Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

des Parnaß nach Delphi, und beginnt den Kampf mit
der Delphyne. Dann ist er ein zorniger Gott, und
muß versöhnt werden, daher am 6ten des Monats
das Sühnfest Delphinia zu Athen, und wahrscheinlich
auch zu Milet und Massalia; auch ist wahrscheinlich,
daß es derselbe Monat war, der in Knossos, Aegina
und Tlera Delphinios hieß 1. Den siebenten erlegt
Apoll den Feind 2. Der Päan wird gesungen. An
diesem Tage sprach das Orakel seit alter Zeit; später
hielt man ihn auch in Delphi für den Geburtstag des
Gottes 3. Von diesem Tage an wandert die Delphi-
sche Theorie auf Tempe zu; zugleich wurden an ihm
ehemals die Menschenzehnten nach Kreta abgesandt 4.

Im zweiten Frühlingsmonate, der Jonisch Thar-
gelion heßt, wird Phöbos am Altare zu Tempe ge-
reinigt, und zwar wahrscheinlich am siebenten. Denn
den sechsten und siebenten wird in Athen das große
Reinigung fest der beiden Götter gefeiert, und zu glei-
cher Zeit Delos lustrirt, worauf dort ein Freudenfest
des Lichtgttes folgt. Nach Delischer Sage wurden
Artemis ud Apollon (ebdomagetes) 5 den 6ten und 7ten

1 S. Aeginet. p. 152. Nach Thera aber gehört das testa-
mentum Ejctetae
, wie Böckh erweisen wird, vgl. indeß Cata-
logue de la Collection de Choiseul par Dubois p.
80.
2 Schol.
Pind. P. Atum.
3 S. besonders Kallisthenes und Anaxan-
dridas (den oben angeführten) bei Plut. Qu. Gr. 9. Die Amphik-
tyon. Pula war schon früher, gegen den 25 Elaphebolion, zu-
sammengekomen, wie Thuk. 5, 1., vgl. 18. 24., beweist. Die
erste Stellevird oft mißverstanden (Manso Sp. 3, 2. S. 193.),
sie heißt: der jährige Waffenstillstand blieb aufgehoben, es war wie-
der Krieg, bis zu den Pythien.
4 Dies sieht man aus der
Fabel von Teseus, oben S. 244.
5 Plut. Sympos. 8, 1, 2.
p. 342. E 17. p. 238. Proklos zu Hes. Erga 767. Dionys.
Hal. ars rlt. 3. p. 243 R. vgl. Valcken. de Aristob. Jud. §.
37. p. 13.

des Parnaß nach Delphi, und beginnt den Kampf mit
der Delphyne. Dann iſt er ein zorniger Gott, und
muß verſoͤhnt werden, daher am 6ten des Monats
das Suͤhnfeſt Delphinia zu Athen, und wahrſcheinlich
auch zu Milet und Maſſalia; auch iſt wahrſcheinlich,
daß es derſelbe Monat war, der in Knoſſos, Aegina
und Tlera Delphinios hieß 1. Den ſiebenten erlegt
Apoll den Feind 2. Der Paͤan wird geſungen. An
dieſem Tage ſprach das Orakel ſeit alter Zeit; ſpaͤter
hielt man ihn auch in Delphi fuͤr den Geburtstag des
Gottes 3. Von dieſem Tage an wandert die Delphi-
ſche Theorie auf Tempe zu; zugleich wurden an ihm
ehemals die Menſchenzehnten nach Kreta abgeſandt 4.

Im zweiten Fruͤhlingsmonate, der Joniſch Thar-
gelion heßt, wird Phoͤbos am Altare zu Tempe ge-
reinigt, und zwar wahrſcheinlich am ſiebenten. Denn
den ſechsten und ſiebenten wird in Athen das große
Reinigung feſt der beiden Goͤtter gefeiert, und zu glei-
cher Zeit Delos luſtrirt, worauf dort ein Freudenfeſt
des Lichtgttes folgt. Nach Deliſcher Sage wurden
Artemis ud Apollon (ἑβδομαγέτης) 5 den 6ten und 7ten

