seus 1. Seine Würde aber hat er in der Idee von Zeus; sie erbält dadurch eine religiöse Befestigung, daß er unter Beistand von Weissagepriestern die großen Staatsopfer leitet und verrichtet.
6.
Diese Hauptgrundsätze finden wir im Spar- tiatischen Königthume wieder, welches nach Aristoteles, wie das der Molosser in Epeiros, eben durch seine Beschränkung dauernd war, und zugleich durch das mythische Andenken, daß von ihm die Eroberung des Landes geleitet worden und ausgegangen sei 2. Die Hauptstütze seines Ansehns war ohne Zweifel die durch ganz Hellas verbreitete und in so vielen Mythen ausge- sprochene Ehre des Heraklidengeschlechts, auf welche selbst der Anspruch auf die Anführung Hellenischer Bun- desheere zum Theil gegründet wurde. So von dem ersten der Heroen Griechenlands stammend galten diese Fürsten selbst in mancher Hinsicht als Heroen3, und genossen einer gewissen Pietät. Daraus erklärt sich das für die Einfachheit Dorischer Sitte so glänzende Lei- chenbegängniß derselben, die zehntägige 4 allgemeine Landestrauer, zu der sich die Spartiaten, Periöken und Heloten aus allen Enden des Landes in bestimmter Anzahl mit ihren Weibern in die Stadt einfanden, dort unter großem Wehklagen sich die Köpfe mit Staub oder Asche bestreuten, und den Verstorbenen jedesmal als den besten aller Fürsten priesen 5, auch die Ausstellung
1 oben S. 9. Platner not. juris p. 90.
2 Aristot. 5, 8, 5. 9, 1. Dionyf. Röm. Arch. 5, 74. nennt das Spart. König- thum epi retois tisin dioikoumenon, wie Thuk. das Homerische.
3 Xen. Staat der Lak. 15, 9. vgl. Hell. 3, 3, 1. semnotera e kata anthropon taphe.
4 Nach Herod. zehn Tage keine agora und arkhairesia, u. so viele blieb also auch die Ernennung des neuen Königs ausgesetzt, wie ich noch dazu aus Xen. Hell. 3, 3, 1. ai emerai entnehme. Indeß hat Herakl. Pont. nur drei Tage.
5 Herod. 6, 58. ek pases dei Aakedaimonos (i. e. Lakonikes,
ſeus 1. Seine Wuͤrde aber hat er in der Idee von Zeus; ſie erbaͤlt dadurch eine religioͤſe Befeſtigung, daß er unter Beiſtand von Weiſſageprieſtern die großen Staatsopfer leitet und verrichtet.
6.
Dieſe Hauptgrundſaͤtze finden wir im Spar- tiatiſchen Koͤnigthume wieder, welches nach Ariſtoteles, wie das der Moloſſer in Epeiros, eben durch ſeine Beſchraͤnkung dauernd war, und zugleich durch das mythiſche Andenken, daß von ihm die Eroberung des Landes geleitet worden und ausgegangen ſei 2. Die Hauptſtuͤtze ſeines Anſehns war ohne Zweifel die durch ganz Hellas verbreitete und in ſo vielen Mythen ausge- ſprochene Ehre des Heraklidengeſchlechts, auf welche ſelbſt der Anſpruch auf die Anfuͤhrung Helleniſcher Bun- desheere zum Theil gegruͤndet wurde. So von dem erſten der Heroen Griechenlands ſtammend galten dieſe Fuͤrſten ſelbſt in mancher Hinſicht als Heroen3, und genoſſen einer gewiſſen Pietaͤt. Daraus erklaͤrt ſich das fuͤr die Einfachheit Doriſcher Sitte ſo glaͤnzende Lei- chenbegaͤngniß derſelben, die zehntaͤgige 4 allgemeine Landestrauer, zu der ſich die Spartiaten, Perioͤken und Heloten aus allen Enden des Landes in beſtimmter Anzahl mit ihren Weibern in die Stadt einfanden, dort unter großem Wehklagen ſich die Koͤpfe mit Staub oder Aſche beſtreuten, und den Verſtorbenen jedesmal als den beſten aller Fuͤrſten prieſen 5, auch die Ausſtellung
1 oben S. 9. Platner not. juris p. 90.
