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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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quenz anrechnet: daß darin Güter zu kaufen und zu
verkaufen zwar mit Unehre belegt 1, aber dieselbigen
zu verschenken und zu hinterlassen erlaubt sei 2. Von
jener Zeit an finden wir, wie überhaupt die Anzahl der
Spartiaten immer mehr schmelzen, so noch viel mehr
die der Güterbesitzer. Die erste Erscheinung ist sehr
auffallend, und erklärt sich kaum hinlänglich durch die
Kriege, in denen doch die Spartiaten sehr geschont
wurden, mehr vielleicht durch die späten Ehen, die
noch dazu sehr oft innerhalb der Familie blieben; am
Ende muß man auch eingestehen, daß in der Verfas-
sung von Sparta ein die Natur zu sehr einengendes
Princip lag, durch welches das Volk fast eher physisch
unterging, als es ethisch entarten konnte; zu Aristote-
les Zeit suchte man der Bevölkerung dadurch aufzuhel-
fen, daß man den Vater dreier Söhne vom Dienst,
den von vieren von allen bürgerlichen Abgaben befrei-
te 3. Aber schon Herodot rechnet -- in den neuntausend
Häusern -- nur achttausend Spartiaten; in der Mitte
des Peloponnesischen Krieges stellte Sparta für sich
nicht viel über sechstausend Schwerbewaffnete 4; Ari-
stoteles behauptet, daß zu seiner Zeit ganz Lakonika
kaum tausend Hopliten aufbringen könne 5; zur Zeit
Agis des Dritten endlich waren nur noch siebenhundert
eigentliche Spartiaten 6. Dabei waren schon Ol. 95.

1 Später kommt auch dies vor, Plut. Agis 13. Aelian 14, 44.
2 2, 6, 10. Khremata, keimelia zu verschenken, war auch früher
erlaubt. Herod. 6, 62. Plut. Ages. 4.
3 atele penton z. B.
dem Beitrage zu den Syssitien, Arist. 2, 6, 13. Aelian V. G.
6, 6. nennt fünf statt vier. Daß das Gesetz schwerlich Lykurgisch,
bemerkt Manso 1, 1. S. 128.
4 unten K. 12.
5 2,
6, 11.
6 Plut. Ag. 5. Nach Macrob. Sat. 1, 11. gab es
zu Kleomenes Zeit blos mille et quingenti Lacedaemonii, qui
arma ferre possent.
13 *

quenz anrechnet: daß darin Guͤter zu kaufen und zu
verkaufen zwar mit Unehre belegt 1, aber dieſelbigen
zu verſchenken und zu hinterlaſſen erlaubt ſei 2. Von
jener Zeit an finden wir, wie uͤberhaupt die Anzahl der
Spartiaten immer mehr ſchmelzen, ſo noch viel mehr
die der Guͤterbeſitzer. Die erſte Erſcheinung iſt ſehr
auffallend, und erklaͤrt ſich kaum hinlaͤnglich durch die
Kriege, in denen doch die Spartiaten ſehr geſchont
wurden, mehr vielleicht durch die ſpaͤten Ehen, die
noch dazu ſehr oft innerhalb der Familie blieben; am
Ende muß man auch eingeſtehen, daß in der Verfaſ-
ſung von Sparta ein die Natur zu ſehr einengendes
Princip lag, durch welches das Volk faſt eher phyſiſch
unterging, als es ethiſch entarten konnte; zu Ariſtote-
les Zeit ſuchte man der Bevoͤlkerung dadurch aufzuhel-
fen, daß man den Vater dreier Soͤhne vom Dienſt,
den von vieren von allen buͤrgerlichen Abgaben befrei-
te 3. Aber ſchon Herodot rechnet — in den neuntauſend
Haͤuſern — nur achttauſend Spartiaten; in der Mitte
des Peloponneſiſchen Krieges ſtellte Sparta fuͤr ſich
nicht viel uͤber ſechstauſend Schwerbewaffnete 4; Ari-
ſtoteles behauptet, daß zu ſeiner Zeit ganz Lakonika
kaum tauſend Hopliten aufbringen koͤnne 5; zur Zeit
Agis des Dritten endlich waren nur noch ſiebenhundert
eigentliche Spartiaten 6. Dabei waren ſchon Ol. 95.

