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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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entstanden 1, einen eigenthümlichen Dialekt bis zum
Untergange bewahrend, und nach alter Weise von allen
Hellenenstämmen 2 fortgeübt, zeigt nirgends den Keim,
ein so gänzlich Verschiedenes hervorzubringen; und wie
verschieden war doch von der Recitation eines einzelnen
Aöden der gottesdienstliche Gesang eines Chors. Ge-
sänge auf Festzügen, auf dem Wege zum Tempel, wäh-
rend des Opfers gab es sicherlich, seit Hellenen und
Hellenische Sprache, und zwar auf mancherlei Weise
bei mancherlei Culten: bei keinem aber so frühzeitig
geregelt und Maaß mit Kraft so vereinigend als bei
dem Apollinischen; aus dem, wie oben gezeigt 3, die
alten Nomen, die Päanen und Hyporcheme, die
Prosodien, Parthenien, Daphnephorika, Tripodephorika
ganz oder zum Theil hervorgegangen sind. Da dieser
Cultus nun von Ursprung Dorisch, und die bedeutend-
sten Cultusörter fortwährend in Dorischem Lande gele-
gen waren: so ist einzusehen, wie in der Cultuspoesie,
der chorischen, der Dorische Dialekt vorwiegen mußte.
Die Form derselben war im Ganzen ursprünglich eine
Dorische Nebenform des epischen Hexameters: in die-
sem Rhythmus gingen die alten Nomen der Hymnoden
Philammon, Olen, Chrysothemis 4. Diese uralten

1 Es ist freilich kekk, über Gegenstände so verwickelter For-
schung Unbewiesnes in den Noten auszusprechen, aber der Zusam-
menhang fordert die Bemerkung, daß ich Homers Dialekt, so wenig
als ihn selbst, für ursprünglich Ionisch halte, und den Ionismus
darin nur als einen durch herrschende Rhapsodenschulen aufgetrag-
nen Ton ansehe.
2 Epiker Dorischen Stamms waren Eume-
los von Korinth, Kinäthon der Lakone, Augeas von Troezen, Pei-
sandros von Rhodos, Panyasis von Halikarnass, und für das philo-
sophische Lebrgedicht Empedokles von Akragas.
3 S. besonders
Bd. 2. S. 349.
4 Bd. 2. S. 349. wo ich aber hier zu be-
richtigen habe, daß mele bei Plut. Musik 3. nach dem Zusammen-

entſtanden 1, einen eigenthuͤmlichen Dialekt bis zum
Untergange bewahrend, und nach alter Weiſe von allen
Hellenenſtaͤmmen 2 fortgeuͤbt, zeigt nirgends den Keim,
ein ſo gaͤnzlich Verſchiedenes hervorzubringen; und wie
verſchieden war doch von der Recitation eines einzelnen
Aoͤden der gottesdienſtliche Geſang eines Chors. Ge-
ſaͤnge auf Feſtzuͤgen, auf dem Wege zum Tempel, waͤh-
rend des Opfers gab es ſicherlich, ſeit Hellenen und
Helleniſche Sprache, und zwar auf mancherlei Weiſe
bei mancherlei Culten: bei keinem aber ſo fruͤhzeitig
geregelt und Maaß mit Kraft ſo vereinigend als bei
dem Apolliniſchen; aus dem, wie oben gezeigt 3, die
alten Nomen, die Paͤanen und Hyporcheme, die
Proſodien, Parthenien, Daphnephorika, Tripodephorika
ganz oder zum Theil hervorgegangen ſind. Da dieſer
Cultus nun von Urſprung Doriſch, und die bedeutend-
ſten Cultusoͤrter fortwaͤhrend in Doriſchem Lande gele-
gen waren: ſo iſt einzuſehen, wie in der Cultuspoëſie,
der choriſchen, der Doriſche Dialekt vorwiegen mußte.
Die Form derſelben war im Ganzen urſpruͤnglich eine
Doriſche Nebenform des epiſchen Hexameters: in die-
ſem Rhythmus gingen die alten Nomen der Hymnoden
Philammon, Olen, Chryſothemis 4. Dieſe uralten

1 Es iſt freilich kekk, uͤber Gegenſtaͤnde ſo verwickelter For-
ſchung Unbewieſnes in den Noten auszuſprechen, aber der Zuſam-
menhang fordert die Bemerkung, daß ich Homers Dialekt, ſo wenig
als ihn ſelbſt, fuͤr urſpruͤnglich Ioniſch halte, und den Ionismus
darin nur als einen durch herrſchende Rhapſodenſchulen aufgetrag-
nen Ton anſehe.
2 Epiker Doriſchen Stamms waren Eume-
los von Korinth, Kinaͤthon der Lakone, Augeas von Troezen, Pei-
ſandros von Rhodos, Panyaſis von Halikarnaſſ, und fuͤr das philo-
ſophiſche Lebrgedicht Empedokles von Akragas.
3 S. beſonders
Bd. 2. S. 349.
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[376/0382] entſtanden 1, einen eigenthuͤmlichen Dialekt bis zum Untergange bewahrend, und nach alter Weiſe von allen Hellenenſtaͤmmen 2 fortgeuͤbt, zeigt nirgends den Keim, ein ſo gaͤnzlich Verſchiedenes hervorzubringen; und wie verſchieden war doch von der Recitation eines einzelnen Aoͤden der gottesdienſtliche Geſang eines Chors. Ge- ſaͤnge auf Feſtzuͤgen, auf dem Wege zum Tempel, waͤh- rend des Opfers gab es ſicherlich, ſeit Hellenen und Helleniſche Sprache, und zwar auf mancherlei Weiſe bei mancherlei Culten: bei keinem aber ſo fruͤhzeitig geregelt und Maaß mit Kraft ſo vereinigend als bei dem Apolliniſchen; aus dem, wie oben gezeigt 3, die alten Nomen, die Paͤanen und Hyporcheme, die Proſodien, Parthenien, Daphnephorika, Tripodephorika ganz oder zum Theil hervorgegangen ſind. Da dieſer Cultus nun von Urſprung Doriſch, und die bedeutend- ſten Cultusoͤrter fortwaͤhrend in Doriſchem Lande gele- gen waren: ſo iſt einzuſehen, wie in der Cultuspoëſie, der choriſchen, der Doriſche Dialekt vorwiegen mußte. Die Form derſelben war im Ganzen urſpruͤnglich eine Doriſche Nebenform des epiſchen Hexameters: in die- ſem Rhythmus gingen die alten Nomen der Hymnoden Philammon, Olen, Chryſothemis 4. Dieſe uralten 1 Es iſt freilich kekk, uͤber Gegenſtaͤnde ſo verwickelter For- ſchung Unbewieſnes in den Noten auszuſprechen, aber der Zuſam- menhang fordert die Bemerkung, daß ich Homers Dialekt, ſo wenig als ihn ſelbſt, fuͤr urſpruͤnglich Ioniſch halte, und den Ionismus darin nur als einen durch herrſchende Rhapſodenſchulen aufgetrag- nen Ton anſehe. 2 Epiker Doriſchen Stamms waren Eume- los von Korinth, Kinaͤthon der Lakone, Augeas von Troezen, Pei- ſandros von Rhodos, Panyaſis von Halikarnaſſ, und fuͤr das philo- ſophiſche Lebrgedicht Empedokles von Akragas. 3 S. beſonders Bd. 2. S. 349. 4 Bd. 2. S. 349. wo ich aber hier zu be- richtigen habe, daß μέλη bei Plut. Muſik 3. nach dem Zuſammen-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/382>, abgerufen am 26.11.2024.