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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Sonst war Gleichheit 1 und Einfachheit das höchste
Gesetz. Salbenbereiter waren von Sparta ausge-
schlossen als Oelverderber, Färber, weil sie der Wolle
das schöne Weiß rauben 2. Dolera men ta imata,
dolera de ta khrimata ist der Spartiatische Ausdruck
davon 3. -- Auch in den Städten, die schon mehr
von Dorischer Sitte entartet waren, gab es häufige
und strenge Verbote gegen Kleiderpracht der Frauen,
mit der weise berechneten Klausel der Ausnahme der
Prostituirten 4. Wie in Sparta der Bart als Zierde
des Mannes galt 5, und der Lippenbart als Zeichen
der Freiheit (worauf sich das symbolische Edictum der
Ephoren, den Schnurrbart zu scheeren, bezieht 6,) so
untersagten auch zu Byzanz und Rhodos alte, aber
beständig verletzte Gesetze das Rasiren 7. Auch das

gers Ansichten davon, Raub der Kass. K. 74 ff. Archäologie der
Mahlerei 1. S. 211. Vasengemälde 1, 2. S. 37. u. Uhdens Brief
2. S. 65.
1 isodiaitoi Thuk. 1, 6. Justin. 3, 3.
2 Athen. 15,
686 f. Plut. Lak. Ap. S. 224. Seneca qu. nat. 4, 13. Diese
altgriechische Ansicht liegt selbst dem Sprachgebrauch von phtheirein,
miainein, corrumpere, für färben, zum Grunde.
3 Nach
Klem. Alex. Strom. 1. p. 294 Sylb. Herod. 3, 22. führt freilich
dasselbe Apophthagm von einem Aethiopischen Könige an, vgl. Plut.
Qu. Rom. 26. p. 327. Sympos. Qu. 3, 1, 2. p. 109. de He-
rod. mal. 28. p.
312., aber die Redensart trägt einen ächt Spar-
tiatischen Charakter.
4 Aus Diokles Gesetzgebung Phylarch
bei Athen. 12, 521 b. vgl. von Zaleukos Heyne Opp. Acc. 2. p.
33. von Sp. He[ - 1 Zeichen fehlt]akl. Pont. Klem. Al. Protr. 2, 10. p. 199 Sylb.
vgl. Aelian V. G. 14, 7.
5 upenobioi Platon Kom. bei
Aspasios zu Aristot. Eth. Nik. 4, 7. elkontes upenas Arist. Lys.
1072. vgl. die Bildsäule des Lysandros bei Plut. Lys. 1.
6 oben
S. 125, 3. (add. Prokl. zu Hesiod T. u. W. 722.) vgl. Valcken. zu
Theokr. Adon. p. 288. Wyttenb. Anim. ad Plut. de sera p. 25.
Wyttenbach meint, die Spart. hätten sich den Lippenbart immer
geschoren, aber seine, wie Ruhnkens Emendation von Antiphanes
bei Ath. 4, 143 a. ist sehr willkührlich.
7 Athen. 12, 565 c.

Sonſt war Gleichheit 1 und Einfachheit das hoͤchſte
Geſetz. Salbenbereiter waren von Sparta ausge-
ſchloſſen als Oelverderber, Faͤrber, weil ſie der Wolle
das ſchoͤne Weiß rauben 2. Δολερὰ μὲν τὰ ἳματα,
δολεϱὰ δὲ τὰ χρίματα iſt der Spartiatiſche Ausdruck
davon 3. — Auch in den Staͤdten, die ſchon mehr
von Doriſcher Sitte entartet waren, gab es haͤufige
und ſtrenge Verbote gegen Kleiderpracht der Frauen,
mit der weiſe berechneten Klauſel der Ausnahme der
Proſtituirten 4. Wie in Sparta der Bart als Zierde
des Mannes galt 5, und der Lippenbart als Zeichen
der Freiheit (worauf ſich das ſymboliſche Edictum der
Ephoren, den Schnurrbart zu ſcheeren, bezieht 6,) ſo
unterſagten auch zu Byzanz und Rhodos alte, aber
beſtaͤndig verletzte Geſetze das Raſiren 7. Auch das

