ihnen der Satrap Pharnakes bewilligte 1. So wohl vertrug sich hier die Athenische Herrschaft mit den Un- terthanen und Vasallen des Königs. Wir brauchen nicht tiefer einzugehen, um die gewöhnliche Darstellung Attischer Prunkredner gänzlich schief zu finden.
9.
Der Peloponnes kümmerte sich um diese Ange- legenheiten um desto weniger, da er selbst in sich, wir wissen nicht wodurch, in unglückseligen Zwiespalt ge- rathen war, der zum offenen Kriege zwischen Sparta und Arkadien führte. Uns ist nur bekannt geworden, daß zwischen der Schlacht von Platää, wo Tegea, wie auch noch später, große Treue und Anhänglichkeit an das Bundeshaupt zeigte, und dem Helotenkriege (zw. Ol. 75, 2. und 78, 4.), die Lakedämonier zwei große Schlachten, die eine gegen die Tegeaten und Argeier zu Tegea, die andere gegen alle Arkader mit Ausnah- me Mantineas zu Dipäa (en Dipaieusin) -- im Lande der Mänalier -- schlugen. Beim Spartanischen Heere war in beiden Tisamenos, der Eleische Jamide; in beiden siegte Sparta 2. Doch rühmt ein Sinngedicht des Simonides des Heldenmuth der Tegeaten, die fal- lend ihre Stadt vor Verwüstung bewahrt 3, wahr- scheinlich nach dem Verlust der ersten Schlacht. Dar- aus, daß wir Argos an diesem Kriege Theil nehmen sehn 4, mögen wir abnehmen, daß die Absicht desselben gegen Sparta's Hegemonie gerichtet war, vielleicht auch, daß die Unabhängigkeit der Maenalier, Parrhasier u. Aa., wie öfter, von den größern Städten Arkadiens
1 Th. 5, 1.
2 Herod. 9, 35. Paus. 3, 11. Darum ging auch Leotychides Ol. 78, 1. nach Tegea ins Exil. Her. 6, 72. Ders. 9, 37. spricht von einem Zwist mit Tegea vor den Perserkrie- gen.
3 1, 130. Brunk.
4 Tegea stand auch damals Ar- gos gegen Mykend bei. K. 8.
ihnen der Satrap Pharnakes bewilligte 1. So wohl vertrug ſich hier die Atheniſche Herrſchaft mit den Un- terthanen und Vaſallen des Koͤnigs. Wir brauchen nicht tiefer einzugehen, um die gewoͤhnliche Darſtellung Attiſcher Prunkredner gaͤnzlich ſchief zu finden.
9.
Der Peloponnes kuͤmmerte ſich um dieſe Ange- legenheiten um deſto weniger, da er ſelbſt in ſich, wir wiſſen nicht wodurch, in ungluͤckſeligen Zwieſpalt ge- rathen war, der zum offenen Kriege zwiſchen Sparta und Arkadien fuͤhrte. Uns iſt nur bekannt geworden, daß zwiſchen der Schlacht von Plataͤaͤ, wo Tegea, wie auch noch ſpaͤter, große Treue und Anhaͤnglichkeit an das Bundeshaupt zeigte, und dem Helotenkriege (zw. Ol. 75, 2. und 78, 4.), die Lakedaͤmonier zwei große Schlachten, die eine gegen die Tegeaten und Argeier zu Tegea, die andere gegen alle Arkader mit Ausnah- me Mantineas zu Dipaͤa (ἐν Διπαιεῦσιν) — im Lande der Maͤnalier — ſchlugen. Beim Spartaniſchen Heere war in beiden Tiſamenos, der Eleiſche Jamide; in beiden ſiegte Sparta 2. Doch ruͤhmt ein Sinngedicht des Simonides des Heldenmuth der Tegeaten, die fal- lend ihre Stadt vor Verwuͤſtung bewahrt 3, wahr- ſcheinlich nach dem Verluſt der erſten Schlacht. Dar- aus, daß wir Argos an dieſem Kriege Theil nehmen ſehn 4, moͤgen wir abnehmen, daß die Abſicht deſſelben gegen Sparta’s Hegemonie gerichtet war, vielleicht auch, daß die Unabhaͤngigkeit der Maenalier, Parrhaſier u. Aa., wie oͤfter, von den groͤßern Staͤdten Arkadiens
1 Th. 5, 1.
2 Herod. 9, 35. Pauſ. 3, 11. Darum ging auch Leotychides Ol. 78, 1. nach Tegea ins Exil. Her. 6, 72. Derſ. 9, 37. ſpricht von einem Zwiſt mit Tegea vor den Perſerkrie- gen.
3 1, 130. Brunk.
4 Tegea ſtand auch damals Ar- gos gegen Mykend bei. K. 8.
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ihnen der Satrap Pharnakes bewilligte 1. So wohl
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terthanen und Vaſallen des Koͤnigs. Wir brauchen
nicht tiefer einzugehen, um die gewoͤhnliche Darſtellung
Attiſcher Prunkredner gaͤnzlich ſchief zu finden.
9.
Der Peloponnes kuͤmmerte ſich um dieſe Ange-
legenheiten um deſto weniger, da er ſelbſt in ſich, wir
wiſſen nicht wodurch, in ungluͤckſeligen Zwieſpalt ge-
rathen war, der zum offenen Kriege zwiſchen Sparta
und Arkadien fuͤhrte. Uns iſt nur bekannt geworden,
daß zwiſchen der Schlacht von Plataͤaͤ, wo Tegea, wie
auch noch ſpaͤter, große Treue und Anhaͤnglichkeit an
das Bundeshaupt zeigte, und dem Helotenkriege (zw.
Ol. 75, 2. und 78, 4.), die Lakedaͤmonier zwei große
Schlachten, die eine gegen die Tegeaten und Argeier
zu Tegea, die andere gegen alle Arkader mit Ausnah-
me Mantineas zu Dipaͤa (ἐν Διπαιεῦσιν) — im Lande
der Maͤnalier — ſchlugen. Beim Spartaniſchen Heere
war in beiden Tiſamenos, der Eleiſche Jamide; in
beiden ſiegte Sparta 2. Doch ruͤhmt ein Sinngedicht
des Simonides des Heldenmuth der Tegeaten, die fal-
lend ihre Stadt vor Verwuͤſtung bewahrt 3, wahr-
ſcheinlich nach dem Verluſt der erſten Schlacht. Dar-
aus, daß wir Argos an dieſem Kriege Theil nehmen
ſehn 4, moͤgen wir abnehmen, daß die Abſicht deſſelben
gegen Sparta’s Hegemonie gerichtet war, vielleicht auch,
daß die Unabhaͤngigkeit der Maenalier, Parrhaſier u.
Aa., wie oͤfter, von den groͤßern Staͤdten Arkadiens
1 Th. 5, 1.
2 Herod. 9, 35. Pauſ. 3, 11. Darum
ging auch Leotychides Ol. 78, 1. nach Tegea ins Exil. Her. 6, 72.
Derſ. 9, 37. ſpricht von einem Zwiſt mit Tegea vor den Perſerkrie-
gen.
3 1, 130. Brunk.
4 Tegea ſtand auch damals Ar-
gos gegen Mykend bei. K. 8.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/218>, abgerufen am 27.11.2024.
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