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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Wie Argos sich um die Zeit der Perserkriege
durch die Veränderungen der Verfassung und die Rich-
tung seiner Politik des Dorismus fast zu entäußern
suchte, ist öfter im Lauf dieses Werks bemerkt 1: aber
eine Revolution führte nur die andre herbei, und keine
einen kräftigen, gesunden Zustand. Vom Attischen
Volkswesen hatte Argos sich nur das Schlechte aneig-
nen können, die Herrlichkeit jenes Lebens konnte dem
von Grund aus fremdartigen Stamme nicht aufge-
pfropft werden 2.

Daß Rhodos dagegen manche Dorische Charak-
terzüge bis in die spätsten Zeiten Griechischer Freiheit
bewahrte, ist oben schon bemerkt 3; auf der andern
Seite hatte die Insel, besonders in der Zeit der zwei-
ten Artemisia, viel Asiatisches aufgenommen, welches
mit jenem Hellenischen eine eigenthümliche Mischung
gebildet haben muß, als deren Erzeugnisse die Rhodi-
sche Beredsamkeit, Mahlerei 4 und Sculptur zu be-
trachten sein werden. Letztre blühte hier seit alter
Zeit; aber nahm später einen besonderen Zug zu dem
Kolossalen, Imposanten, Prächtigen; Laokoon und der
Toro Farnese gehören zu ihren schönsten Erzeugnissen 5.
Die Sitten schildert das Sprüchwort, das Rhodos
eine Stadt der Freier nennt; ein andres benamt die
Rhodier weiße Kyrenäer, wo der Luxus den Verglei-
chungspunkt, die Farbe den Unterschied hergiebt 6.


1 Bd. 2. S. 174. 3. S. 143. 147.
2 Vgl. noch
über die Argeioi phores Suid. Prov. Vatic. 2, 49.
3 S.
151.
4 Die Schule des antiken Coreggio, Protogenes. Vgl.
das aus Alexandr. oder Römischer Zeit stammende Anakreont. Ge-
dicht 28, 3.
5 Vgl. H. Meyers Geschichte der Kunst Bd. 1.
S. 208, 218.
6 Meurs. Rhod. 1, 20. vgl. Anakreont. 32,
16.

Wie Argos ſich um die Zeit der Perſerkriege
durch die Veraͤnderungen der Verfaſſung und die Rich-
tung ſeiner Politik des Dorismus faſt zu entaͤußern
ſuchte, iſt oͤfter im Lauf dieſes Werks bemerkt 1: aber
eine Revolution fuͤhrte nur die andre herbei, und keine
einen kraͤftigen, geſunden Zuſtand. Vom Attiſchen
Volksweſen hatte Argos ſich nur das Schlechte aneig-
nen koͤnnen, die Herrlichkeit jenes Lebens konnte dem
von Grund aus fremdartigen Stamme nicht aufge-
pfropft werden 2.

Daß Rhodos dagegen manche Doriſche Charak-
terzuͤge bis in die ſpaͤtſten Zeiten Griechiſcher Freiheit
bewahrte, iſt oben ſchon bemerkt 3; auf der andern
Seite hatte die Inſel, beſonders in der Zeit der zwei-
ten Artemiſia, viel Aſiatiſches aufgenommen, welches
mit jenem Helleniſchen eine eigenthuͤmliche Miſchung
gebildet haben muß, als deren Erzeugniſſe die Rhodi-
ſche Beredſamkeit, Mahlerei 4 und Sculptur zu be-
trachten ſein werden. Letztre bluͤhte hier ſeit alter
Zeit; aber nahm ſpaͤter einen beſonderen Zug zu dem
Koloſſalen, Impoſanten, Praͤchtigen; Laokoon und der
Toro Farneſe gehoͤren zu ihren ſchoͤnſten Erzeugniſſen 5.
Die Sitten ſchildert das Spruͤchwort, das Rhodos
eine Stadt der Freier nennt; ein andres benamt die
Rhodier weiße Kyrenaͤer, wo der Luxus den Verglei-
chungspunkt, die Farbe den Unterſchied hergiebt 6.


1 Bd. 2. S. 174. 3. S. 143. 147.
2 Vgl. noch
uͤber die Ἀϱγεῖοι φῶϱες Suid. Prov. Vatic. 2, 49.
3 S.
151.
4 Die Schule des antiken Coreggio, Protogenes. Vgl.
das aus Alexandr. oder Roͤmiſcher Zeit ſtammende Anakreont. Ge-
dicht 28, 3.
5 Vgl. H. Meyers Geſchichte der Kunſt Bd. 1.
S. 208, 218.
6 Meurſ. Rhod. 1, 20. vgl. Anakreont. 32,
16.
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[413/0419] Wie Argos ſich um die Zeit der Perſerkriege durch die Veraͤnderungen der Verfaſſung und die Rich- tung ſeiner Politik des Dorismus faſt zu entaͤußern ſuchte, iſt oͤfter im Lauf dieſes Werks bemerkt 1: aber eine Revolution fuͤhrte nur die andre herbei, und keine einen kraͤftigen, geſunden Zuſtand. Vom Attiſchen Volksweſen hatte Argos ſich nur das Schlechte aneig- nen koͤnnen, die Herrlichkeit jenes Lebens konnte dem von Grund aus fremdartigen Stamme nicht aufge- pfropft werden 2. Daß Rhodos dagegen manche Doriſche Charak- terzuͤge bis in die ſpaͤtſten Zeiten Griechiſcher Freiheit bewahrte, iſt oben ſchon bemerkt 3; auf der andern Seite hatte die Inſel, beſonders in der Zeit der zwei- ten Artemiſia, viel Aſiatiſches aufgenommen, welches mit jenem Helleniſchen eine eigenthuͤmliche Miſchung gebildet haben muß, als deren Erzeugniſſe die Rhodi- ſche Beredſamkeit, Mahlerei 4 und Sculptur zu be- trachten ſein werden. Letztre bluͤhte hier ſeit alter Zeit; aber nahm ſpaͤter einen beſonderen Zug zu dem Koloſſalen, Impoſanten, Praͤchtigen; Laokoon und der Toro Farneſe gehoͤren zu ihren ſchoͤnſten Erzeugniſſen 5. Die Sitten ſchildert das Spruͤchwort, das Rhodos eine Stadt der Freier nennt; ein andres benamt die Rhodier weiße Kyrenaͤer, wo der Luxus den Verglei- chungspunkt, die Farbe den Unterſchied hergiebt 6. 1 Bd. 2. S. 174. 3. S. 143. 147. 2 Vgl. noch uͤber die Ἀϱγεῖοι φῶϱες Suid. Prov. Vatic. 2, 49. 3 S. 151. 4 Die Schule des antiken Coreggio, Protogenes. Vgl. das aus Alexandr. oder Roͤmiſcher Zeit ſtammende Anakreont. Ge- dicht 28, 3. 5 Vgl. H. Meyers Geſchichte der Kunſt Bd. 1. S. 208, 218. 6 Meurſ. Rhod. 1, 20. vgl. Anakreont. 32, 16.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/419>, abgerufen am 28.11.2024.