Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.Wie die Dorier Jünglingen und Jungfrauen, nach der 1 S. besonders Eurip. Andr. 596. 2 korois kai ko- rais koina ta iera. Plut. Inst. Lac. p. 254. oben S. 262. 3 Vgl. Eust. zur Od. p. 1166. So hatten auch die Arkader nach Polyb. 4, 21, 3. (nur nicht aus dem angegebnen pragmati- schen Zweck) sunodous koinas kai thusias pleistas omoios andra- si kai guna[ - 1 Zeichen fehlt]xi, eti de khorous parthenon omou kai paidon. Das freiere Leben und die öffentlichen Spiele und Tänze der Jungfrauen auf Keos (Plut. mul. virt. p. 277.) gehören wahrscheinlich (s. oben S. 226, 3.) Kretischer, gewiß vorionischer Sitte an. 4 Plut. Lyk. 14. vgl. Welck. zu Alkm. S. 10. 5 6, 61. 65.
Wie die Dorier Juͤnglingen und Jungfrauen, nach der 1 S. beſonders Eurip. Andr. 596. 2 κὸϱοις καὶ κο- ϱαις κοινὰ τὰ ἱεϱά. Plut. Inst. Lac. p. 254. oben S. 262. 3 Vgl. Euſt. zur Od. p. 1166. So hatten auch die Arkader nach Polyb. 4, 21, 3. (nur nicht aus dem angegebnen pragmati- ſchen Zweck) συνόδους κοινὰς καὶ ϑυσὶας πλείστας ὁμοίως ἀνδϱἀ- σι καὶ γυνα[ – 1 Zeichen fehlt]ξὶ, ἔτι δὲ χοϱοὺς παϱθένων ὸμοῦ καὶ παίδων. Das freiere Leben und die oͤffentlichen Spiele und Taͤnze der Jungfrauen auf Keos (Plut. mul. virt. p. 277.) gehoͤren wahrſcheinlich (ſ. oben S. 226, 3.) Kretiſcher, gewiß vorioniſcher Sitte an. 4 Plut. Lyk. 14. vgl. Welck. zu Alkm. S. 10. 5 6, 61. 65.
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Wie die Dorier Juͤnglingen und Jungfrauen, nach der
Weiſe des Occidents, aber den ſpaͤtern Anſichten der Grie-
chen zuwider 1, einen freien Umgang im Oeffentlichen
geſtatteten, und namentlich bei Feſten und Choͤren bei-
de Geſchlechter viel zuſammenbrachten 2 — daher auch
in dem Kretiſchen Chor bei Homer Juͤnglinge und
Maͤdchen, ſich bei den Haͤnden haltend, einen gemein-
ſamen Reigen auffuͤhren 3 — daruͤber iſt oben einiges
bemerkt worden. Vorzuͤglich lebten die Juͤnglinge in
Sparta vor den Augen der Jungfrauen, und wie ſie
ihren Spott zu fuͤrchten hatten, ſo war von ihnen ge-
prieſen und beſungen zu werden, der ſchoͤnſte Preis
edler Handlungen 4. Dadurch war in Sparta die
Moͤglichkeit gegeben, daß Zuneigung und Liebe, wenn
auch eben keine romantiſche, das Herz des Mannes
ergriff; waͤhrend von Athen, ſo viel ich mich erinnere,
niemals berichtet wird, daß ein Mann eine Freigebor-
ne geliebt und aus heftiger Neigung geheirathet: da-
gegen von Sparta in einer einzigen Erzaͤhlung Hero-
dots 5 zwei Beiſpiele von Liebesgeſchichten vorkommen.
Wie manche Gelegenheit mochten dazu Feſte, wie die
Hyakinthien geben, an denen man Sparta’s Toͤchter
mitten in der Menge, auf ſogenannten Kanathren, ei-
genthuͤmlich geſchmuͤckten Wagen, deren ſie ſich auch
1 S. beſonders Eurip. Andr. 596.
2 κὸϱοις καὶ κο-
ϱαις κοινὰ τὰ ἱεϱά. Plut. Inst. Lac. p. 254. oben S. 262.
3 Vgl. Euſt. zur Od. p. 1166. So hatten auch die Arkader
nach Polyb. 4, 21, 3. (nur nicht aus dem angegebnen pragmati-
ſchen Zweck) συνόδους κοινὰς καὶ ϑυσὶας πλείστας ὁμοίως ἀνδϱἀ-
σι καὶ γυνα_ξὶ, ἔτι δὲ χοϱοὺς παϱθένων ὸμοῦ καὶ παίδων. Das
freiere Leben und die oͤffentlichen Spiele und Taͤnze der Jungfrauen
auf Keos (Plut. mul. virt. p. 277.) gehoͤren wahrſcheinlich (ſ.
oben S. 226, 3.) Kretiſcher, gewiß vorioniſcher Sitte an.
4 Plut. Lyk. 14. vgl. Welck. zu Alkm. S. 10.
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