Tragen der Stöcke (dorisch skttalai) war den Spar- tiaten 1 mit den Doriern Unteritaliens gemein 2.
6.
Darum war aber das Dorische Leben auch hierin keineswegs der Schönheit abgewandt; es war nur eine Schönheit strenger und herber Art, die es er- strebte, fern von weichlicher Zierlichkeit. Der Spartiat nährte vom Alter der Epheben an 3, zum Unterschied von dem Unfreien und Handwerker 4, nach alter Sitte 5, den Schmuck des Haupthaars (Spartiokhaites) 6, der freilich, wenn nicht gehörig geordnet, leicht den Vorwurf des Rupoun veranlassen konnte. Es scheint, daß Männer und Frauen das Haar in einen Busch über dem Scheitel banden 7; während es nach
1 Arist. Vögel 1283. Ekkles. 74. Nur in der Volksversamm- lung verboten, Plut. Lyk. 11.
2 Herod. 3, 137. Aristot. kthak. pol. bei Photios p. 388. vgl. die Vasengemälde.
3 Xen. Staat 11, 3. Plut. Lyk. 22., vorher mußten sie en khro keiresthai, K. 16., was mitunter auch als allgemein Spartiatische Sitte be- zeichnet wird, Plut. Alkib. 23. de discr. adul. 10. p. 170.
4 Antiochos bei Str. 6, 278. Arist. Rhet. 1, 9.
5 Gegen Herodots 1, 82. aitia und eine ähnliche spricht Plut. Lys. 1. vgl. Lyk. 22. reg. apophth. p. 124. 125. Lac. ap. p. 226. 230. Aeginet. p. 72, o. In Kreta trugen wenigstens die Kosmen nach alter Sitte langes Haar. Seneca controv. 4, 27. Von dem kur- zen Haar der Argeier Her. u. Plat. Phädon p. 89.
6 s. Pla- ton Kom. u. Arist. in den S. 269, 5 cit. Stellen.
7 Vgl. Aristoph. Lys. 1113. parampukiddein mit Horaz C. 2, 11 fin. in- comtam Lacaenae more comam religata nodo, d. h. wie es Artemis gewöhnlich in der Kunst hat. Daß die Frauen nicht ko- man gedurft (Herakl. Pont. 2.), ist wohl nicht streng zn nehmen. Einen den Göttern geweihten Haarzopf nannten die Lak. ieroma. Hesych nach Hemsterh. Man kannte die Sp. gleich an der koura, wie an den Schuhen, Paus. 7, 14, 2. Der letztern hatten die Lak. zur Pracht die Amykläischen, zur gewöhnlichen Tracht die aplas Lakonikas (oben S. 28, 9.). Sonst kommen noch Argeii- sche, Rhodische (Pollux 7, 22, 88.), und Sikyonische embadds vor (Lukian rhet. praec. 15. Lucret. 4, 1121. Eust. zu Hom. p. 1302, 22 Rom.).
Tragen der Stoͤcke (doriſch σκττάλαι) war den Spar- tiaten 1 mit den Doriern Unteritaliens gemein 2.
6.
Darum war aber das Doriſche Leben auch hierin keineswegs der Schoͤnheit abgewandt; es war nur eine Schoͤnheit ſtrenger und herber Art, die es er- ſtrebte, fern von weichlicher Zierlichkeit. Der Spartiat naͤhrte vom Alter der Epheben an 3, zum Unterſchied von dem Unfreien und Handwerker 4, nach alter Sitte 5, den Schmuck des Haupthaars (Σπαϱτιοχαίτης) 6, der freilich, wenn nicht gehoͤrig geordnet, leicht den Vorwurf des ῥυποῦν veranlaſſen konnte. Es ſcheint, daß Maͤnner und Frauen das Haar in einen Buſch uͤber dem Scheitel banden 7; waͤhrend es nach
1 Ariſt. Voͤgel 1283. Ekkleſ. 74. Nur in der Volksverſamm- lung verboten, Plut. Lyk. 11.
2 Herod. 3, 137. Ariſtot. κϑακ. πολ. bei Photios p. 388. vgl. die Vaſengemaͤlde.
3 Xen. Staat 11, 3. Plut. Lyk. 22., vorher mußten ſie ἐν χϱῷ κεἰϱεσϑαι, K. 16., was mitunter auch als allgemein Spartiatiſche Sitte be- zeichnet wird, Plut. Alkib. 23. de discr. adul. 10. p. 170.
4 Antiochos bei Str. 6, 278. Ariſt. Rhet. 1, 9.
5 Gegen Herodots 1, 82. αἰτία und eine aͤhnliche ſpricht Plut. Lyſ. 1. vgl. Lyk. 22. reg. apophth. p. 124. 125. Lac. ap. p. 226. 230. Aeginet. p. 72, o. In Kreta trugen wenigſtens die Kosmen nach alter Sitte langes Haar. Seneca controv. 4, 27. Von dem kur- zen Haar der Argeier Her. u. Plat. Phaͤdon p. 89.
