und ein gewisser Witz des Ausdrucks zeigen, daß auch diese Sprüche nicht wohl unter den Joniern, sondern nur unter Doriern entstehn konnten, und dasselbe gilt von der gesammten Pythagorischen Philosophie, welche neuere Forscher der Geschichte der Philosophie mit Recht als die eigentlich Dorische erkannt haben. Es ist freilich wunderbar, daß es ein Mann von der Jo- nischen Samos ist, von dem diese Philosophie ihren Anfang nimmt; aber erstens ist die Familie des Py- thagoras -- welche, wenn man alle Nachrichten vereinigt, mit andern Samiern auf Samothrake unter Tyrrhe- nern lebte 1 -- ursprünglich aus Phlius im Peloponnes gekommen 2, und blieb mit dieser Mutterstadt immer in einem gewissen Zusammenhange, wie denn noch von einem Gespräche des Philosophen mit Leon, Tyrannen zu Phlius, erzählt wird 3: und zweitens muß zwar einerseits Pythagoras allerdings den erweckenden Fun- ken, aus welchem die Philosophie erwuchs, mit sich nach Kroton gebracht, aber andrerseits auch das Volk, unter dem er lebte -- dies waren aber Dorier u. dorisir- te Achäer -- besonders dazu beigetragen haben, derselben ihre eigenthümliche Richtung u. Gestalt zu geben. Denn Pythagoras Philosophie ist, wie jede wahre, nicht eine Deduktion aus dem Allgemeinen und Leeren, sondern ein Aussprechen eines schon gegebnen und innerlich ge- bildeten Seins nach der Seite der Spekulation hin; ein solches aber hätte äußerlich aufgepflanzt bald unter-
Schriftsteller über diese führt Fabric. an Bibl. Gr. 1. p. 788 sq. vgl. Creuzers Symb. 1. S. 104.
1 Orchom. S. 438, 2.
2 Bd. 2. S. 80.
3 Cie. Qu. Tusc. 5, 3. Diog. L. 8, 8. Nach Diog. L. 7, 1. stammte Pyth. im vierten Geschlechte von Kleonymos, der aus Phlius geflohen; dann wäre er selbst Dorier.
und ein gewiſſer Witz des Ausdrucks zeigen, daß auch dieſe Spruͤche nicht wohl unter den Joniern, ſondern nur unter Doriern entſtehn konnten, und daſſelbe gilt von der geſammten Pythagoriſchen Philoſophie, welche neuere Forſcher der Geſchichte der Philoſophie mit Recht als die eigentlich Doriſche erkannt haben. Es iſt freilich wunderbar, daß es ein Mann von der Jo- niſchen Samos iſt, von dem dieſe Philoſophie ihren Anfang nimmt; aber erſtens iſt die Familie des Py- thagoras — welche, wenn man alle Nachrichten vereinigt, mit andern Samiern auf Samothrake unter Tyrrhe- nern lebte 1 — urſpruͤnglich aus Phlius im Peloponnes gekommen 2, und blieb mit dieſer Mutterſtadt immer in einem gewiſſen Zuſammenhange, wie denn noch von einem Geſpraͤche des Philoſophen mit Leon, Tyrannen zu Phlius, erzaͤhlt wird 3: und zweitens muß zwar einerſeits Pythagoras allerdings den erweckenden Fun- ken, aus welchem die Philoſophie erwuchs, mit ſich nach Kroton gebracht, aber andrerſeits auch das Volk, unter dem er lebte — dies waren aber Dorier u. doriſir- te Achaͤer — beſonders dazu beigetragen haben, derſelben ihre eigenthuͤmliche Richtung u. Geſtalt zu geben. Denn Pythagoras Philoſophie iſt, wie jede wahre, nicht eine Deduktion aus dem Allgemeinen und Leeren, ſondern ein Ausſprechen eines ſchon gegebnen und innerlich ge- bildeten Seins nach der Seite der Spekulation hin; ein ſolches aber haͤtte aͤußerlich aufgepflanzt bald unter-
Schriftſteller uͤber dieſe fuͤhrt Fabric. an Bibl. Gr. 1. p. 788 sq. vgl. Creuzers Symb. 1. S. 104.
1 Orchom. S. 438, 2.
2 Bd. 2. S. 80.
3 Cie. Qu. Tusc. 5, 3. Diog. L. 8, 8. Nach Diog. L. 7, 1. ſtammte Pyth. im vierten Geſchlechte von Kleonymos, der aus Phlius geflohen; dann waͤre er ſelbſt Dorier.
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und ein gewiſſer Witz des Ausdrucks zeigen, daß auch
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neuere Forſcher der Geſchichte der Philoſophie mit
Recht als die eigentlich Doriſche erkannt haben. Es
iſt freilich wunderbar, daß es ein Mann von der Jo-
niſchen Samos iſt, von dem dieſe Philoſophie ihren
Anfang nimmt; aber erſtens iſt die Familie des Py-
thagoras — welche, wenn man alle Nachrichten vereinigt,
mit andern Samiern auf Samothrake unter Tyrrhe-
nern lebte 1 — urſpruͤnglich aus Phlius im Peloponnes
gekommen 2, und blieb mit dieſer Mutterſtadt immer
in einem gewiſſen Zuſammenhange, wie denn noch von
einem Geſpraͤche des Philoſophen mit Leon, Tyrannen
zu Phlius, erzaͤhlt wird 3: und zweitens muß zwar
einerſeits Pythagoras allerdings den erweckenden Fun-
ken, aus welchem die Philoſophie erwuchs, mit ſich
nach Kroton gebracht, aber andrerſeits auch das Volk,
unter dem er lebte — dies waren aber Dorier u. doriſir-
te Achaͤer — beſonders dazu beigetragen haben, derſelben
ihre eigenthuͤmliche Richtung u. Geſtalt zu geben. Denn
Pythagoras Philoſophie iſt, wie jede wahre, nicht eine
Deduktion aus dem Allgemeinen und Leeren, ſondern
ein Ausſprechen eines ſchon gegebnen und innerlich ge-
bildeten Seins nach der Seite der Spekulation hin;
ein ſolches aber haͤtte aͤußerlich aufgepflanzt bald unter-
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1 Orchom. S. 438, 2.
2 Bd. 2. S. 80.
3 Cie.
Qu. Tusc. 5, 3. Diog. L. 8, 8. Nach Diog. L. 7, 1. ſtammte
Pyth. im vierten Geſchlechte von Kleonymos, der aus Phlius
geflohen; dann waͤre er ſelbſt Dorier.
5 Schriftſteller uͤber dieſe fuͤhrt Fabric. an Bibl. Gr. 1. p. 788 sq.
vgl. Creuzers Symb. 1. S. 104.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/399>, abgerufen am 24.11.2024.
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