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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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so habe ich in den goldenen Dreifüßen, welche die The-
bageneis in den Ismenischen Apollotempel zu bestimm-
ter Zeit bringen mußten, ein ähnliches Verhältniß ver-
muthet 1. Die Delphischen Knechte konnten auf ver-
schiedene Weise erworben werden, durch Schenkung einer
Stadt oder eines Einzelnen, oder durch eigene Ueber-
gabe, oder durch Verkauf 2; das letzte war in älte-
rer Zeit wohl selten. Es giebt noch jetzt eine bedeu-
tende Anzahl von Delphischen Urkunden, in welchen
Privatleute ihre Sklaven, denen sie wohlthun wollen,
dem Gott schenken, oder verkaufen 3. Das Verhält-
niß dieser Frohne entspricht dem der Dorischen Leibei-
genschaft; obwohl vermuthlich gemildert: da bei den
heiligen Knechten es stets besonders hervorgehoben wird,
daß sie unverletzlich und sicher leben unter dem Schutze
des Gottes, obgleich sie wenigstens früher unbedingt
von dem Rathe des Tempels abhängen mochten. In
älterer Zeit war ein großer Theil dieser Unterthanen
Kriegsbeute. Es ist aus alten Thebaiden geschöpft,
wenn Manto Teiresias Tochter nach dem Epigonenkrieg
dem Pythischen Gott als Beuteantheil (akrothinion)
zugeschickt wird 4: eine Person steht nach mythischer

B. Doulon polis, wo gleich dabei von ierodoulois die Re-
de ist.
1 Bd. 1. S. 397. Auch der Apollon Nesiotes zu Chalia in
Böotien hatte Hierodulen. Marm. Oxon. 29, 2. -- Eben so sind
die Delischen Ekatebeletao therapnai (Hymn. V. 157.) derglei-
chen, wie der Chor der Phönissen. Beim Didymäon (Inschr. in
Walpole Trav. p. 582.) kommen vor: oi peri to manteion pan-
tes kai oi to ieron katoikountes kai oi proskhoroi. Knaben als
Beute hingesandt, Konon 44.
2 Eurip. Jon 322. anathema poleos e tinos pratheis upo.
1299. ieron to soma to theo didom' ekhein.
3 Böckh bei Hirt über die Hierodulen S. 48.
4 Diodor
4, 66. Paus. 7, 3, 1. vgl. K. 2. §. 7.

ſo habe ich in den goldenen Dreifuͤßen, welche die The-
bageneis in den Iſmeniſchen Apollotempel zu beſtimm-
ter Zeit bringen mußten, ein aͤhnliches Verhaͤltniß ver-
muthet 1. Die Delphiſchen Knechte konnten auf ver-
ſchiedene Weiſe erworben werden, durch Schenkung einer
Stadt oder eines Einzelnen, oder durch eigene Ueber-
gabe, oder durch Verkauf 2; das letzte war in aͤlte-
rer Zeit wohl ſelten. Es giebt noch jetzt eine bedeu-
tende Anzahl von Delphiſchen Urkunden, in welchen
Privatleute ihre Sklaven, denen ſie wohlthun wollen,
dem Gott ſchenken, oder verkaufen 3. Das Verhaͤlt-
niß dieſer Frohne entſpricht dem der Doriſchen Leibei-
genſchaft; obwohl vermuthlich gemildert: da bei den
heiligen Knechten es ſtets beſonders hervorgehoben wird,
daß ſie unverletzlich und ſicher leben unter dem Schutze
des Gottes, obgleich ſie wenigſtens fruͤher unbedingt
von dem Rathe des Tempels abhaͤngen mochten. In
aͤlterer Zeit war ein großer Theil dieſer Unterthanen
Kriegsbeute. Es iſt aus alten Thebaiden geſchoͤpft,
wenn Manto Teireſias Tochter nach dem Epigonenkrieg
dem Pythiſchen Gott als Beuteantheil (ἀκροϑίνιον)
zugeſchickt wird 4: eine Perſon ſteht nach mythiſcher

