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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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betrachtet werden muß 1. Es entsteht die Frage,
warum nun diese alt- und ächthellenische Tonart
grade den Namen der Dorischen erhalten habe 2: wor-
auf man schwerlich anders antworten kann, als weil
sie wirklich in Dorischen Landen, in den alten Wohn-
stätten der Musik, Kreta, Sparta, Sikyon, Delphi,
ihre Ausbildung erhalten. Es kann also vor der Zeit
dieser Ausbildung keine Schule und Succession von
Musikern unter nichtdorischen Hellenen gegeben haben,
die jene Dorischen an Ruhm überragt hätte, weil
sonst, wenn sie sich derselben Tonart bedient hätte,
diese eher nach ihr genannt worden wäre als nach den
Doriern, wenn sie aber eine andre ausgebildet hätte,
es gleich von Anfang zwei Hellenische Tonarten gege-
ben haben würde, nicht blos die eine Dorische. Folg-
lich muß die Feststellung und Ausbildung der Dorischen
Tonart älter sein als der Ruhm der Lesbischen Musi-
ker, der doch wiederum den Zeiten des Archilochos vor-
angeht 3, und mit Terpandros, der besonders von Ol.
26 bis 33. blühte 4, gewiß nicht seinen Anfang nahm,
sondern schon einen hohen Grad der Ausbreitung er-

1 Platon Laches p. 188 d.
2 Einige (s. Klem. Alex.
Str. 1. p. 307. vgl. Fabric. Bibl. Gr. 1. p. 301.) suchten sie so
zu beantworten, daß Thamyris sie ersunden habe, der nämlich
bei Dorion mit den Musen wettkämpfte.
3 Bd. 2. S.
351, 1. Darauf gründete wohl Glaukos bei Plut. Mus. 4. seinen
Beweis des Alters von Terpandros.
4 Ol. 26. wurden näm-
lich nach Sosibios des Lakonen gewichtigem Zeugnisse die musi-
schen Kämpfe an den Karneen eingeführt, und der erste Sieger war
nach Hellanikos Katalog Terpandros, Athen 14, 635. Ol. 33, 4.
aber setzt das Marm. Par. ep. 35. seine neue Anordnung der
Musik in Sparta. Hiernach ist Bd. 2. S. 134. Z. 22. zu recti-
fieiren. Die andern Data über Terpandros Zeit stehen diesen an
Sicherheit bei weitem nach.

betrachtet werden muß 1. Es entſteht die Frage,
warum nun dieſe alt- und aͤchthelleniſche Tonart
grade den Namen der Doriſchen erhalten habe 2: wor-
auf man ſchwerlich anders antworten kann, als weil
ſie wirklich in Doriſchen Landen, in den alten Wohn-
ſtaͤtten der Muſik, Kreta, Sparta, Sikyon, Delphi,
ihre Ausbildung erhalten. Es kann alſo vor der Zeit
dieſer Ausbildung keine Schule und Succeſſion von
Muſikern unter nichtdoriſchen Hellenen gegeben haben,
die jene Doriſchen an Ruhm uͤberragt haͤtte, weil
ſonſt, wenn ſie ſich derſelben Tonart bedient haͤtte,
dieſe eher nach ihr genannt worden waͤre als nach den
Doriern, wenn ſie aber eine andre ausgebildet haͤtte,
es gleich von Anfang zwei Helleniſche Tonarten gege-
ben haben wuͤrde, nicht blos die eine Doriſche. Folg-
lich muß die Feſtſtellung und Ausbildung der Doriſchen
Tonart aͤlter ſein als der Ruhm der Lesbiſchen Muſi-
ker, der doch wiederum den Zeiten des Archilochos vor-
angeht 3, und mit Terpandros, der beſonders von Ol.
26 bis 33. bluͤhte 4, gewiß nicht ſeinen Anfang nahm,
ſondern ſchon einen hohen Grad der Ausbreitung er-