1 Spaͤter kommt auch dies vor, Plut. Agis 13. Aelian 14, 44.
2 2, 6, 10. Χϱὴματα, κειμήλια zu verſchenken, war auch fruͤher
erlaubt. Herod. 6, 62. Plut. Ageſ. 4.
3 ἀτελῆ πήντων z. B.
dem Beitrage zu den Syſſitien, Ariſt. 2, 6, 13. Aelian V. G.
6, 6. nennt fuͤnf ſtatt vier. Daß das Geſetz ſchwerlich Lykurgiſch,
bemerkt Manſo 1, 1. S. 128.
4 unten K. 12.
5 2,
6, 11.
6 Plut. Ag. 5. Nach Macrob. Sat. 1, 11. gab es
zu Kleomenes Zeit blos mille et quingenti Lacedaemonii, qui
arma ferre possent.
13 *
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[195/0201] quenz anrechnet: daß darin Guͤter zu kaufen und zu verkaufen zwar mit Unehre belegt 1, aber dieſelbigen zu verſchenken und zu hinterlaſſen erlaubt ſei 2. Von jener Zeit an finden wir, wie uͤberhaupt die Anzahl der Spartiaten immer mehr ſchmelzen, ſo noch viel mehr die der Guͤterbeſitzer. Die erſte Erſcheinung iſt ſehr auffallend, und erklaͤrt ſich kaum hinlaͤnglich durch die Kriege, in denen doch die Spartiaten ſehr geſchont wurden, mehr vielleicht durch die ſpaͤten Ehen, die noch dazu ſehr oft innerhalb der Familie blieben; am Ende muß man auch eingeſtehen, daß in der Verfaſ- ſung von Sparta ein die Natur zu ſehr einengendes Princip lag, durch welches das Volk faſt eher phyſiſch unterging, als es ethiſch entarten konnte; zu Ariſtote- les Zeit ſuchte man der Bevoͤlkerung dadurch aufzuhel- fen, daß man den Vater dreier Soͤhne vom Dienſt, den von vieren von allen buͤrgerlichen Abgaben befrei- te 3. Aber ſchon Herodot rechnet — in den neuntauſend Haͤuſern — nur achttauſend Spartiaten; in der Mitte des Peloponneſiſchen Krieges ſtellte Sparta fuͤr ſich nicht viel uͤber ſechstauſend Schwerbewaffnete 4; Ari- ſtoteles behauptet, daß zu ſeiner Zeit ganz Lakonika kaum tauſend Hopliten aufbringen koͤnne 5; zur Zeit Agis des Dritten endlich waren nur noch ſiebenhundert eigentliche Spartiaten 6. Dabei waren ſchon Ol. 95. 1 Spaͤter kommt auch dies vor, Plut. Agis 13. Aelian 14, 44. 2 2, 6, 10. Χϱὴματα, κειμήλια zu verſchenken, war auch fruͤher erlaubt. Herod. 6, 62. Plut. Ageſ. 4. 3 ἀτελῆ πήντων z. B. dem Beitrage zu den Syſſitien, Ariſt. 2, 6, 13. Aelian V. G. 6, 6. nennt fuͤnf ſtatt vier. Daß das Geſetz ſchwerlich Lykurgiſch, bemerkt Manſo 1, 1. S. 128. 4 unten K. 12. 5 2, 6, 11. 6 Plut. Ag. 5. Nach Macrob. Sat. 1, 11. gab es zu Kleomenes Zeit blos mille et quingenti Lacedaemonii, qui arma ferre possent. 13 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/201>, abgerufen am 24.11.2024.