδαμωντι, ποτταν πολιν, τους δε
λαιναν δομεν σταλαν (wie zu ſchreiben), vgl. oben
Bd. 2. S. 399, 3. Die Rhodier ſprachen noch in
Tibers Zeit doriſch (Sueton Tib. 56.) und zwar, wie
Ariſtides de conc. ruͤhmt, ſehr rein. S. Meurſ. Rhod.
2, 3. Koiſche Inſchr. bei Spon, Kalymniſche
(Chandl. Inscr. p. 21. n. 58.), Aſtypalaͤiſche und
Anaphaͤiſche (in Villoiſons Scheden) enthalten einen
herkoͤmmlichen und in Monumenten gewoͤhnlichen Do-
rismus. Auch die Aegineten nahmen dieſen nach
ihrer Ruͤckkehr wieder an ſ. z. B. die Inſchr. Aegin.
p. 136.; vgl. was uͤber die S. 160. mitgetheilte geſagt
iſt. Unter den Inſchr. von Korkyra, die Muſtoxidi
zuſammenſtellt, koͤnnte man nach dem ſtaͤrkern oder
ſchwaͤchern Dorismus eine Reihenfolge aufſtellen; die
große bei Montfaucon, Quirinus, Muſtoxidi, Boͤckh,
gewaͤhrt manches Eigenthuͤmliche, wie den Imper.
δόντω. In dem nun fuͤr Theraͤiſch erkannten (Bd.
2. S. 329, 1.) Teſtament der Epikteta kommen viele
ſtrenge Dorismen, wie der Accuſ. in ος, die Infin.
ἀγαγὲν, θύεν (λέγες fuͤr λέγεις fuͤhrt Euſt. ad Od. 19,
706, 49. als Theraͤiſch an), und dabei manche ganz
abweichende Formen, wie die Perf. ἑςάκεια, συναγαγό-
χεια, vor, doch hat die Sprache im Ganzen wenig Al-
terthuͤmliches. Reich an Dorismen war der Byzan-
tiniſche Dialekt in Philippos Zeit nach dem Dekret
des Demoſthenes; etwas weniger finden ſich in dem
ſpaͤtern bei Chandl. Inscr. App. p. 95. n. 10. Wie
viel der Kyrenaͤiſche von der Sprache der umwoh-
nenden Voͤlker an ſich gezogen hatte, laͤßt ſich nicht
beſtimmt ſagen; βρίκος hieß nach Heſ. in Kyrene Eſel,
borrico in Hiſpanien, ſo war das Wort wohl Libyſch.
Was wir vom Tarantiniſchen Dialekte wiſſen,
ſcheint Alles aus Rhinthons Phlyaken, alſo aus der
Zeit des erſten Ptolemaͤos, zu ſtammen; der Dialekt
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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