1 S. Aeginet. p. 152. Nach Thera aber gehoͤrt das testa-
mentum Ejctetae
, wie Boͤckh erweiſen wird, vgl. indeß Cata-
logue de la Collection de Choiseul par Dubois p.
80.
2 Schol.
Pind. P. Atum.
3 S. beſonders Kalliſthenes und Anaxan-
dridas (den oben angefuͤhrten) bei Plut. Qu. Gr. 9. Die Amphik-
tyon. Πυλα war ſchon fruͤher, gegen den 25 Elaphebolion, zu-
ſammengekomen, wie Thuk. 5, 1., vgl. 18. 24., beweist. Die
erſte Stellevird oft mißverſtanden (Manſo Sp. 3, 2. S. 193.),
ſie heißt: der jaͤhrige Waffenſtillſtand blieb aufgehoben, es war wie-
der Krieg, bis zu den Pythien.
4 Dies ſieht man aus der
Fabel von Teſeus, oben S. 244.
5 Plut. Sympoſ. 8, 1, 2.
p. 342. E 17. p. 238. Proklos zu Heſ. Ἔϱγα 767. Dionyſ.
Hal. ars rlt. 3. p. 243 R. vgl. Valcken. de Aristob. Jud. §.
37. p. 13.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0359" n="329"/>
des Parnaß nach Delphi, und beginnt den Kampf mit<lb/>
der Delphyne. Dann i&#x017F;t er ein zorniger Gott, und<lb/>
muß ver&#x017F;o&#x0364;hnt werden, daher am 6ten des Monats<lb/>
das Su&#x0364;hnfe&#x017F;t Delphinia zu Athen, und wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
auch zu Milet und Ma&#x017F;&#x017F;alia; auch i&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich,<lb/>
daß es der&#x017F;elbe Monat war, der in Kno&#x017F;&#x017F;os, Aegina<lb/>
und Tlera Delphinios hieß <note place="foot" n="1">S. <hi rendition="#aq">Aeginet. p.</hi> 152. Nach Thera aber geho&#x0364;rt das <hi rendition="#aq">testa-<lb/>
mentum Ejctetae</hi>, wie Bo&#x0364;ckh erwei&#x017F;en wird, vgl. indeß <hi rendition="#aq">Cata-<lb/>
logue de la Collection de Choiseul par Dubois p.</hi> 80.</note>. Den &#x017F;iebenten erlegt<lb/>
Apoll den Feind <note place="foot" n="2">Schol.<lb/>
Pind. P. Atum.</note>. Der Pa&#x0364;an wird ge&#x017F;ungen. An<lb/>
die&#x017F;em Tage &#x017F;prach das Orakel &#x017F;eit alter Zeit; &#x017F;pa&#x0364;ter<lb/>
hielt man ihn auch in Delphi fu&#x0364;r den Geburtstag des<lb/>
Gottes <note place="foot" n="3">S. be&#x017F;onders Kalli&#x017F;thenes und Anaxan-<lb/>
dridas (den oben angefu&#x0364;hrten) bei Plut. <hi rendition="#aq">Qu. Gr.</hi> 9. Die Amphik-<lb/>
tyon. &#x03A0;&#x03C5;&#x03BB;&#x03B1; war &#x017F;chon fru&#x0364;her, gegen den 25 Elaphebolion, zu-<lb/>
&#x017F;ammengekomen, wie Thuk. 5, 1., vgl. 18. 24., beweist. Die<lb/>
er&#x017F;te Stellevird oft mißver&#x017F;tanden (Man&#x017F;o Sp. 3, 2. S. 193.),<lb/>
&#x017F;ie heißt: der ja&#x0364;hrige Waffen&#x017F;till&#x017F;tand blieb aufgehoben, es war wie-<lb/>
der Krieg, bis zu den Pythien.</note>. Von die&#x017F;em Tage an wandert die Delphi-<lb/>
&#x017F;che Theorie auf Tempe zu; zugleich wurden an ihm<lb/>
ehemals die Men&#x017F;chenzehnten nach Kreta abge&#x017F;andt <note place="foot" n="4">Dies &#x017F;ieht man aus der<lb/>
Fabel von Te&#x017F;eus, oben S. 244.</note>.</p><lb/>
              <p>Im zweiten Fru&#x0364;hlingsmonate, der Joni&#x017F;ch Thar-<lb/>
