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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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gelegenen und weit sichtbaren Punkte des Gebirges
Parnes1, Harma genannt, drei Monate hindurch in
jedem neun Nächte, und nur wenn die erwünschten
Blitze glückverheißend über die Höhe herüberleuchteten,
durfte die Gesandtschaft den Pythischen Weg antreten.
Dieser Weg geht von Athen aus bei dem Korydalos
vorbei, an welchem auch ein Tempel Apollons lag2,
durch die Eleusinische Ebene auf Denoe, von da durch
den Paß von Dryoskephalä nach Böotien, wo er ent-
weder Thespiä oder Theben, dann Lebadeia und Chä-
roneia berührte, und sich weiter über Panopeus und
Daulis durch die Bergschlucht zwischen Parnaß und
Kirphis nach Delphi hinzog -- eine Gebirgstraße, wel-
che die Athener selbst gebahnt und gebaut zu haben
behaupteten4. Es war dies auch die heilige Straße
für die Peloponnesier, wenn man den Theil derselben
ausnimmt, welcher Attika durchschneidet3.

Noch ist aber eine Merkwürdigkeit von Oenoe un-
erwähnt geblieben, welche uns zugleich auf eine wun-
derbare Weise zum Verständniß der so verschlungenen
Fabel von Theseus Fahrt nach Kreta helfen wird.
In Oenoe war nämlich auch ein Grab des Androgeos,
des Sohnes von Minos, den die Einheimischen getöd-
tet hatten, als er hier auf dem Pythischen Wege ein-

1 Strabon 9, 404. Steph. Byz. Arma, Eustath. Il. 2,
499. Hesych astraptei. Prov. otan di `'Armatos.
2 Paus.
Dodwell 2. S. 170.
4 Dadurch erklärt sich Herodot 6, 34. iontes
de oi Dologkoi ten iren odon dia Phokeon te kai Boioton
eisan. kai spheas os oudeis ekalee, ekt rapontai ep Athe-
neon
.
3 S. Aeschyl. Eum. 12. pempousi dau-
ton kai sebizousin mega keleuthopoioi paides Ephaistoe. vgl.
Ephoros bei Str. 9, 422 d. Aristid. Panath. Th. 1. S. 329. Vgl. Bd. 1.
S. 36. 188.
II. 16

gelegenen und weit ſichtbaren Punkte des Gebirges
Parnes1, Harma genannt, drei Monate hindurch in
jedem neun Naͤchte, und nur wenn die erwuͤnſchten
Blitze gluͤckverheißend uͤber die Hoͤhe heruͤberleuchteten,
durfte die Geſandtſchaft den Pythiſchen Weg antreten.
Dieſer Weg geht von Athen aus bei dem Korydalos
vorbei, an welchem auch ein Tempel Apollons lag2,
durch die Eleuſiniſche Ebene auf Denoë, von da durch
den Paß von Dryoskephalaͤ nach Boͤotien, wo er ent-
weder Theſpiaͤ oder Theben, dann Lebadeia und Chaͤ-
roneia beruͤhrte, und ſich weiter uͤber Panopeus und
Daulis durch die Bergſchlucht zwiſchen Parnaß und
Kirphis nach Delphi hinzog — eine Gebirgſtraße, wel-
che die Athener ſelbſt gebahnt und gebaut zu haben
behaupteten4. Es war dies auch die heilige Straße
fuͤr die Peloponneſier, wenn man den Theil derſelben
ausnimmt, welcher Attika durchſchneidet3.

