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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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rief 1. Den Ruhm und Glanz dieses in Asien hoch-
geehrten Tempels verkünden noch die Ruinen. Vom
Tempelorte zum Hafen 2, der den Namen Panormos
nicht ohne Grund führte, geht eine breite Straße, ein
heiliger Weg, auf beiden Seiten mit mehr als sechzig
Statuen sehr alten Styls geschmückt, unter denen ein
ganz Aegyptischer Löwe für ein Denkmal der Verbin-
dung des Königs Necho mit dem Orakel gelten kann 3.
Die Jonier von Milet aber, wie dieser Stamm über-
haupt gern sich Apollinische Institute aneignete, erkann-
ten den Branchidischen Gott als den vorzüglichsten ih-
rer Stadt an, und führten ihn so auch mit Vorliebe
in ihre unzähligen Colonien, von Naukratis 4 bis nach
Kyzikos 5, Parion 6, Apollonia Pontike 7, und dem
entfernten Taurien, wo die Inschriften und Münzen
einstimmend ihn als Vorsteher (prostates) darstellen 8;
wenn man auch auf dem Monument der Königin Ko-
mosarya die, wie es scheint, Syrischen Götternamen,
Anerges und Astara, die leicht durch Kappadokien
herüberkommen konnten, nicht mit einem französischen

1 Klem. Strom. 5, 8.
2 S. über diesen d'Orville ad
Chariton. p.
349. und Qu. Smyrn. 1, 283.
3 S. Herod.
2, 159.
4 Pythios und Komäos, Athen. 4, 149 e. Ammian
Marc. 23, 6.
5 Schol. Apoll. 1, 966. Daher Weihgeschenke der Kyzik.
im Didymäon. Chishull. A. As. p. 67. Als Ekbasios hat er
auf Münzen den Fuß auf einem Fische.
6 Eine Münze von
Parion bei Mr. Allier de Hauteroche zeigt die Bildsäule des Got-
tes am Meere, Umschr. APOALONOS AKTAIOU PARIA-
NON, übereinstimmend mit Str. 13, 588.
7 Str. 7. 319 b.
-- Auch Apollon Eoos auf der Insel Thynias (Apollonia, Daphnu-
sa) Apoll. Rh. 2, 686. Schol. Plin. 6, 12. ist wohl Milesisch;
eben so Philesios zu Trapezus am P. Euxin. Arrian. Peripl. S. 2.
8 Zusammen bei Raoul-Rochette Antiquites Grecques du Bos-
phore Cimerien. pl.
5. 7. 8.
II. 15

rief 1. Den Ruhm und Glanz dieſes in Aſien hoch-
geehrten Tempels verkuͤnden noch die Ruinen. Vom
Tempelorte zum Hafen 2, der den Namen Panormos
nicht ohne Grund fuͤhrte, geht eine breite Straße, ein
heiliger Weg, auf beiden Seiten mit mehr als ſechzig
Statuen ſehr alten Styls geſchmuͤckt, unter denen ein
ganz Aegyptiſcher Loͤwe fuͤr ein Denkmal der Verbin-
dung des Koͤnigs Necho mit dem Orakel gelten kann 3.
Die Jonier von Milet aber, wie dieſer Stamm uͤber-
haupt gern ſich Apolliniſche Inſtitute aneignete, erkann-
ten den Branchidiſchen Gott als den vorzuͤglichſten ih-
rer Stadt an, und fuͤhrten ihn ſo auch mit Vorliebe
in ihre unzaͤhligen Colonien, von Naukratis 4 bis nach
Kyzikos 5, Parion 6, Apollonia Pontike 7, und dem
entfernten Taurien, wo die Inſchriften und Muͤnzen
einſtimmend ihn als Vorſteher (προστάτης) darſtellen 8;
wenn man auch auf dem Monument der Koͤnigin Ko-
moſarya die, wie es ſcheint, Syriſchen Goͤtternamen,
Anerges und Aſtara, die leicht durch Kappadokien
heruͤberkommen konnten, nicht mit einem franzoͤſiſchen

