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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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der Pylen fing er die seltsamen Unholde, die Kerko-
pen 1; hier ließ ihm Athena die heißen Quellen aus
dem Boden sprudeln 2; auf der Höhe des Gebirgs,
auf dem Phrygischen Felsen 3, wurde der verhängniß-
volle Scheiterhaufen errichtet, den der Bach Dyras
umsonst zu löschen suchte 4, und viele umliegende Städte
setzten sich irgend wie durch Namendeutung oder sonst
mit den Thaten des Heros in Verbindung 5; auch die
später eingedrungenen Aenianen suchten sich die Sage
auf alle Weise anzueignen 6, wie selbst das nachmals
gegründete Herakleia Trachinia und die umwohnenden
Kylikranen mythisch von Herakles hergeleitet wurden 7.
Es versteht sich, daß so lokale Sagen auch von dem
Volkstamme des Orts ausgingen. Was hätten wohl
die Einwohner von Argos für Interesse gehabt, den
Tod des vergöttlichten Helden in eine ihnen fremde
Umgebung zu setzen, wenn sie die Bildner dieser Dich-
tung überhaupt waren? Es schloß also ohne Zweifel
der Lebenslauf des Dorischen Helden damit; es voll-

1 Herod. 7, 216.
2 S. Peisandros bei Schol. Arist.
Wolken 1047. to d en Thermopulesi thea glaukopis Athene
Poiei therma loetra para regmini thalasses, welche Verse Ze-
nob Prov. 6, 49. (vgl. Ruhnken bei Heyne ad Aen. 2. Exc. 1.
p.
287.) berücksichtigt. Val. Wessel. zu Diod. 4, 23. -- Herod.
7, 176. Phileas bei Harpokr. Therm. Die Sage wurde auf die
Thermen bei Himera in Sicilien übergetragen. S. Böckh Expl.
Pind. O. 12. p.
210.
3 Kallim. Art. 159. Schol. Arrian
bei Eust. zu Dion. P. p. 107. Zu unterscheiden ist das Phrikion o-
ros der Gegend, wo Her. einen Kentauren erschlug. Steph. B.
Phrikion.
4 Str. 9, 428.
5 S. Steph. s. v. Tuphre-
stos. Die aselena ore von Trachis kamen im 14. B. von Rhia-
nos Heraklee vor.
6 Str. 13, 613. Diod. 12, 59. die Mün-
zen bei Eckhel N. Anecd. fb. 6. p. 89. Dodw. Trav. p. 76.
Clarke Tr. 4. p. 197.
7 Skythinos und Polemon bei Athen.
11, 461.

der Pylen fing er die ſeltſamen Unholde, die Kerko-
pen 1; hier ließ ihm Athena die heißen Quellen aus
dem Boden ſprudeln 2; auf der Hoͤhe des Gebirgs,
auf dem Phrygiſchen Felſen 3, wurde der verhaͤngniß-
volle Scheiterhaufen errichtet, den der Bach Dyras
umſonſt zu loͤſchen ſuchte 4, und viele umliegende Staͤdte
ſetzten ſich irgend wie durch Namendeutung oder ſonſt
mit den Thaten des Heros in Verbindung 5; auch die
ſpaͤter eingedrungenen Aenianen ſuchten ſich die Sage
auf alle Weiſe anzueignen 6, wie ſelbſt das nachmals
gegruͤndete Herakleia Trachinia und die umwohnenden
Kylikranen mythiſch von Herakles hergeleitet wurden 7.
Es verſteht ſich, daß ſo lokale Sagen auch von dem
Volkſtamme des Orts ausgingen. Was haͤtten wohl
die Einwohner von Argos fuͤr Intereſſe gehabt, den
Tod des vergoͤttlichten Helden in eine ihnen fremde
Umgebung zu ſetzen, wenn ſie die Bildner dieſer Dich-
tung uͤberhaupt waren? Es ſchloß alſo ohne Zweifel
der Lebenslauf des Doriſchen Helden damit; es voll-