gelion heßt, wird Pho&#x0364;bos am Altare zu Tempe ge-<lb/>
reinigt, und zwar wahr&#x017F;cheinlich am &#x017F;iebenten. Denn<lb/>
den &#x017F;echsten und &#x017F;iebenten wird in Athen das große<lb/>
Reinigung fe&#x017F;t der beiden Go&#x0364;tter gefeiert, und zu glei-<lb/>
cher Zeit Delos lu&#x017F;trirt, worauf dort ein Freudenfe&#x017F;t<lb/>
des Lichtgttes folgt. Nach Deli&#x017F;cher Sage wurden<lb/>
Artemis ud Apollon (&#x1F11;&#x03B2;&#x03B4;&#x03BF;&#x03BC;&#x03B1;&#x03B3;&#x03AD;&#x03C4;&#x03B7;&#x03C2;) <note place="foot" n="5">Plut. Sympo&#x017F;. 8, 1, 2.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 342. <hi rendition="#aq">E 17. p.</hi> 238. Proklos zu He&#x017F;. &#x1F1C;&#x03F1;&#x03B3;&#x03B1; 767. Diony&#x017F;.<lb/>
Hal. <hi rendition="#aq">ars rlt. 3. p.</hi> 243 R. vgl. Valcken. <hi rendition="#aq">de Aristob. Jud.</hi> §.<lb/>
37. <hi rendition="#aq">p.</hi> 13.</note> den 6ten und 7ten<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0359] des Parnaß nach Delphi, und beginnt den Kampf mit der Delphyne. Dann iſt er ein zorniger Gott, und muß verſoͤhnt werden, daher am 6ten des Monats das Suͤhnfeſt Delphinia zu Athen, und wahrſcheinlich auch zu Milet und Maſſalia; auch iſt wahrſcheinlich, daß es derſelbe Monat war, der in Knoſſos, Aegina und Tlera Delphinios hieß 1. Den ſiebenten erlegt Apoll den Feind 2. Der Paͤan wird geſungen. An dieſem Tage ſprach das Orakel ſeit alter Zeit; ſpaͤter hielt man ihn auch in Delphi fuͤr den Geburtstag des Gottes 3. Von dieſem Tage an wandert die Delphi- ſche Theorie auf Tempe zu; zugleich wurden an ihm ehemals die Menſchenzehnten nach Kreta abgeſandt 4. Im zweiten Fruͤhlingsmonate, der Joniſch Thar- gelion heßt, wird Phoͤbos am Altare zu Tempe ge- reinigt, und zwar wahrſcheinlich am ſiebenten. Denn den ſechsten und ſiebenten wird in Athen das große Reinigung feſt der beiden Goͤtter gefeiert, und zu glei- cher Zeit Delos luſtrirt, worauf dort ein Freudenfeſt des Lichtgttes folgt. Nach Deliſcher Sage wurden Artemis ud Apollon (ἑβδομαγέτης) 5 den 6ten und 7ten 1 S. Aeginet. p. 152. Nach Thera aber gehoͤrt das testa- mentum Ejctetae, wie Boͤckh erweiſen wird, vgl. indeß Cata- logue de la Collection de Choiseul par Dubois p. 80. 2 Schol. Pind. P. Atum. 3 S. beſonders Kalliſthenes und Anaxan- dridas (den oben angefuͤhrten) bei Plut. Qu. Gr. 9. Die Amphik- tyon. Πυλα war ſchon fruͤher, gegen den 25 Elaphebolion, zu- ſammengekomen, wie Thuk. 5, 1., vgl. 18. 24., beweist. Die erſte Stellevird oft mißverſtanden (Manſo Sp. 3, 2. S. 193.), ſie heißt: der jaͤhrige Waffenſtillſtand blieb aufgehoben, es war wie- der Krieg, bis zu den Pythien. 4 Dies ſieht man aus der Fabel von Teſeus, oben S. 244. 5 Plut. Sympoſ. 8, 1, 2. p. 342. E 17. p. 238. Proklos zu Heſ. Ἔϱγα 767. Dionyſ. Hal. ars rlt. 3. p. 243 R. vgl. Valcken. de Aristob. Jud. §. 37. p. 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/359
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/359>, abgerufen am 25.11.2024.