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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Olympische Heiligthum auch zu dem ihrigen gemacht,
und Iphitos der Aetoler und Lykurgos der Dorer die
Wettkämpfe erneuert oder zu größerem Ansehn gebracht
hatten: seit dieser Zeit tritt Apollon neben Zeus, und
kämpft selbst mit in den Bahnen von Olympia. Ja
da der Olympische Gottesfrieden mit einheimischem
Namen Therma hieß 1, so erhielt Apollon als Schutz
und Hort desselben den Beinamen Thermios, und
wurde als solcher im Haine Altis verehrt 2. Jetzt
holt auch Herakles, dessen früher in Elis ganz unbe-
kannte Verehrung erst jener Iphitos einführte 3, den
wilden Oelbaum von den Hyperboreern nach dem Al-
pheios, und bepflanzt damit den heiligen Altis 4.
Durch die, überhaupt bedeutende, Einwirkung des
Delphischen Orakels auf die Olympischen Spiele ge-
schah es auch, daß deren Feier nach der Pythischen
Ennaeteris geregelt wurde, wie Böckh kürzlich erwie-
sen hat 5. Denn da der ganze achtjährige Eniautos
aus 99 Mondenmonaten besteht, nach deren Verlauf
Mond und Sonne wieder ziemlich in dasselbe Verhält-

1 Hesych (von tharros).
2 Paus. 5, 15, 4. -- ton
men de para Eleiois Thermion kai auto moi paristato eika-
zein, os kata Ltthida glossan eie Thermion. Ob. spondeios oder
ekekheirios hier gestanden? Auch der Ort der Panätolien, Therma,
hat von diesem, wahrscheinlich Aetolisch-Eleischen, Worte den Namen.
Ap. daselbst, Pol. 11, 4, 2.
3 P. 4, 4, 4.
4 Ob erst dadurch die
Verbindung mit Kreta entstand, auf die sich der Name des Idaion
antron bei Olympia (Pind. O. 5, 42. Demetr. neon diakosmo in
den Schol. Böckh zu den Schol. und Explic. p. 150.) und die
Sage bezieht, daß Klymenos, ein Nachkomme des Idäischen He-
rakles, bald nach der Deukal. Fluth nach Pisa gekommen sei und
dort Tempel gegründet habe, Paus. 5, 8, 1. 6, 21, 5. 5, 14, 6.
5 Zu Ol. 3, 18. p. 138. Expl. Nicht ganz so genau wie der
Schol. P. O. 3, 39. spricht Tzetz. Lykophr. 41. -- Vgl. auch
Wurm de ponderum etc. §. 90. p. 174.

Olympiſche Heiligthum auch zu dem ihrigen gemacht,
und Iphitos der Aetoler und Lykurgos der Dorer die
Wettkaͤmpfe erneuert oder zu groͤßerem Anſehn gebracht
hatten: ſeit dieſer Zeit tritt Apollon neben Zeus, und
kaͤmpft ſelbſt mit in den Bahnen von Olympia. Ja
da der Olympiſche Gottesfrieden mit einheimiſchem
Namen Therma hieß 1, ſo erhielt Apollon als Schutz
und Hort deſſelben den Beinamen Thermios, und
wurde als ſolcher im Haine Altis verehrt 2. Jetzt
holt auch Herakles, deſſen fruͤher in Elis ganz unbe-
kannte Verehrung erſt jener Iphitos einfuͤhrte 3, den
wilden Oelbaum von den Hyperboreern nach dem Al-
pheios, und bepflanzt damit den heiligen Altis 4.
Durch die, uͤberhaupt bedeutende, Einwirkung des
Delphiſchen Orakels auf die Olympiſchen Spiele ge-
ſchah es auch, daß deren Feier nach der Pythiſchen
Ennaeteris geregelt wurde, wie Boͤckh kuͤrzlich erwie-
ſen hat 5. Denn da der ganze achtjaͤhrige Eniautos
aus 99 Mondenmonaten beſteht, nach deren Verlauf
Mond und Sonne wieder ziemlich in daſſelbe Verhaͤlt-

