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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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mengesang" und der Thatsache, daß die Peloponnesier
ihre Dörfer Komen, die Attiker Demen nannten, ent-
nommne Argument für den Dorischen Ursprung, kön-
nen wir freilich nicht gelten lassen, da die Ableitung
des Namens vom Komos, als schwärmendem Festzuge,
die bei weitem wahrscheinlichere ist. -- Wie zeitig die-
ses Megarische Lustspiel blühte, nehmen wir daraus
ab, daß es schon gegen Olymp. 50. nach Attika über-
ging 1; seinen Charakter würden wir sehr einseitig be-
urtheilen, wenn wir der Aussage der Attischen Nach-
barn unbedingt trauen wollten: doch haben wir frei-
lich keine andern Mittel zum Urtheil. Ein dramati-
sches Element hatte die Susarionische und die alte
Megarische Komödie auch nach der Stelle des Ekphan-
tides auf jeden Fall, obgleich ebenfalls eine Gattung
der Lyrik, Komodia genannt, bei Dorern und Aeolern
seit alter Zeit verbreitet war 2; auch glaube ich Ari-
stoteles nicht, daß Epicharmos und Phormis die aller-
ersten gewesen, die eine Geschichte als Komödie com-
ponirt; vorher fand nach seiner Ansicht nur ein impro-
visirtes Spottreden, iambizein, zwischen den Chorge-

1 Nach Arist. Poet. 3. entstand sie während der Demokratie
in Megara; allein die Epoche, wo diese bestand (s. oben S. 166.)
ist zu spät dafür, womit indeß nicht geläugnet werden soll, daß sie
mit einem demokratischen Princip zusammenhing, das schon vor
Theagenes in Megara war.
2 Böckh Staatshaush. 2. S.
362 ff. und Thiersch Einl. zu Pindar S. 117. mit der Gegenbe-
merkung über den ta epinikia komodos. Götting. Anz. 1821. St.
106. S. 1050. Für lyrisch halte ich auch die Komödien Antheas
des Lindiers,
Zeitgenossen von Kleobul: welcher merkwürdige
Mann fein ganzes Leben hindurch dionusiazon und komazon Phal-
lophorien führte, und außer Komödien auch die dunkle poiesis dia
suntheton onomaton übte. Athen 10, 445 a. Hier sind Komödien
offenbar nur Komosgesänge. Dasselbe gilt von den giftigen Komö-
dien des Timokreon, auch eines Rhodiers. Suid. Tim.

mengeſang“ und der Thatſache, daß die Peloponneſier
ihre Doͤrfer Komen, die Attiker Demen nannten, ent-
nommne Argument fuͤr den Doriſchen Urſprung, koͤn-
nen wir freilich nicht gelten laſſen, da die Ableitung
des Namens vom Komos, als ſchwaͤrmendem Feſtzuge,
die bei weitem wahrſcheinlichere iſt. — Wie zeitig die-
ſes Megariſche Luſtſpiel bluͤhte, nehmen wir daraus
ab, daß es ſchon gegen Olymp. 50. nach Attika uͤber-
ging 1; ſeinen Charakter wuͤrden wir ſehr einſeitig be-
urtheilen, wenn wir der Ausſage der Attiſchen Nach-
barn unbedingt trauen wollten: doch haben wir frei-
lich keine andern Mittel zum Urtheil. Ein dramati-
ſches Element hatte die Suſarioniſche und die alte
Megariſche Komoͤdie auch nach der Stelle des Ekphan-
tides auf jeden Fall, obgleich ebenfalls eine Gattung
der Lyrik, Komodia genannt, bei Dorern und Aeolern
ſeit alter Zeit verbreitet war 2; auch glaube ich Ari-
ſtoteles nicht, daß Epicharmos und Phormis die aller-
erſten geweſen, die eine Geſchichte als Komoͤdie com-
ponirt; vorher fand nach ſeiner Anſicht nur ein impro-
viſirtes Spottreden, ἰαμβίζειν, zwiſchen den Chorge-