1 Platon Laches p. 188 d.
2 Einige (ſ. Klem. Alex.
Str. 1. p. 307. vgl. Fabric. Bibl. Gr. 1. p. 301.) ſuchten ſie ſo
zu beantworten, daß Thamyris ſie erſunden habe, der naͤmlich
bei Dorion mit den Muſen wettkaͤmpfte.
3 Bd. 2. S.
351, 1. Darauf gruͤndete wohl Glaukos bei Plut. Muſ. 4. ſeinen
Beweis des Alters von Terpandros.
4 Ol. 26. wurden naͤm-
lich nach Soſibios des Lakonen gewichtigem Zeugniſſe die muſi-
ſchen Kaͤmpfe an den Karneen eingefuͤhrt, und der erſte Sieger war
nach Hellanikos Katalog Terpandros, Athen 14, 635. Ol. 33, 4.
aber ſetzt das Marm. Par. ep. 35. ſeine neue Anordnung der
Muſik in Sparta. Hiernach iſt Bd. 2. S. 134. Z. 22. zu recti-
fieiren. Die andern Data uͤber Terpandros Zeit ſtehen dieſen an
Sicherheit bei weitem nach.
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[317/0323] betrachtet werden muß 1. Es entſteht die Frage, warum nun dieſe alt- und aͤchthelleniſche Tonart grade den Namen der Doriſchen erhalten habe 2: wor- auf man ſchwerlich anders antworten kann, als weil ſie wirklich in Doriſchen Landen, in den alten Wohn- ſtaͤtten der Muſik, Kreta, Sparta, Sikyon, Delphi, ihre Ausbildung erhalten. Es kann alſo vor der Zeit dieſer Ausbildung keine Schule und Succeſſion von Muſikern unter nichtdoriſchen Hellenen gegeben haben, die jene Doriſchen an Ruhm uͤberragt haͤtte, weil ſonſt, wenn ſie ſich derſelben Tonart bedient haͤtte, dieſe eher nach ihr genannt worden waͤre als nach den Doriern, wenn ſie aber eine andre ausgebildet haͤtte, es gleich von Anfang zwei Helleniſche Tonarten gege- ben haben wuͤrde, nicht blos die eine Doriſche. Folg- lich muß die Feſtſtellung und Ausbildung der Doriſchen Tonart aͤlter ſein als der Ruhm der Lesbiſchen Muſi- ker, der doch wiederum den Zeiten des Archilochos vor- angeht 3, und mit Terpandros, der beſonders von Ol. 26 bis 33. bluͤhte 4, gewiß nicht ſeinen Anfang nahm, ſondern ſchon einen hohen Grad der Ausbreitung er- 1 Platon Laches p. 188 d. 2 Einige (ſ. Klem. Alex. Str. 1. p. 307. vgl. Fabric. Bibl. Gr. 1. p. 301.) ſuchten ſie ſo zu beantworten, daß Thamyris ſie erſunden habe, der naͤmlich bei Dorion mit den Muſen wettkaͤmpfte. 3 Bd. 2. S. 351, 1. Darauf gruͤndete wohl Glaukos bei Plut. Muſ. 4. ſeinen Beweis des Alters von Terpandros. 4 Ol. 26. wurden naͤm- lich nach Soſibios des Lakonen gewichtigem Zeugniſſe die muſi- ſchen Kaͤmpfe an den Karneen eingefuͤhrt, und der erſte Sieger war nach Hellanikos Katalog Terpandros, Athen 14, 635. Ol. 33, 4. aber ſetzt das Marm. Par. ep. 35. ſeine neue Anordnung der Muſik in Sparta. Hiernach iſt Bd. 2. S. 134. Z. 22. zu recti- fieiren. Die andern Data uͤber Terpandros Zeit ſtehen dieſen an Sicherheit bei weitem nach.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/323>, abgerufen am 22.11.2024.