1 Klem. Strom. 5, 8.
2 S. uͤber dieſen d’Orville ad
Chariton. p.
349. und Qu. Smyrn. 1, 283.
3 S. Herod.
2, 159.
4 Pythios und Komaͤos, Athen. 4, 149 e. Ammian
Marc. 23, 6.
5 Schol. Apoll. 1, 966. Daher Weihgeſchenke der Kyzik.
im Didymaͤon. Chishull. A. As. p. 67. Als Ekbaſios hat er
auf Muͤnzen den Fuß auf einem Fiſche.
6 Eine Muͤnze von
Parion bei Mr. Allier de Hauteroche zeigt die Bildſaͤule des Got-
tes am Meere, Umſchr. ΑΠΟΑΛΩΝΟΣ ΑΚΤΑΙΟϒ ΠΑΡΙΑ-
ΝΩΝ, uͤbereinſtimmend mit Str. 13, 588.
7 Str. 7. 319 b.
— Auch Apollon Eoos auf der Inſel Thynias (Apollonia, Daphnu-
ſa) Apoll. Rh. 2, 686. Schol. Plin. 6, 12. iſt wohl Mileſiſch;
eben ſo Φιλήσιος zu Trapezus am P. Euxin. Arrian. Peripl. S. 2.
8 Zuſammen bei Raoul-Rochette Antiquités Grecques du Bos-
phore Cimérien. pl.
5. 7. 8.
II. 15
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[225/0255] rief 1. Den Ruhm und Glanz dieſes in Aſien hoch- geehrten Tempels verkuͤnden noch die Ruinen. Vom Tempelorte zum Hafen 2, der den Namen Panormos nicht ohne Grund fuͤhrte, geht eine breite Straße, ein heiliger Weg, auf beiden Seiten mit mehr als ſechzig Statuen ſehr alten Styls geſchmuͤckt, unter denen ein ganz Aegyptiſcher Loͤwe fuͤr ein Denkmal der Verbin- dung des Koͤnigs Necho mit dem Orakel gelten kann 3. Die Jonier von Milet aber, wie dieſer Stamm uͤber- haupt gern ſich Apolliniſche Inſtitute aneignete, erkann- ten den Branchidiſchen Gott als den vorzuͤglichſten ih- rer Stadt an, und fuͤhrten ihn ſo auch mit Vorliebe in ihre unzaͤhligen Colonien, von Naukratis 4 bis nach Kyzikos 5, Parion 6, Apollonia Pontike 7, und dem entfernten Taurien, wo die Inſchriften und Muͤnzen einſtimmend ihn als Vorſteher (προστάτης) darſtellen 8; wenn man auch auf dem Monument der Koͤnigin Ko- moſarya die, wie es ſcheint, Syriſchen Goͤtternamen, Anerges und Aſtara, die leicht durch Kappadokien heruͤberkommen konnten, nicht mit einem franzoͤſiſchen 1 Klem. Strom. 5, 8. 2 S. uͤber dieſen d’Orville ad Chariton. p. 349. und Qu. Smyrn. 1, 283. 3 S. Herod. 2, 159. 4 Pythios und Komaͤos, Athen. 4, 149 e. Ammian Marc. 23, 6. 5 Schol. Apoll. 1, 966. Daher Weihgeſchenke der Kyzik. im Didymaͤon. Chishull. A. As. p. 67. Als Ekbaſios hat er auf Muͤnzen den Fuß auf einem Fiſche. 6 Eine Muͤnze von Parion bei Mr. Allier de Hauteroche zeigt die Bildſaͤule des Got- tes am Meere, Umſchr. ΑΠΟΑΛΩΝΟΣ ΑΚΤΑΙΟϒ ΠΑΡΙΑ- ΝΩΝ, uͤbereinſtimmend mit Str. 13, 588. 7 Str. 7. 319 b. — Auch Apollon Eoos auf der Inſel Thynias (Apollonia, Daphnu- ſa) Apoll. Rh. 2, 686. Schol. Plin. 6, 12. iſt wohl Mileſiſch; eben ſo Φιλήσιος zu Trapezus am P. Euxin. Arrian. Peripl. S. 2. 8 Zuſammen bei Raoul-Rochette Antiquités Grecques du Bos- phore Cimérien. pl. 5. 7. 8. II. 15

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/255>, abgerufen am 28.11.2024.