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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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vorhandenen Züge, besonders vermuthlich aus Stesi-
choros, zusammen, ihm folgt Apollodor.

Ueber den Ursprung der Idee dieses Bechers wei-
ter zu forschen, ist hier unsre Sache nicht; Herakles
hat ihn ja blos erborgt, und er gehört der Sonne an.
Die Meinung Heynes, daß die Ansicht Aegyptischer
Sculpturen das Bild nach Griechenland gebracht habe,
hat viel Empfehlendes; indeß ist die Fabel wohl älter,
als eine solche möglich war. Zuerst kam dieser Son-
nenkahn als Kessel in einer Titanomachie (des Arktinos
oder Eumelos) vor 1; erst von da wurde er in die
Herakleen aufgenommen.

Da man aber einmal in der Wanderung nach
Erytheia, Tartessos gegenüber, einen Faden hatte, an
den sich mehrere Abentheuer des Helden bequem anrei-
hen ließen: so verband man viele auf einzelnen Punkten
und durch ganz verschiedene Anlässe entstandene Sagen
oder Umdeutungen von Sagen 2 damit, deren Lokal
Sizilien, Italien, Ligyen, nach Herodot 3 auch Sky-
thien war; und wie man Erytheia selbst bei Gadeira
in Iberien fixirte 4, so suchte man dem Ganzen geo-
graphischen Zusammenhang zu geben. Wo Phönikische
Sagen eingewirkt, wollen wir später noch genauer zu
bestimmen suchen.

7.

Auf diese Betrachtungen führte uns die Aeto-
lische Heraklessage, von der wir jetzt wieder auf die
Dorier zurückkehren, die den Bergstrich längs des Oeta
bis gegen die Thermopylen inne hatten. Vielleicht war
in ganz Griechenland keine Landschaft reicher an lokalen
Heraklesmythen, wie die bezeichnete. In dem Passe

1 Athen. 470 b. ob aus Theolytos `'Orois, ist nicht deutlich.
2 S. unter andern Niebuhr Röm. Gesch. 1. S. 122
3 a. O.
4 So Herod. Ephoros und Philistides bei Plin. 4, 36. vergl.
Uckert Geogr. 2. S. 240 u. sonst.

vorhandenen Zuͤge, beſonders vermuthlich aus Steſi-
choros, zuſammen, ihm folgt Apollodor.

Ueber den Urſprung der Idee dieſes Bechers wei-
ter zu forſchen, iſt hier unſre Sache nicht; Herakles
hat ihn ja blos erborgt, und er gehoͤrt der Sonne an.
Die Meinung Heynes, daß die Anſicht Aegyptiſcher
Sculpturen das Bild nach Griechenland gebracht habe,
hat viel Empfehlendes; indeß iſt die Fabel wohl aͤlter,
als eine ſolche moͤglich war. Zuerſt kam dieſer Son-
nenkahn als Keſſel in einer Titanomachie (des Arktinos
oder Eumelos) vor 1; erſt von da wurde er in die
Herakleen aufgenommen.

Da man aber einmal in der Wanderung nach
Erytheia, Tarteſſos gegenuͤber, einen Faden hatte, an
den ſich mehrere Abentheuer des Helden bequem anrei-
hen ließen: ſo verband man viele auf einzelnen Punkten
und durch ganz verſchiedene Anlaͤſſe entſtandene Sagen
oder Umdeutungen von Sagen 2 damit, deren Lokal
Sizilien, Italien, Ligyen, nach Herodot 3 auch Sky-
thien war; und wie man Erytheia ſelbſt bei Gadeira
in Iberien fixirte 4, ſo ſuchte man dem Ganzen geo-
graphiſchen Zuſammenhang zu geben. Wo Phoͤnikiſche
Sagen eingewirkt, wollen wir ſpaͤter noch genauer zu
beſtimmen ſuchen.

7.

Auf dieſe Betrachtungen fuͤhrte uns die Aeto-
liſche Heraklesſage, von der wir jetzt wieder auf die
Dorier zuruͤckkehren, die den Bergſtrich laͤngs des Oeta
bis gegen die Thermopylen inne hatten. Vielleicht war
in ganz Griechenland keine Landſchaft reicher an lokalen
Heraklesmythen, wie die bezeichnete. In dem Paſſe

1 Athen. 470 b. ob aus Theolytos ῞Ωϱοις, iſt nicht deutlich.
2 S. unter andern Niebuhr Roͤm. Geſch. 1. S. 122
3 a. O.
4 So Herod. Ephoros und Philiſtides bei Plin. 4, 36. vergl.
Uckert Geogr. 2. S. 240 u. ſonſt.
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[426/0456] vorhandenen Zuͤge, beſonders vermuthlich aus Steſi- choros, zuſammen, ihm folgt Apollodor. Ueber den Urſprung der Idee dieſes Bechers wei- ter zu forſchen, iſt hier unſre Sache nicht; Herakles hat ihn ja blos erborgt, und er gehoͤrt der Sonne an. Die Meinung Heynes, daß die Anſicht Aegyptiſcher Sculpturen das Bild nach Griechenland gebracht habe, hat viel Empfehlendes; indeß iſt die Fabel wohl aͤlter, als eine ſolche moͤglich war. Zuerſt kam dieſer Son- nenkahn als Keſſel in einer Titanomachie (des Arktinos oder Eumelos) vor 1; erſt von da wurde er in die Herakleen aufgenommen. Da man aber einmal in der Wanderung nach Erytheia, Tarteſſos gegenuͤber, einen Faden hatte, an den ſich mehrere Abentheuer des Helden bequem anrei- hen ließen: ſo verband man viele auf einzelnen Punkten und durch ganz verſchiedene Anlaͤſſe entſtandene Sagen oder Umdeutungen von Sagen 2 damit, deren Lokal Sizilien, Italien, Ligyen, nach Herodot 3 auch Sky- thien war; und wie man Erytheia ſelbſt bei Gadeira in Iberien fixirte 4, ſo ſuchte man dem Ganzen geo- graphiſchen Zuſammenhang zu geben. Wo Phoͤnikiſche Sagen eingewirkt, wollen wir ſpaͤter noch genauer zu beſtimmen ſuchen. 7. Auf dieſe Betrachtungen fuͤhrte uns die Aeto- liſche Heraklesſage, von der wir jetzt wieder auf die Dorier zuruͤckkehren, die den Bergſtrich laͤngs des Oeta bis gegen die Thermopylen inne hatten. Vielleicht war in ganz Griechenland keine Landſchaft reicher an lokalen Heraklesmythen, wie die bezeichnete. In dem Paſſe 1 Athen. 470 b. ob aus Theolytos ῞Ωϱοις, iſt nicht deutlich. 2 S. unter andern Niebuhr Roͤm. Geſch. 1. S. 122 3 a. O. 4 So Herod. Ephoros und Philiſtides bei Plin. 4, 36. vergl. Uckert Geogr. 2. S. 240 u. ſonſt.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/456>, abgerufen am 27.11.2024.