Noch iſt aber eine Merkwuͤrdigkeit von Oenoë un-
erwaͤhnt geblieben, welche uns zugleich auf eine wun-
derbare Weiſe zum Verſtaͤndniß der ſo verſchlungenen
Fabel von Theſeus Fahrt nach Kreta helfen wird.
In Oenoë war naͤmlich auch ein Grab des Androgeos,
des Sohnes von Minos, den die Einheimiſchen getoͤd-
tet hatten, als er hier auf dem Pythiſchen Wege ein-

1 Strabon 9, 404. Steph. Byz. Ἅϱμα, Euſtath. Il. 2,
499. Heſych ἀστϱάπτει. Prov. ὅταν δἰ ῞Αϱματος.
2 Pauſ.
Dodwell 2. S. 170.
4 Dadurch erklaͤrt ſich Herodot 6, 34. ἰόντες
δὲ οἱ Δόλογκοι τὴν ἱϱὴν ὁδὸν διὰ Φωκέων τε καὶ Βοιωτῶν
ἤϊσαν. καί σφεας ὡς οὐδεὶς ἐκάλεε, ἐκτ ϱάπονται ἐπ̛ Ἀϑη-
νέων
.
3 S. Aeſchyl. Eum. 12. πέμπουσι δ̛αὐ-
τὸν καὶ σεβίζουσιν μέγα κελευθοποιοὶ παῖδες Ἡφαίστοε. vgl.
Ephoros bei Str. 9, 422 d. Ariſtid. Panath. Th. 1. S. 329. Vgl. Bd. 1.
S. 36. 188.
II. 16
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[241/0271] gelegenen und weit ſichtbaren Punkte des Gebirges Parnes 1, Harma genannt, drei Monate hindurch in jedem neun Naͤchte, und nur wenn die erwuͤnſchten Blitze gluͤckverheißend uͤber die Hoͤhe heruͤberleuchteten, durfte die Geſandtſchaft den Pythiſchen Weg antreten. Dieſer Weg geht von Athen aus bei dem Korydalos vorbei, an welchem auch ein Tempel Apollons lag 2, durch die Eleuſiniſche Ebene auf Denoë, von da durch den Paß von Dryoskephalaͤ nach Boͤotien, wo er ent- weder Theſpiaͤ oder Theben, dann Lebadeia und Chaͤ- roneia beruͤhrte, und ſich weiter uͤber Panopeus und Daulis durch die Bergſchlucht zwiſchen Parnaß und Kirphis nach Delphi hinzog — eine Gebirgſtraße, wel- che die Athener ſelbſt gebahnt und gebaut zu haben behaupteten 4. Es war dies auch die heilige Straße fuͤr die Peloponneſier, wenn man den Theil derſelben ausnimmt, welcher Attika durchſchneidet 3. Noch iſt aber eine Merkwuͤrdigkeit von Oenoë un- erwaͤhnt geblieben, welche uns zugleich auf eine wun- derbare Weiſe zum Verſtaͤndniß der ſo verſchlungenen Fabel von Theſeus Fahrt nach Kreta helfen wird. In Oenoë war naͤmlich auch ein Grab des Androgeos, des Sohnes von Minos, den die Einheimiſchen getoͤd- tet hatten, als er hier auf dem Pythiſchen Wege ein- 1 Strabon 9, 404. Steph. Byz. Ἅϱμα, Euſtath. Il. 2, 499. Heſych ἀστϱάπτει. Prov. ὅταν δἰ ῞Αϱματος. 2 Pauſ. Dodwell 2. S. 170. 4 Dadurch erklaͤrt ſich Herodot 6, 34. ἰόντες δὲ οἱ Δόλογκοι τὴν ἱϱὴν ὁδὸν διὰ Φωκέων τε καὶ Βοιωτῶν ἤϊσαν. καί σφεας ὡς οὐδεὶς ἐκάλεε, ἐκτ ϱάπονται ἐπ̛ Ἀϑη- νέων. 3 S. Aeſchyl. Eum. 12. πέμπουσι δ̛αὐ- τὸν καὶ σεβίζουσιν μέγα κελευθοποιοὶ παῖδες Ἡφαίστοε. vgl. Ephoros bei Str. 9, 422 d. Ariſtid. Panath. Th. 1. S. 329. Vgl. Bd. 1. S. 36. 188. II. 16

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/271>, abgerufen am 28.11.2024.