2 Ariſtot. 5, 8, 5. 9, 1. Dionyf. Roͤm. Arch. 5, 74. nennt das Spart. Koͤnig- thum ἐπὶ ϱ̔ητοῖς τισὶν διοικούμενον, wie Thuk. das Homeriſche.
3 Xen. Staat der Lak. 15, 9. vgl. Hell. 3, 3, 1. σεμνοτέϱα ἢ κατὰ ἄνϑϱωπον ταφή.
4 Nach Herod. zehn Tage keine ἀγοϱὰ und ἀϱχαιϱεσία, u. ſo viele blieb alſo auch die Ernennung des neuen Koͤnigs ausgeſetzt, wie ich noch dazu aus Xen. Hell. 3, 3, 1. αἱ ἡμἐϱαι entnehme. Indeß hat Herakl. Pont. nur drei Tage.
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Zeus; ſie erbaͤlt dadurch eine religioͤſe Befeſtigung,
daß er unter Beiſtand von Weiſſageprieſtern die großen
Staatsopfer leitet und verrichtet.
6.
Dieſe Hauptgrundſaͤtze finden wir im Spar-
tiatiſchen Koͤnigthume wieder, welches nach Ariſtoteles,
wie das der Moloſſer in Epeiros, eben durch ſeine
Beſchraͤnkung dauernd war, und zugleich durch das
mythiſche Andenken, daß von ihm die Eroberung des
Landes geleitet worden und ausgegangen ſei 2. Die
Hauptſtuͤtze ſeines Anſehns war ohne Zweifel die durch
ganz Hellas verbreitete und in ſo vielen Mythen ausge-
ſprochene Ehre des Heraklidengeſchlechts, auf welche
ſelbſt der Anſpruch auf die Anfuͤhrung Helleniſcher Bun-
desheere zum Theil gegruͤndet wurde. So von dem
erſten der Heroen Griechenlands ſtammend galten dieſe
Fuͤrſten ſelbſt in mancher Hinſicht als Heroen 3, und
genoſſen einer gewiſſen Pietaͤt. Daraus erklaͤrt ſich das
fuͤr die Einfachheit Doriſcher Sitte ſo glaͤnzende Lei-
chenbegaͤngniß derſelben, die zehntaͤgige 4 allgemeine
Landestrauer, zu der ſich die Spartiaten, Perioͤken und
Heloten aus allen Enden des Landes in beſtimmter
Anzahl mit ihren Weibern in die Stadt einfanden, dort
unter großem Wehklagen ſich die Koͤpfe mit Staub oder
Aſche beſtreuten, und den Verſtorbenen jedesmal als
den beſten aller Fuͤrſten prieſen 5, auch die Ausſtellung
1 oben S. 9. Platner not. juris p. 90.
2 Ariſtot. 5,
8, 5. 9, 1. Dionyf. Roͤm. Arch. 5, 74. nennt das Spart. Koͤnig-
thum ἐπὶ ϱ̔ητοῖς τισὶν διοικούμενον, wie Thuk. das Homeriſche.
3 Xen. Staat der Lak. 15, 9. vgl. Hell. 3, 3, 1. σεμνοτέϱα ἢ
κατὰ ἄνϑϱωπον ταφή.
4 Nach Herod. zehn Tage keine ἀγοϱὰ
und ἀϱχαιϱεσία, u. ſo viele blieb alſo auch die Ernennung des
neuen Koͤnigs ausgeſetzt, wie ich noch dazu aus Xen. Hell. 3, 3, 1.
αἱ ἡμἐϱαι entnehme. Indeß hat Herakl. Pont. nur drei Tage.
5 Herod. 6, 58. ἐϰ πάσης δεῖ Ααϰεδαίμονος (i. e. Λαϰωνιϰῆς,
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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