1 Nach Ariſt. Poët. 3. entſtand ſie waͤhrend der Demokratie
in Megara; allein die Epoche, wo dieſe beſtand (ſ. oben S. 166.)
iſt zu ſpaͤt dafuͤr, womit indeß nicht gelaͤugnet werden ſoll, daß ſie
mit einem demokratiſchen Princip zuſammenhing, das ſchon vor
Theagenes in Megara war.
2 Boͤckh Staatshaush. 2. S.
362 ff. und Thierſch Einl. zu Pindar S. 117. mit der Gegenbe-
merkung uͤber den τὰ ἐπινίκια κωμῳδός. Goͤtting. Anz. 1821. St.
106. S. 1050. Fuͤr lyriſch halte ich auch die Komoͤdien Antheas
des Lindiers,
Zeitgenoſſen von Kleobul: welcher merkwuͤrdige
Mann fein ganzes Leben hindurch διονυσιάζων und κωμάζων Phal-
lophorien fuͤhrte, und außer Komoͤdien auch die dunkle ποίησις διὰ
συνϑέτων ὀνομάτων uͤbte. Athen 10, 445 a. Hier ſind Komoͤdien
offenbar nur Komosgeſaͤnge. Daſſelbe gilt von den giftigen Komoͤ-
dien des Timokreon, auch eines Rhodiers. Suid. Τιμ.
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[351/0357] mengeſang“ und der Thatſache, daß die Peloponneſier ihre Doͤrfer Komen, die Attiker Demen nannten, ent- nommne Argument fuͤr den Doriſchen Urſprung, koͤn- nen wir freilich nicht gelten laſſen, da die Ableitung des Namens vom Komos, als ſchwaͤrmendem Feſtzuge, die bei weitem wahrſcheinlichere iſt. — Wie zeitig die- ſes Megariſche Luſtſpiel bluͤhte, nehmen wir daraus ab, daß es ſchon gegen Olymp. 50. nach Attika uͤber- ging 1; ſeinen Charakter wuͤrden wir ſehr einſeitig be- urtheilen, wenn wir der Ausſage der Attiſchen Nach- barn unbedingt trauen wollten: doch haben wir frei- lich keine andern Mittel zum Urtheil. Ein dramati- ſches Element hatte die Suſarioniſche und die alte Megariſche Komoͤdie auch nach der Stelle des Ekphan- tides auf jeden Fall, obgleich ebenfalls eine Gattung der Lyrik, Komodia genannt, bei Dorern und Aeolern ſeit alter Zeit verbreitet war 2; auch glaube ich Ari- ſtoteles nicht, daß Epicharmos und Phormis die aller- erſten geweſen, die eine Geſchichte als Komoͤdie com- ponirt; vorher fand nach ſeiner Anſicht nur ein impro- viſirtes Spottreden, ἰαμβίζειν, zwiſchen den Chorge- 1 Nach Ariſt. Poët. 3. entſtand ſie waͤhrend der Demokratie in Megara; allein die Epoche, wo dieſe beſtand (ſ. oben S. 166.) iſt zu ſpaͤt dafuͤr, womit indeß nicht gelaͤugnet werden ſoll, daß ſie mit einem demokratiſchen Princip zuſammenhing, das ſchon vor Theagenes in Megara war. 2 Boͤckh Staatshaush. 2. S. 362 ff. und Thierſch Einl. zu Pindar S. 117. mit der Gegenbe- merkung uͤber den τὰ ἐπινίκια κωμῳδός. Goͤtting. Anz. 1821. St. 106. S. 1050. Fuͤr lyriſch halte ich auch die Komoͤdien Antheas des Lindiers, Zeitgenoſſen von Kleobul: welcher merkwuͤrdige Mann fein ganzes Leben hindurch διονυσιάζων und κωμάζων Phal- lophorien fuͤhrte, und außer Komoͤdien auch die dunkle ποίησις διὰ συνϑέτων ὀνομάτων uͤbte. Athen 10, 445 a. Hier ſind Komoͤdien offenbar nur Komosgeſaͤnge. Daſſelbe gilt von den giftigen Komoͤ- dien des Timokreon, auch eines Rhodiers. Suid. Τιμ.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/357>, abgerufen am 25.11.2024.