1 Heſych (von ϑάϱ̕ϱ̔ος).
2 Pauſ. 5, 15, 4. — τὸν
μὲν δὴ παϱὰ Ἠλεἰοις Θέϱμιον καὶ αὐτῶ μοι παϱίστατο εἰκά-
ζειν, ὡς κατὰ Λτϑίδα γλῶσσαν εἴη Θέϱμιον. Ob. σπονδεῖος oder
ἐκεχείϱιος hier geſtanden? Auch der Ort der Panaͤtolien, Therma,
hat von dieſem, wahrſcheinlich Aetoliſch-Eleiſchen, Worte den Namen.
Ap. daſelbſt, Pol. 11, 4, 2.
3 P. 4, 4, 4.
4 Ob erſt dadurch die
Verbindung mit Kreta entſtand, auf die ſich der Name des Ἰδαῖον
ἄντϱον bei Olympia (Pind. O. 5, 42. Demetr. νεῶν διακόσμῳ in
den Schol. Boͤckh zu den Schol. und Explic. p. 150.) und die
Sage bezieht, daß Klymenos, ein Nachkomme des Idaͤiſchen He-
rakles, bald nach der Deukal. Fluth nach Piſa gekommen ſei und
dort Tempel gegruͤndet habe, Pauſ. 5, 8, 1. 6, 21, 5. 5, 14, 6.
5 Zu Ol. 3, 18. p. 138. Expl. Nicht ganz ſo genau wie der
Schol. P. O. 3, 39. ſpricht Tzetz. Lykophr. 41. — Vgl. auch
Wurm de ponderum etc. §. 90. p. 174.
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[252/0282] Olympiſche Heiligthum auch zu dem ihrigen gemacht, und Iphitos der Aetoler und Lykurgos der Dorer die Wettkaͤmpfe erneuert oder zu groͤßerem Anſehn gebracht hatten: ſeit dieſer Zeit tritt Apollon neben Zeus, und kaͤmpft ſelbſt mit in den Bahnen von Olympia. Ja da der Olympiſche Gottesfrieden mit einheimiſchem Namen Therma hieß 1, ſo erhielt Apollon als Schutz und Hort deſſelben den Beinamen Thermios, und wurde als ſolcher im Haine Altis verehrt 2. Jetzt holt auch Herakles, deſſen fruͤher in Elis ganz unbe- kannte Verehrung erſt jener Iphitos einfuͤhrte 3, den wilden Oelbaum von den Hyperboreern nach dem Al- pheios, und bepflanzt damit den heiligen Altis 4. Durch die, uͤberhaupt bedeutende, Einwirkung des Delphiſchen Orakels auf die Olympiſchen Spiele ge- ſchah es auch, daß deren Feier nach der Pythiſchen Ennaeteris geregelt wurde, wie Boͤckh kuͤrzlich erwie- ſen hat 5. Denn da der ganze achtjaͤhrige Eniautos aus 99 Mondenmonaten beſteht, nach deren Verlauf Mond und Sonne wieder ziemlich in daſſelbe Verhaͤlt- 1 Heſych (von ϑάϱ̕ϱ̔ος). 2 Pauſ. 5, 15, 4. — τὸν μὲν δὴ παϱὰ Ἠλεἰοις Θέϱμιον καὶ αὐτῶ μοι παϱίστατο εἰκά- ζειν, ὡς κατὰ Λτϑίδα γλῶσσαν εἴη Θέϱμιον. Ob. σπονδεῖος oder ἐκεχείϱιος hier geſtanden? Auch der Ort der Panaͤtolien, Therma, hat von dieſem, wahrſcheinlich Aetoliſch-Eleiſchen, Worte den Namen. Ap. daſelbſt, Pol. 11, 4, 2. 3 P. 4, 4, 4. 4 Ob erſt dadurch die Verbindung mit Kreta entſtand, auf die ſich der Name des Ἰδαῖον ἄντϱον bei Olympia (Pind. O. 5, 42. Demetr. νεῶν διακόσμῳ in den Schol. Boͤckh zu den Schol. und Explic. p. 150.) und die Sage bezieht, daß Klymenos, ein Nachkomme des Idaͤiſchen He- rakles, bald nach der Deukal. Fluth nach Piſa gekommen ſei und dort Tempel gegruͤndet habe, Pauſ. 5, 8, 1. 6, 21, 5. 5, 14, 6. 5 Zu Ol. 3, 18. p. 138. Expl. Nicht ganz ſo genau wie der Schol. P. O. 3, 39. ſpricht Tzetz. Lykophr. 41. — Vgl. auch Wurm de ponderum etc. §. 90. p. 174.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/282>, abgerufen am 24.11.2024.