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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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12.
1.

Ruhige und unbefangene Leser, die der bisher ge-
gebenen Entwickelung vielleicht mit ziemlicher Beistim-
mung gefolgt sind, werden von hier an, wo wir die
Peloponnesische Heraklesfabel behandeln, Anstand neh-
men so fortzufahren, entweder weil sie sich zusehr allen
historischen Boden unter den Füßen weggezogen glau-
ben, oder weil sie eine so durchgreifende Critik über
Entstehung und Bildung der Mythen, wie eben darge-
boten wird, zu kühn und anmaßlich finden. Und doch
zwingt der Connex der Untersuchung uns unumgänglich
zu der Behauptung: der Peloponnesische Heraklesmy-
thus habe sich zum großen Theil erst nach der Ein-
wanderung der Dorier in diese Halbinsel durch das
Bestreben derselben gebildet, das Anrecht ihrer Fürsten
auf den Besitz dieser Landschaft in der Sage darzu-
thun, und in Herakles Thaten ihre eigenen Eroberun-
gen vorzubilden und zu rechtfertigen 1. Sie müssen
allerdings in der Argivischen Fabel unter den Persiden
schon einen, vielleicht selbst gleichnamigen, Helden, vorge-
funden haben, der sich eignete, mit dem Vater des
Dorischen Hyllos in eine Person zusammenzuwachsen,
und wir werden den Tödter des Nemeischen Löwen als

1 S. oben S. 49 f.

12.
1.

Ruhige und unbefangene Leſer, die der bisher ge-
gebenen Entwickelung vielleicht mit ziemlicher Beiſtim-
mung gefolgt ſind, werden von hier an, wo wir die
Peloponneſiſche Heraklesfabel behandeln, Anſtand neh-
men ſo fortzufahren, entweder weil ſie ſich zuſehr allen
hiſtoriſchen Boden unter den Fuͤßen weggezogen glau-
ben, oder weil ſie eine ſo durchgreifende Critik uͤber
Entſtehung und Bildung der Mythen, wie eben darge-
boten wird, zu kuͤhn und anmaßlich finden. Und doch
zwingt der Connex der Unterſuchung uns unumgaͤnglich
zu der Behauptung: der Peloponneſiſche Heraklesmy-
thus habe ſich zum großen Theil erſt nach der Ein-
wanderung der Dorier in dieſe Halbinſel durch das
Beſtreben derſelben gebildet, das Anrecht ihrer Fuͤrſten
auf den Beſitz dieſer Landſchaft in der Sage darzu-
thun, und in Herakles Thaten ihre eigenen Eroberun-
gen vorzubilden und zu rechtfertigen 1. Sie muͤſſen
allerdings in der Argiviſchen Fabel unter den Perſiden
ſchon einen, vielleicht ſelbſt gleichnamigen, Helden, vorge-
funden haben, der ſich eignete, mit dem Vater des
Doriſchen Hyllos in eine Perſon zuſammenzuwachſen,
und wir werden den Toͤdter des Nemeiſchen Loͤwen als

1 S. oben S. 49 f.
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[441/0471] 12. 1. Ruhige und unbefangene Leſer, die der bisher ge- gebenen Entwickelung vielleicht mit ziemlicher Beiſtim- mung gefolgt ſind, werden von hier an, wo wir die Peloponneſiſche Heraklesfabel behandeln, Anſtand neh- men ſo fortzufahren, entweder weil ſie ſich zuſehr allen hiſtoriſchen Boden unter den Fuͤßen weggezogen glau- ben, oder weil ſie eine ſo durchgreifende Critik uͤber Entſtehung und Bildung der Mythen, wie eben darge- boten wird, zu kuͤhn und anmaßlich finden. Und doch zwingt der Connex der Unterſuchung uns unumgaͤnglich zu der Behauptung: der Peloponneſiſche Heraklesmy- thus habe ſich zum großen Theil erſt nach der Ein- wanderung der Dorier in dieſe Halbinſel durch das Beſtreben derſelben gebildet, das Anrecht ihrer Fuͤrſten auf den Beſitz dieſer Landſchaft in der Sage darzu- thun, und in Herakles Thaten ihre eigenen Eroberun- gen vorzubilden und zu rechtfertigen 1. Sie muͤſſen allerdings in der Argiviſchen Fabel unter den Perſiden ſchon einen, vielleicht ſelbſt gleichnamigen, Helden, vorge- funden haben, der ſich eignete, mit dem Vater des Doriſchen Hyllos in eine Perſon zuſammenzuwachſen, und wir werden den Toͤdter des Nemeiſchen Loͤwen als 1 S. oben S. 49 f.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/471>, abgerufen am 09.11.2024.