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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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dene Aehren als Tribut gesandt wurden: so führt uns
dies allerdings auf den Begriff eines Schützers des
Ackerbaues 1. Auf den Münzen von Metapont sehen
wir diese Aehre sehr häufig zusammen mit einer Heu-
schrecke, bisweilen mit einer Maus, die beide auf dem
Nebenblatte wie herankriechend erscheinen. Für beide
ist dieselbe Deutung anzuwenden. Sowohl Maus als
Heuschrecke -- denn an die sangreiche Cicade ist dabei
nicht zu denken -- sind dem Korne schädliche Thiere,
um deren Abwehrung und Verminderung der Gott ge-
beten wird. Die letztere vertrieb er nach Sage und
Glauben aus Attika und aus Seleukia in Kilikien 2,
er hieß davon bei den Aeolern Pornopios, die sogar
darnach einen Monat Pornopion nannten. Gleicher-
weise war der Kretische Apollon Smintheios ohne
Zweifel ein Vertilger der Feldmäuse (sminthoi)3, wie
ihn denn auch sein Standbild den Fuß auf eine Maus
setzend zeigte 4; auch vor diesen schützt er die frucht-
strotzende Kornähre. Noch mehr: in Rhodos hieß er
Eruthibios, der Abwender des Kornbrandes 5, in wel-

1 Ap. mit einem Aehrenkranze um den Kopf bei Lippert
Daktyliothek 1. S. 62. N. 145. -- Bisweilen findet sich auf
Münzen auch nur ein Getreidekorn bei Apollinischen Insignien.
S. Hephästia, Abdera.
2 Paus. 1, 24, 8. Str. 13, 613. --
Zosim. 1, 57.
3 sminthoi arouraioi, Aeschyl. bei Aelian H.
A.
12, 15.
4 Str. 13, 604. Schol. Il. 1, 89. vgl. Aelian.
a. O. Tzetz. Lyk. V. 1302. Auf der Hand trägt Ap. die Maus auf
einer Münze Hadrians von Alex. Troas, Mionn. 2. p. 644. Das
Vasengemälde Tischb. 2, 17. bezieht sich wohl auf die heiligen Mäuse
eines Smintheions, von denen Heraklid. Pont. bei Str. -- Nach
Pollux 9, 6, 84. hatten die Argeier eine Maus auf den Münzen
(als Insigne Apolls); Eckhel hat keine der Art, aber das Kabinet
Payne Knights eine sehr kleine alte Goldmünze mit dem Typus.
In Allier de Hauteroche's Cabinet zeigt ein Nicolo transparent den
auf einer Kithar sitzenden Raben des Apoll, der im Schnabel eine
Maus beim Schwanze hält.
5 Str. 13, 613.

dene Aehren als Tribut geſandt wurden: ſo fuͤhrt uns
dies allerdings auf den Begriff eines Schuͤtzers des
Ackerbaues 1. Auf den Muͤnzen von Metapont ſehen
wir dieſe Aehre ſehr haͤufig zuſammen mit einer Heu-
ſchrecke, bisweilen mit einer Maus, die beide auf dem
Nebenblatte wie herankriechend erſcheinen. Fuͤr beide
iſt dieſelbe Deutung anzuwenden. Sowohl Maus als
Heuſchrecke — denn an die ſangreiche Cicade iſt dabei
nicht zu denken — ſind dem Korne ſchaͤdliche Thiere,
um deren Abwehrung und Verminderung der Gott ge-
beten wird. Die letztere vertrieb er nach Sage und
Glauben aus Attika und aus Seleukia in Kilikien 2,
er hieß davon bei den Aeolern Πορνόπιος, die ſogar
darnach einen Monat Πορνοπίων nannten. Gleicher-
weiſe war der Kretiſche Apollon Smintheios ohne
Zweifel ein Vertilger der Feldmaͤuſe (σμίνθοι)3, wie
ihn denn auch ſein Standbild den Fuß auf eine Maus
ſetzend zeigte 4; auch vor dieſen ſchuͤtzt er die frucht-
ſtrotzende Kornaͤhre. Noch mehr: in Rhodos hieß er
Ἐρυϑίβιος, der Abwender des Kornbrandes 5, in wel-