gers Anſichten davon, Raub der Kaſſ. K. 74 ff. Archaͤologie der
Mahlerei 1. S. 211. Vaſengemaͤlde 1, 2. S. 37. u. Uhdens Brief
2. S. 65.
1 ἰσοδίαιτοι Thuk. 1, 6. Juſtin. 3, 3.
2 Athen. 15,
686 f. Plut. Lak. Ap. S. 224. Seneca qu. nat. 4, 13. Dieſe
altgriechiſche Anſicht liegt ſelbſt dem Sprachgebrauch von φϑείϱειν,
μιαὶνειν, corrumpere, fuͤr faͤrben, zum Grunde.
3 Nach
Klem. Alex. Strom. 1. p. 294 Sylb. Herod. 3, 22. fuͤhrt freilich
daſſelbe Apophthagm von einem Aethiopiſchen Koͤnige an, vgl. Plut.
Qu. Rom. 26. p. 327. Sympos. Qu. 3, 1, 2. p. 109. de He-
rod. mal. 28. p.
312., aber die Redensart traͤgt einen aͤcht Spar-
tiatiſchen Charakter.
4 Aus Diokles Geſetzgebung Phylarch
bei Athen. 12, 521 b. vgl. von Zaleukos Heyne Opp. Acc. 2. p.
33. von Sp. He[ – 1 Zeichen fehlt]akl. Pont. Klem. Al. Protr. 2, 10. p. 199 Sylb.
vgl. Aelian V. G. 14, 7.
5 ὑπηνόβιοι Platon Kom. bei
Aſpaſios zu Ariſtot. Eth. Nik. 4, 7. ἕλκοντες ὑπήνας Ariſt. Lyſ.
1072. vgl. die Bildſaͤule des Lyſandros bei Plut. Lyſ. 1.
6 oben
S. 125, 3. (add. Prokl. zu Heſiod T. u. W. 722.) vgl. Valcken. zu
Theokr. Adon. p. 288. Wyttenb. Anim. ad Plut. de sera p. 25.
Wyttenbach meint, die Spart. haͤtten ſich den Lippenbart immer
geſchoren, aber ſeine, wie Ruhnkens Emendation von Antiphanes
bei Ath. 4, 143 a. iſt ſehr willkuͤhrlich.
7 Athen. 12, 565 c.
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[269/0275] Sonſt war Gleichheit 1 und Einfachheit das hoͤchſte Geſetz. Salbenbereiter waren von Sparta ausge- ſchloſſen als Oelverderber, Faͤrber, weil ſie der Wolle das ſchoͤne Weiß rauben 2. Δολερὰ μὲν τὰ ἳματα, δολεϱὰ δὲ τὰ χρίματα iſt der Spartiatiſche Ausdruck davon 3. — Auch in den Staͤdten, die ſchon mehr von Doriſcher Sitte entartet waren, gab es haͤufige und ſtrenge Verbote gegen Kleiderpracht der Frauen, mit der weiſe berechneten Klauſel der Ausnahme der Proſtituirten 4. Wie in Sparta der Bart als Zierde des Mannes galt 5, und der Lippenbart als Zeichen der Freiheit (worauf ſich das ſymboliſche Edictum der Ephoren, den Schnurrbart zu ſcheeren, bezieht 6,) ſo unterſagten auch zu Byzanz und Rhodos alte, aber beſtaͤndig verletzte Geſetze das Raſiren 7. Auch das 5 1 ἰσοδίαιτοι Thuk. 1, 6. Juſtin. 3, 3. 2 Athen. 15, 686 f. Plut. Lak. Ap. S. 224. Seneca qu. nat. 4, 13. Dieſe altgriechiſche Anſicht liegt ſelbſt dem Sprachgebrauch von φϑείϱειν, μιαὶνειν, corrumpere, fuͤr faͤrben, zum Grunde. 3 Nach Klem. Alex. Strom. 1. p. 294 Sylb. Herod. 3, 22. fuͤhrt freilich daſſelbe Apophthagm von einem Aethiopiſchen Koͤnige an, vgl. Plut. Qu. Rom. 26. p. 327. Sympos. Qu. 3, 1, 2. p. 109. de He- rod. mal. 28. p. 312., aber die Redensart traͤgt einen aͤcht Spar- tiatiſchen Charakter. 4 Aus Diokles Geſetzgebung Phylarch bei Athen. 12, 521 b. vgl. von Zaleukos Heyne Opp. Acc. 2. p. 33. von Sp. He_akl. Pont. Klem. Al. Protr. 2, 10. p. 199 Sylb. vgl. Aelian V. G. 14, 7. 5 ὑπηνόβιοι Platon Kom. bei Aſpaſios zu Ariſtot. Eth. Nik. 4, 7. ἕλκοντες ὑπήνας Ariſt. Lyſ. 1072. vgl. die Bildſaͤule des Lyſandros bei Plut. Lyſ. 1. 6 oben S. 125, 3. (add. Prokl. zu Heſiod T. u. W. 722.) vgl. Valcken. zu Theokr. Adon. p. 288. Wyttenb. Anim. ad Plut. de sera p. 25. Wyttenbach meint, die Spart. haͤtten ſich den Lippenbart immer geſchoren, aber ſeine, wie Ruhnkens Emendation von Antiphanes bei Ath. 4, 143 a. iſt ſehr willkuͤhrlich. 7 Athen. 12, 565 c. 5 gers Anſichten davon, Raub der Kaſſ. K. 74 ff. Archaͤologie der Mahlerei 1. S. 211. Vaſengemaͤlde 1, 2. S. 37. u. Uhdens Brief 2. S. 65.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/275>, abgerufen am 24.11.2024.