B. Δοὐλων πόλις, wo gleich dabei von ἱεϱοδούλοις die Re-
de iſt.
1 Bd. 1. S. 397. Auch der Apollon Neſiotes zu Chalia in
Boͤotien hatte Hierodulen. Marm. Oxon. 29, 2. — Eben ſo ſind
die Deliſchen Ἑκατηβελέταο ϑεϱάπναι (Hymn. V. 157.) derglei-
chen, wie der Chor der Phoͤniſſen. Beim Didymaͤon (Inſchr. in
Walpole Trav. p. 582.) kommen vor: οἱ πεϱι το μαντειον παν-
τες και οἱ το ἱεϱον κατοικουντες και οἱ πϱοσχωϱοι. Knaben als
Beute hingeſandt, Konon 44.
2 Eurip. Jon 322. ἀνάϑημα πόλεως ἢ τινὸς πϱαϑεὶς ὕπο.
1299. ἱεϱὸν τὸ σῶμα τῷ ϑεῷ δίδωμ᾽ ἔχειν.
3 Boͤckh bei Hirt uͤber die Hierodulen S. 48.
4 Diodor
4, 66. Pauſ. 7, 3, 1. vgl. K. 2. §. 7.
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[256/0286] ſo habe ich in den goldenen Dreifuͤßen, welche die The- bageneis in den Iſmeniſchen Apollotempel zu beſtimm- ter Zeit bringen mußten, ein aͤhnliches Verhaͤltniß ver- muthet 1. Die Delphiſchen Knechte konnten auf ver- ſchiedene Weiſe erworben werden, durch Schenkung einer Stadt oder eines Einzelnen, oder durch eigene Ueber- gabe, oder durch Verkauf 2; das letzte war in aͤlte- rer Zeit wohl ſelten. Es giebt noch jetzt eine bedeu- tende Anzahl von Delphiſchen Urkunden, in welchen Privatleute ihre Sklaven, denen ſie wohlthun wollen, dem Gott ſchenken, oder verkaufen 3. Das Verhaͤlt- niß dieſer Frohne entſpricht dem der Doriſchen Leibei- genſchaft; obwohl vermuthlich gemildert: da bei den heiligen Knechten es ſtets beſonders hervorgehoben wird, daß ſie unverletzlich und ſicher leben unter dem Schutze des Gottes, obgleich ſie wenigſtens fruͤher unbedingt von dem Rathe des Tempels abhaͤngen mochten. In aͤlterer Zeit war ein großer Theil dieſer Unterthanen Kriegsbeute. Es iſt aus alten Thebaiden geſchoͤpft, wenn Manto Teireſias Tochter nach dem Epigonenkrieg dem Pythiſchen Gott als Beuteantheil (ἀκροϑίνιον) zugeſchickt wird 4: eine Perſon ſteht nach mythiſcher 4 1 Bd. 1. S. 397. Auch der Apollon Neſiotes zu Chalia in Boͤotien hatte Hierodulen. Marm. Oxon. 29, 2. — Eben ſo ſind die Deliſchen Ἑκατηβελέταο ϑεϱάπναι (Hymn. V. 157.) derglei- chen, wie der Chor der Phoͤniſſen. Beim Didymaͤon (Inſchr. in Walpole Trav. p. 582.) kommen vor: οἱ πεϱι το μαντειον παν- τες και οἱ το ἱεϱον κατοικουντες και οἱ πϱοσχωϱοι. Knaben als Beute hingeſandt, Konon 44. 2 Eurip. Jon 322. ἀνάϑημα πόλεως ἢ τινὸς πϱαϑεὶς ὕπο. 1299. ἱεϱὸν τὸ σῶμα τῷ ϑεῷ δίδωμ᾽ ἔχειν. 3 Boͤckh bei Hirt uͤber die Hierodulen S. 48. 4 Diodor 4, 66. Pauſ. 7, 3, 1. vgl. K. 2. §. 7. 4 B. Δοὐλων πόλις, wo gleich dabei von ἱεϱοδούλοις die Re- de iſt.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/286>, abgerufen am 24.11.2024.