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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Ableitung aus dem Orient betrifft, die sich besonders
auf den Lykischen Wohnsitz des Cultus gründet: so
wird sich dieser selbst sehr bald als secundär und abge-
leitet ergeben. Wir fügen hinzu, daß auch bei den
halbgriechischen Völkerschaften der Leleger, Karer, Ae-
toler, der Phryger und Thraker die Verehrung dieses
Gottes nicht als ursprünglich-einheimisch nachgewie-
sen werden kann. Dasselbe behaupten wir von den
Italischen Völkern. Apollon kommt nirgends in alt-
etruskischer Religion vor; Rom wußte lange nichts von
ihm, bis die Sibyllinischen Orakel seinen Cultus nach-
zogen; da erhielt er einen Platz auf den Flaminischen
Wiesen, und der dort (im Jahr 324) gebaute Tempel
war noch zu Cicero's Zeiten der einzige in Rom 1. Ja,
daß ihn die Italier ganz als fremden Gott annahmen,
geht auch daraus hervor, daß sie ihn nicht, wie den grie-
chischen Zeus, Hermes u. s. w., mit einem einheimi-
schen Jupiter, Mercurius etc. verbanden, sondern ganz
für sich stehn ließen. Und so führen uns schon diese
negativen Behauptungen zur Position, daß Apollon
eine ächthellenische -- eine ursprünglich Dorische
Gottheit sei, zu deren näherem Erweis wir nun ver-

Paus. 8, 53, 1. Der Tempel des Ap. Epikurios zu Phigalia, am
Anfange des Peloponnesischen Krieges gebaut. 8, 41, 5. Der Py-
thios oder Parrhasios am Lykäon, 38, 6., (der T. Pythion Paus.
38, 6. Pution in einer Arkad. Inschrift bei Fourmont) ist wohl
eigentlich Aristäos. Ap. Kereatas in Aepytis bei Karnion wol aus
Messenien. 34, 3.
1 Liv. 3, 63. 4, 25, 29. Asconius in Orat. in toga cand.
S. 150. Cren. Die Sacra der Falisker auf Soracte sind, wie an-
dere dieser Stadt, halbgriechisch. Virg. 11, 785. Plin. H. N. 7, 2.
vgl. Spangenberg de rel. Lat. p. 38. Die Saliaren nannten
Apollo nicht. Arnob. adv. gent. 2, 73. Aplu auf Etruskischen Pa-
teren (Demster Etr. reg. tb. 3. 4. Gori 2. p. 93.) ist der Thessa-
lische Name.

Ableitung aus dem Orient betrifft, die ſich beſonders
auf den Lykiſchen Wohnſitz des Cultus gruͤndet: ſo
wird ſich dieſer ſelbſt ſehr bald als ſecundaͤr und abge-
leitet ergeben. Wir fuͤgen hinzu, daß auch bei den
halbgriechiſchen Voͤlkerſchaften der Leleger, Karer, Ae-
toler, der Phryger und Thraker die Verehrung dieſes
Gottes nicht als urſpruͤnglich-einheimiſch nachgewie-
ſen werden kann. Daſſelbe behaupten wir von den
Italiſchen Voͤlkern. Apollon kommt nirgends in alt-
etruskiſcher Religion vor; Rom wußte lange nichts von
ihm, bis die Sibylliniſchen Orakel ſeinen Cultus nach-
zogen; da erhielt er einen Platz auf den Flaminiſchen
Wieſen, und der dort (im Jahr 324) gebaute Tempel
war noch zu Cicero’s Zeiten der einzige in Rom 1. Ja,
daß ihn die Italier ganz als fremden Gott annahmen,
geht auch daraus hervor, daß ſie ihn nicht, wie den grie-
chiſchen Zeus, Hermes u. ſ. w., mit einem einheimi-
ſchen Jupiter, Mercurius etc. verbanden, ſondern ganz
fuͤr ſich ſtehn ließen. Und ſo fuͤhren uns ſchon dieſe
negativen Behauptungen zur Poſition, daß Apollon
eine aͤchthelleniſche — eine urſpruͤnglich Doriſche
Gottheit ſei, zu deren naͤherem Erweis wir nun ver-