6 ſ. Pla- ton Kom. u. Ariſt. in den S. 269, 5 cit. Stellen.
7 Vgl. Ariſtoph. Lyſ. 1113. παϱαμπυκίδδειν mit Horaz C. 2, 11 fin. in- comtam Lacaenae more comam religata nodo, d. h. wie es Artemis gewoͤhnlich in der Kunſt hat. Daß die Frauen nicht κο- μᾷν gedurft (Herakl. Pont. 2.), iſt wohl nicht ſtreng zn nehmen. Einen den Goͤttern geweihten Haarzopf nannten die Lak. ἱέϱωμα. Heſych nach Hemſterh. Man kannte die Sp. gleich an der κουϱὰ, wie an den Schuhen, Pauſ. 7, 14, 2. Der letztern hatten die Lak. zur Pracht die Amyklaͤiſchen, zur gewoͤhnlichen Tracht die ἁπλᾶς Λακωνικὰς (oben S. 28, 9.). Sonſt kommen noch Argeii- ſche, Rhodiſche (Pollux 7, 22, 88.), und Sikyoniſche ἐμβάδδς vor (Lukian rhet. praec. 15. Lucret. 4, 1121. Euſt. zu Hom. p. 1302, 22 Rom.).
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Tragen der Stoͤcke (doriſch σκττάλαι) war den Spar-
tiaten 1 mit den Doriern Unteritaliens gemein 2.
6.
Darum war aber das Doriſche Leben auch
hierin keineswegs der Schoͤnheit abgewandt; es war
nur eine Schoͤnheit ſtrenger und herber Art, die es er-
ſtrebte, fern von weichlicher Zierlichkeit. Der Spartiat
naͤhrte vom Alter der Epheben an 3, zum Unterſchied
von dem Unfreien und Handwerker 4, nach alter Sitte 5,
den Schmuck des Haupthaars (Σπαϱτιοχαίτης) 6,
der freilich, wenn nicht gehoͤrig geordnet, leicht
den Vorwurf des ῥυποῦν veranlaſſen konnte. Es
ſcheint, daß Maͤnner und Frauen das Haar in einen
Buſch uͤber dem Scheitel banden 7; waͤhrend es nach
1 Ariſt. Voͤgel 1283. Ekkleſ. 74. Nur in der Volksverſamm-
lung verboten, Plut. Lyk. 11.
2 Herod. 3, 137. Ariſtot. κϑακ.
πολ. bei Photios p. 388. vgl. die Vaſengemaͤlde.
3 Xen.
Staat 11, 3. Plut. Lyk. 22., vorher mußten ſie ἐν χϱῷ κεἰϱεσϑαι,
K. 16., was mitunter auch als allgemein Spartiatiſche Sitte be-
zeichnet wird, Plut. Alkib. 23. de discr. adul. 10. p. 170.
4 Antiochos bei Str. 6, 278. Ariſt. Rhet. 1, 9.
5 Gegen
Herodots 1, 82. αἰτία und eine aͤhnliche ſpricht Plut. Lyſ. 1. vgl.
Lyk. 22. reg. apophth. p. 124. 125. Lac. ap. p. 226. 230.
Aeginet. p. 72, o. In Kreta trugen wenigſtens die Kosmen nach
alter Sitte langes Haar. Seneca controv. 4, 27. Von dem kur-
zen Haar der Argeier Her. u. Plat. Phaͤdon p. 89.
6 ſ. Pla-
ton Kom. u. Ariſt. in den S. 269, 5 cit. Stellen.
7 Vgl.
Ariſtoph. Lyſ. 1113. παϱαμπυκίδδειν mit Horaz C. 2, 11 fin. in-
comtam Lacaenae more comam religata nodo, d. h. wie es
Artemis gewoͤhnlich in der Kunſt hat. Daß die Frauen nicht κο-
μᾷν gedurft (Herakl. Pont. 2.), iſt wohl nicht ſtreng zn nehmen.
Einen den Goͤttern geweihten Haarzopf nannten die Lak. ἱέϱωμα.
Heſych nach Hemſterh. Man kannte die Sp. gleich an der κουϱὰ,
wie an den Schuhen, Pauſ. 7, 14, 2. Der letztern hatten die
Lak. zur Pracht die Amyklaͤiſchen, zur gewoͤhnlichen Tracht die
ἁπλᾶς Λακωνικὰς (oben S. 28, 9.). Sonſt kommen noch Argeii-
ſche, Rhodiſche (Pollux 7, 22, 88.), und Sikyoniſche ἐμβάδδς vor
(Lukian rhet. praec. 15. Lucret. 4, 1121. Euſt. zu Hom. p. 1302,
22 Rom.).
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/276>, abgerufen am 20.02.2025.
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