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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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einzelnen Ausnahmen sind fast nur scheinbar 1; auch
als die Athener Sicilien angriffen, standen hier alle
Dorischen Städte gegen sie 2. Bei Athen sind alle
Jonier, Europa's, der Inseln, Asiens, zwar nicht
eben freiwillig, aber auch nicht widerspenstig. -- Die
Uebereinstimmung der freien Griechen ge-
gen den kekken Willen einer Stadt
. Beim
Anfange des Kriegs hatte Sparta die allgemeine Stim-
me für sich 3, (deren Mund auch der Delphische Gott
war, als er ihm seinen Beistand verhieß 4), auch
zwang es keine Stadt zur Theilnahme. Athens Bun-
desgenossen, vormals sämmtlich Persische Unterthanen,
waren an Folgeleistung gewöhnt, und jetzt dazu ge-
zwungen; die Volksversammlung der Pnyx war der
einzige Willen in einer so umfassenden Verbindung. --
Die Landmacht gegen die Seemacht. Denn
im Hoplitenkampf mochte der Peloponnes nach Perikles
Rede das ganze übrige Griechenland bestehen, und Athen
wich ihm darin mit ungemeiner Vorsicht aus. Die
Flotte der Peloponnesier dagegen war im Anfange des
Krieges sehr unbedeutend 5. So dauerte es lange,
ehe die Schläge der Partheien nur auf einander fielen.
Das Land war der Zusammenhang der einen, die See
die Straße des andern, daher die Freunde Athens
auch sogleich Hafenmauern (makra teikhe) bauen muß-
ten, wie Megara vor, und Argos und Paträ im
Kriege 6. -- Reichthum an kampfgeübten Män-

1 Die Asiatischen Städte machen keine; auch trat zu Rho-
dos in der Person des edlen Dorieus Dorismus gegen Athen auf.
2 Th. 3, 86. außer Kamarina.
3 Th. 2, 8. vgl. 11.
4 Th. 1, 118. 123. Plut. Pyth. Orak. 19. S. 276.
5 Die
Spart. waren im Seekriege anfangs wirklich erbärmlich, besonders
mangelte es Alkidas an allem Talent. Th. 3, 30. 31. sq.
6 1,
103. 5, 82.
13 *

einzelnen Ausnahmen ſind faſt nur ſcheinbar 1; auch
als die Athener Sicilien angriffen, ſtanden hier alle
Doriſchen Staͤdte gegen ſie 2. Bei Athen ſind alle
Jonier, Europa’s, der Inſeln, Aſiens, zwar nicht
eben freiwillig, aber auch nicht widerſpenſtig. — Die
Uebereinſtimmung der freien Griechen ge-
gen den kekken Willen einer Stadt
. Beim
Anfange des Kriegs hatte Sparta die allgemeine Stim-
me fuͤr ſich 3, (deren Mund auch der Delphiſche Gott
war, als er ihm ſeinen Beiſtand verhieß 4), auch
zwang es keine Stadt zur Theilnahme. Athens Bun-
desgenoſſen, vormals ſaͤmmtlich Perſiſche Unterthanen,
waren an Folgeleiſtung gewoͤhnt, und jetzt dazu ge-
zwungen; die Volksverſammlung der Pnyx war der
einzige Willen in einer ſo umfaſſenden Verbindung. —
Die Landmacht gegen die Seemacht. Denn
im Hoplitenkampf mochte der Peloponnes nach Perikles
Rede das ganze uͤbrige Griechenland beſtehen, und Athen
wich ihm darin mit ungemeiner Vorſicht aus. Die
Flotte der Peloponneſier dagegen war im Anfange des
Krieges ſehr unbedeutend 5. So dauerte es lange,
ehe die Schlaͤge der Partheien nur auf einander fielen.
Das Land war der Zuſammenhang der einen, die See
die Straße des andern, daher die Freunde Athens
auch ſogleich Hafenmauern (μακρὰ τείχη) bauen muß-
ten, wie Megara vor, und Argos und Patraͤ im
Kriege 6. — Reichthum an kampfgeuͤbten Maͤn-

1 Die Aſiatiſchen Staͤdte machen keine; auch trat zu Rho-
dos in der Perſon des edlen Dorieus Dorismus gegen Athen auf.
2 Th. 3, 86. außer Kamarina.
3 Th. 2, 8. vgl. 11.
4 Th. 1, 118. 123. Plut. Pyth. Orak. 19. S. 276.
5 Die
Spart. waren im Seekriege anfangs wirklich erbaͤrmlich, beſonders
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103. 5, 82.
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[195/0225] einzelnen Ausnahmen ſind faſt nur ſcheinbar 1; auch als die Athener Sicilien angriffen, ſtanden hier alle Doriſchen Staͤdte gegen ſie 2. Bei Athen ſind alle Jonier, Europa’s, der Inſeln, Aſiens, zwar nicht eben freiwillig, aber auch nicht widerſpenſtig. — Die Uebereinſtimmung der freien Griechen ge- gen den kekken Willen einer Stadt. Beim Anfange des Kriegs hatte Sparta die allgemeine Stim- me fuͤr ſich 3, (deren Mund auch der Delphiſche Gott war, als er ihm ſeinen Beiſtand verhieß 4), auch zwang es keine Stadt zur Theilnahme. Athens Bun- desgenoſſen, vormals ſaͤmmtlich Perſiſche Unterthanen, waren an Folgeleiſtung gewoͤhnt, und jetzt dazu ge- zwungen; die Volksverſammlung der Pnyx war der einzige Willen in einer ſo umfaſſenden Verbindung. — Die Landmacht gegen die Seemacht. Denn im Hoplitenkampf mochte der Peloponnes nach Perikles Rede das ganze uͤbrige Griechenland beſtehen, und Athen wich ihm darin mit ungemeiner Vorſicht aus. Die Flotte der Peloponneſier dagegen war im Anfange des Krieges ſehr unbedeutend 5. So dauerte es lange, ehe die Schlaͤge der Partheien nur auf einander fielen. Das Land war der Zuſammenhang der einen, die See die Straße des andern, daher die Freunde Athens auch ſogleich Hafenmauern (μακρὰ τείχη) bauen muß- ten, wie Megara vor, und Argos und Patraͤ im Kriege 6. — Reichthum an kampfgeuͤbten Maͤn- 1 Die Aſiatiſchen Staͤdte machen keine; auch trat zu Rho- dos in der Perſon des edlen Dorieus Dorismus gegen Athen auf. 2 Th. 3, 86. außer Kamarina. 3 Th. 2, 8. vgl. 11. 4 Th. 1, 118. 123. Plut. Pyth. Orak. 19. S. 276. 5 Die Spart. waren im Seekriege anfangs wirklich erbaͤrmlich, beſonders mangelte es Alkidas an allem Talent. Th. 3, 30. 31. sq. 6 1, 103. 5, 82. 13 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/225>, abgerufen am 26.11.2024.