1 Ap. mit einem Aehrenkranze um den Kopf bei Lippert
Daktyliothek 1. S. 62. N. 145. — Bisweilen findet ſich auf
Muͤnzen auch nur ein Getreidekorn bei Apolliniſchen Inſignien.
S. Hephaͤſtia, Abdera.
2 Pauſ. 1, 24, 8. Str. 13, 613. —
Zoſim. 1, 57.
3 σμίνθοι ἀϱουϱαῖοι, Aeſchyl. bei Aelian H.
A.
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4 Str. 13, 604. Schol. Il. 1, 89. vgl. Aelian.
a. O. Tzetz. Lyk. V. 1302. Auf der Hand traͤgt Ap. die Maus auf
einer Muͤnze Hadrians von Alex. Troas, Mionn. 2. p. 644. Das
Vaſengemaͤlde Tiſchb. 2, 17. bezieht ſich wohl auf die heiligen Maͤuſe
eines Smintheions, von denen Heraklid. Pont. bei Str. — Nach
Pollux 9, 6, 84. hatten die Argeier eine Maus auf den Muͤnzen
(als Inſigne Apolls); Eckhel hat keine der Art, aber das Kabinet
Payne Knights eine ſehr kleine alte Goldmuͤnze mit dem Typus.
In Allier de Hauteroche’s Cabinet zeigt ein Nicolo transparent den
auf einer Kithar ſitzenden Raben des Apoll, der im Schnabel eine
Maus beim Schwanze haͤlt.
5 Str. 13, 613.
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[285/0315] dene Aehren als Tribut geſandt wurden: ſo fuͤhrt uns dies allerdings auf den Begriff eines Schuͤtzers des Ackerbaues 1. Auf den Muͤnzen von Metapont ſehen wir dieſe Aehre ſehr haͤufig zuſammen mit einer Heu- ſchrecke, bisweilen mit einer Maus, die beide auf dem Nebenblatte wie herankriechend erſcheinen. Fuͤr beide iſt dieſelbe Deutung anzuwenden. Sowohl Maus als Heuſchrecke — denn an die ſangreiche Cicade iſt dabei nicht zu denken — ſind dem Korne ſchaͤdliche Thiere, um deren Abwehrung und Verminderung der Gott ge- beten wird. Die letztere vertrieb er nach Sage und Glauben aus Attika und aus Seleukia in Kilikien 2, er hieß davon bei den Aeolern Πορνόπιος, die ſogar darnach einen Monat Πορνοπίων nannten. Gleicher- weiſe war der Kretiſche Apollon Smintheios ohne Zweifel ein Vertilger der Feldmaͤuſe (σμίνθοι) 3, wie ihn denn auch ſein Standbild den Fuß auf eine Maus ſetzend zeigte 4; auch vor dieſen ſchuͤtzt er die frucht- ſtrotzende Kornaͤhre. Noch mehr: in Rhodos hieß er Ἐρυϑίβιος, der Abwender des Kornbrandes 5, in wel- 1 Ap. mit einem Aehrenkranze um den Kopf bei Lippert Daktyliothek 1. S. 62. N. 145. — Bisweilen findet ſich auf Muͤnzen auch nur ein Getreidekorn bei Apolliniſchen Inſignien. S. Hephaͤſtia, Abdera. 2 Pauſ. 1, 24, 8. Str. 13, 613. — Zoſim. 1, 57. 3 σμίνθοι ἀϱουϱαῖοι, Aeſchyl. bei Aelian H. A. 12, 15. 4 Str. 13, 604. Schol. Il. 1, 89. vgl. Aelian. a. O. Tzetz. Lyk. V. 1302. Auf der Hand traͤgt Ap. die Maus auf einer Muͤnze Hadrians von Alex. Troas, Mionn. 2. p. 644. Das Vaſengemaͤlde Tiſchb. 2, 17. bezieht ſich wohl auf die heiligen Maͤuſe eines Smintheions, von denen Heraklid. Pont. bei Str. — Nach Pollux 9, 6, 84. hatten die Argeier eine Maus auf den Muͤnzen (als Inſigne Apolls); Eckhel hat keine der Art, aber das Kabinet Payne Knights eine ſehr kleine alte Goldmuͤnze mit dem Typus. In Allier de Hauteroche’s Cabinet zeigt ein Nicolo transparent den auf einer Kithar ſitzenden Raben des Apoll, der im Schnabel eine Maus beim Schwanze haͤlt. 5 Str. 13, 613.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/315>, abgerufen am 18.12.2024.