1 Herod. 7, 216.
2 S. Peiſandros bei Schol. Ariſt.
Wolken 1047. τῷ δ̛ ἐν Θεϱμοπύλῃσι ϑεὰ γλαυκῶπις Ἀϑήνη
Ποίει ϑεϱμὰ λοετϱὰ παϱὰ ϱ̔ηγμῖνι ϑαλάσσης, welche Verſe Ze-
nob Prov. 6, 49. (vgl. Ruhnken bei Heyne ad Aen. 2. Exc. 1.
p.
287.) beruͤckſichtigt. Val. Weſſel. zu Diod. 4, 23. — Herod.
7, 176. Phileas bei Harpokr. Θεϱμ. Die Sage wurde auf die
Thermen bei Himera in Sicilien uͤbergetragen. S. Boͤckh Expl.
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210.
3 Kallim. Art. 159. Schol. Arrian
bei Euſt. zu Dion. P. p. 107. Zu unterſcheiden iſt das Φϱίκιον ὄ-
ϱος der Gegend, wo Her. einen Kentauren erſchlug. Steph. B.
Φϱίκιον.
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5 S. Steph. s. v. Τύφϱη-
στος. Die ἀσέληνα ὄϱη von Trachis kamen im 14. B. von Rhia-
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zen bei Eckhel N. Anecd. fb. 6. p. 89. Dodw. Trav. p. 76.
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7 Skythinos und Polemon bei Athen.
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[427/0457] der Pylen fing er die ſeltſamen Unholde, die Kerko- pen 1; hier ließ ihm Athena die heißen Quellen aus dem Boden ſprudeln 2; auf der Hoͤhe des Gebirgs, auf dem Phrygiſchen Felſen 3, wurde der verhaͤngniß- volle Scheiterhaufen errichtet, den der Bach Dyras umſonſt zu loͤſchen ſuchte 4, und viele umliegende Staͤdte ſetzten ſich irgend wie durch Namendeutung oder ſonſt mit den Thaten des Heros in Verbindung 5; auch die ſpaͤter eingedrungenen Aenianen ſuchten ſich die Sage auf alle Weiſe anzueignen 6, wie ſelbſt das nachmals gegruͤndete Herakleia Trachinia und die umwohnenden Kylikranen mythiſch von Herakles hergeleitet wurden 7. Es verſteht ſich, daß ſo lokale Sagen auch von dem Volkſtamme des Orts ausgingen. Was haͤtten wohl die Einwohner von Argos fuͤr Intereſſe gehabt, den Tod des vergoͤttlichten Helden in eine ihnen fremde Umgebung zu ſetzen, wenn ſie die Bildner dieſer Dich- tung uͤberhaupt waren? Es ſchloß alſo ohne Zweifel der Lebenslauf des Doriſchen Helden damit; es voll- 1 Herod. 7, 216. 2 S. Peiſandros bei Schol. Ariſt. Wolken 1047. τῷ δ̛ ἐν Θεϱμοπύλῃσι ϑεὰ γλαυκῶπις Ἀϑήνη Ποίει ϑεϱμὰ λοετϱὰ παϱὰ ϱ̔ηγμῖνι ϑαλάσσης, welche Verſe Ze- nob Prov. 6, 49. (vgl. Ruhnken bei Heyne ad Aen. 2. Exc. 1. p. 287.) beruͤckſichtigt. Val. Weſſel. zu Diod. 4, 23. — Herod. 7, 176. Phileas bei Harpokr. Θεϱμ. Die Sage wurde auf die Thermen bei Himera in Sicilien uͤbergetragen. S. Boͤckh Expl. Pind. O. 12. p. 210. 3 Kallim. Art. 159. Schol. Arrian bei Euſt. zu Dion. P. p. 107. Zu unterſcheiden iſt das Φϱίκιον ὄ- ϱος der Gegend, wo Her. einen Kentauren erſchlug. Steph. B. Φϱίκιον. 4 Str. 9, 428. 5 S. Steph. s. v. Τύφϱη- στος. Die ἀσέληνα ὄϱη von Trachis kamen im 14. B. von Rhia- nos Heraklee vor. 6 Str. 13, 613. Diod. 12, 59. die Muͤn- zen bei Eckhel N. Anecd. fb. 6. p. 89. Dodw. Trav. p. 76. Clarke Tr. 4. p. 197. 7 Skythinos und Polemon bei Athen. 11, 461.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/457>, abgerufen am 27.11.2024.