Alles Land in Lakonien war entweder unmittelba- rer Besitz des Staats, oder freies Gut der Spartia- ten, oder tributäres der Periöken. Daß der Staat von Sparta Heerden und Aecker hatte, ist aus schon oben angeführten Thatsachen klar 1, wenn sie auch nicht so bedeutend waren, wie in Kreta 2; auch die großen Wälder, in denen jeder Spartiat jagen konnte, mußten dem Ganzen gehören. Es ist ebenfalls nicht zu zweifeln, daß dieses Staatsgut verschieden war von dem königlichen 3, in den Periökenstädten gelegenen; ich glaube, daß dies die Periöken bewirthschafteten, wie ihr übriges Land, und dem Könige nur den Tribut zahlten. Das übrige Periökenland war zwar in zahl- reiche, aber gewiß ziemlich kleine Portionen eingetheilt; wie oben schon bemerkt, waren deren 30,000 4, eine Zahl, die mit der der hundert poleis wohl zugleich festgestellt war 5: aber jeder kleros hatte im Gan- zen nur eine Familie, die er nährte und die ihn be- baute, so viel wir erfahren, ohne Heloten. Daher müssen die 9000 Kleren der Spartiaten, die noch ein- mal soviel Menschen ernährten, als jene der Periöken 6, an Umfang im Ganzen auch wohl noch einmal so groß ge- wesen sein, der einzelne dann an siebenmal größer. Die Güter der Spartiaten nun waren, nach allgemeinem Zeugniß, untereinander gleich gesetzt, wahrscheinlich nach einer allgemeinen Schätzung des Ertrags 7, denn den Umfang konnte man bei so verschiedenartigem Bo- den nicht als bestimmend ansehn; doch auch so mochte bald von Anfang mannigfache Ungleichheit statt finden,
1 Her. 6, 57. vgl. oben S. 106.
2 S. 53. von der mnoia Vgl. die temene demosia von Byzanz bei Ps. Arist. Oekon. 2, 2. 3.
3 wie auch in Kyrene. Oben S. 174.
4 oben S. 47.
5 S. 23.
6 S. 47.
7 Vgl. Lykurgs angebl. Apophthegma über die gleichen Kornschober, Plut. Lyk. 9.
Alles Land in Lakonien war entweder unmittelba- rer Beſitz des Staats, oder freies Gut der Spartia- ten, oder tributaͤres der Perioͤken. Daß der Staat von Sparta Heerden und Aecker hatte, iſt aus ſchon oben angefuͤhrten Thatſachen klar 1, wenn ſie auch nicht ſo bedeutend waren, wie in Kreta 2; auch die großen Waͤlder, in denen jeder Spartiat jagen konnte, mußten dem Ganzen gehoͤren. Es iſt ebenfalls nicht zu zweifeln, daß dieſes Staatsgut verſchieden war von dem koͤniglichen 3, in den Perioͤkenſtaͤdten gelegenen; ich glaube, daß dies die Perioͤken bewirthſchafteten, wie ihr uͤbriges Land, und dem Koͤnige nur den Tribut zahlten. Das uͤbrige Perioͤkenland war zwar in zahl- reiche, aber gewiß ziemlich kleine Portionen eingetheilt; wie oben ſchon bemerkt, waren deren 30,000 4, eine Zahl, die mit der der hundert πόλεις wohl zugleich feſtgeſtellt war 5: aber jeder κλῆρος hatte im Gan- zen nur eine Familie, die er naͤhrte und die ihn be- baute, ſo viel wir erfahren, ohne Heloten. Daher muͤſſen die 9000 Kleren der Spartiaten, die noch ein- mal ſoviel Menſchen ernaͤhrten, als jene der Perioͤken 6, an Umfang im Ganzen auch wohl noch einmal ſo groß ge- weſen ſein, der einzelne dann an ſiebenmal groͤßer. Die Guͤter der Spartiaten nun waren, nach allgemeinem Zeugniß, untereinander gleich geſetzt, wahrſcheinlich nach einer allgemeinen Schaͤtzung des Ertrags 7, denn den Umfang konnte man bei ſo verſchiedenartigem Bo- den nicht als beſtimmend anſehn; doch auch ſo mochte bald von Anfang mannigfache Ungleichheit ſtatt finden,
1 Her. 6, 57. vgl. oben S. 106.
2 S. 53. von der μνοῖα Vgl. die τεμένη δημόσια von Byzanz bei Pſ. Ariſt. Oekon. 2, 2. 3.
3 wie auch in Kyrene. Oben S. 174.
4 oben S. 47.
5 S. 23.
6 S. 47.
7 Vgl. Lykurgs angebl. Apophthegma uͤber die gleichen Kornſchober, Plut. Lyk. 9.
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[190/0196]
Alles Land in Lakonien war entweder unmittelba-
rer Beſitz des Staats, oder freies Gut der Spartia-
ten, oder tributaͤres der Perioͤken. Daß der Staat
von Sparta Heerden und Aecker hatte, iſt aus ſchon
oben angefuͤhrten Thatſachen klar 1, wenn ſie auch
nicht ſo bedeutend waren, wie in Kreta 2; auch die
großen Waͤlder, in denen jeder Spartiat jagen konnte,
mußten dem Ganzen gehoͤren. Es iſt ebenfalls nicht
zu zweifeln, daß dieſes Staatsgut verſchieden war von
dem koͤniglichen 3, in den Perioͤkenſtaͤdten gelegenen; ich
glaube, daß dies die Perioͤken bewirthſchafteten, wie
ihr uͤbriges Land, und dem Koͤnige nur den Tribut
zahlten. Das uͤbrige Perioͤkenland war zwar in zahl-
reiche, aber gewiß ziemlich kleine Portionen eingetheilt;
wie oben ſchon bemerkt, waren deren 30,000 4, eine
Zahl, die mit der der hundert πόλεις wohl zugleich
feſtgeſtellt war 5: aber jeder κλῆρος hatte im Gan-
zen nur eine Familie, die er naͤhrte und die ihn be-
baute, ſo viel wir erfahren, ohne Heloten. Daher
muͤſſen die 9000 Kleren der Spartiaten, die noch ein-
mal ſoviel Menſchen ernaͤhrten, als jene der Perioͤken 6,
an Umfang im Ganzen auch wohl noch einmal ſo groß ge-
weſen ſein, der einzelne dann an ſiebenmal groͤßer. Die
Guͤter der Spartiaten nun waren, nach allgemeinem
Zeugniß, untereinander gleich geſetzt, wahrſcheinlich
nach einer allgemeinen Schaͤtzung des Ertrags 7, denn
den Umfang konnte man bei ſo verſchiedenartigem Bo-
den nicht als beſtimmend anſehn; doch auch ſo mochte
bald von Anfang mannigfache Ungleichheit ſtatt finden,
1 Her. 6, 57. vgl. oben S. 106.
2 S. 53. von der
μνοῖα Vgl. die τεμένη δημόσια von Byzanz bei Pſ. Ariſt. Oekon.
2, 2. 3.
3 wie auch in Kyrene. Oben S. 174.
4 oben
S. 47.
5 S. 23.
6 S. 47.
7 Vgl. Lykurgs
angebl. Apophthegma uͤber die gleichen Kornſchober, Plut. Lyk. 9.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/196>, abgerufen am 24.11.2024.
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