Pauſ. 8, 53, 1. Der Tempel des Ap. Epikurios zu Phigalia, am
Anfange des Peloponneſiſchen Krieges gebaut. 8, 41, 5. Der Py-
thios oder Parrhaſios am Lykaͤon, 38, 6., (der T. Pythion Pauſ.
38, 6. Πύτιον in einer Arkad. Inſchrift bei Fourmont) iſt wohl
eigentlich Ariſtaͤos. Ap. Kereatas in Aepytis bei Karnion wol aus
Meſſenien. 34, 3.
1 Liv. 3, 63. 4, 25, 29. Asconius in Orat. in toga cand.
S. 150. Cren. Die Sacra der Falisker auf Soracte ſind, wie an-
dere dieſer Stadt, halbgriechiſch. Virg. 11, 785. Plin. H. N. 7, 2.
vgl. Spangenberg de rel. Lat. p. 38. Die Saliaren nannten
Apollo nicht. Arnob. adv. gent. 2, 73. Aplu auf Etruskiſchen Pa-
teren (Demſter Etr. reg. tb. 3. 4. Gori 2. p. 93.) iſt der Theſſa-
liſche Name.
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[201/0231] Ableitung aus dem Orient betrifft, die ſich beſonders auf den Lykiſchen Wohnſitz des Cultus gruͤndet: ſo wird ſich dieſer ſelbſt ſehr bald als ſecundaͤr und abge- leitet ergeben. Wir fuͤgen hinzu, daß auch bei den halbgriechiſchen Voͤlkerſchaften der Leleger, Karer, Ae- toler, der Phryger und Thraker die Verehrung dieſes Gottes nicht als urſpruͤnglich-einheimiſch nachgewie- ſen werden kann. Daſſelbe behaupten wir von den Italiſchen Voͤlkern. Apollon kommt nirgends in alt- etruskiſcher Religion vor; Rom wußte lange nichts von ihm, bis die Sibylliniſchen Orakel ſeinen Cultus nach- zogen; da erhielt er einen Platz auf den Flaminiſchen Wieſen, und der dort (im Jahr 324) gebaute Tempel war noch zu Cicero’s Zeiten der einzige in Rom 1. Ja, daß ihn die Italier ganz als fremden Gott annahmen, geht auch daraus hervor, daß ſie ihn nicht, wie den grie- chiſchen Zeus, Hermes u. ſ. w., mit einem einheimi- ſchen Jupiter, Mercurius etc. verbanden, ſondern ganz fuͤr ſich ſtehn ließen. Und ſo fuͤhren uns ſchon dieſe negativen Behauptungen zur Poſition, daß Apollon eine aͤchthelleniſche — eine urſpruͤnglich Doriſche Gottheit ſei, zu deren naͤherem Erweis wir nun ver- 2 1 Liv. 3, 63. 4, 25, 29. Asconius in Orat. in toga cand. S. 150. Cren. Die Sacra der Falisker auf Soracte ſind, wie an- dere dieſer Stadt, halbgriechiſch. Virg. 11, 785. Plin. H. N. 7, 2. vgl. Spangenberg de rel. Lat. p. 38. Die Saliaren nannten Apollo nicht. Arnob. adv. gent. 2, 73. Aplu auf Etruskiſchen Pa- teren (Demſter Etr. reg. tb. 3. 4. Gori 2. p. 93.) iſt der Theſſa- liſche Name. 2 Pauſ. 8, 53, 1. Der Tempel des Ap. Epikurios zu Phigalia, am Anfange des Peloponneſiſchen Krieges gebaut. 8, 41, 5. Der Py- thios oder Parrhaſios am Lykaͤon, 38, 6., (der T. Pythion Pauſ. 38, 6. Πύτιον in einer Arkad. Inſchrift bei Fourmont) iſt wohl eigentlich Ariſtaͤos. Ap. Kereatas in Aepytis bei Karnion wol aus Meſſenien. 34, 3.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/231>, abgerufen am 26.11.2024.