Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

man solle Mannschaft und Vorräthe bereit halten 1.
Das Contingent war schon im voraus bestimmt, näm-
lich das höchste Maaß, und es durfte nur die Quote
angesagt werden, die davon diesmal nöthig war 2.
Gleicherweise waren die Leistungen an Geld und Zu-
fuhr im Allgemeinen festgesetzt 3, so daß ein Heer mit
allem Zubehör durch einfaches Aufgebot hätte zusam-
mengebracht werden können. Aber Landarbeiten, Feste,
auch die natürliche Bedächtigkeit des Dorischen Stam-
mes, verzögerten oft die Versammlung dieses Reichs-
heers über die Maaßen. Die Beiträge, besonders
wohl freiwillige, von Städten sowohl als Einzelnen,
wurden aufgezeichnet; wir besitzen noch zu Tegea ge-
fundene Urkunden, in denen die Kriegsbeiträge der
Ephesier, Melier u. Aa. theils in Geld theils Getreide,
bemerkt sind 4. Dagegen setzten die Lakedämonier nie-
mals der Peloponnesischen Symmachie einen fortlaufen-
den jährlichen von den Umständen unabhängigen Bei-
trag, der nicht anders als zum Zins werden konnte;
als Jemand dem Könige Archidamos 5 einen solchen
vorschlug, antwortete er mit Grund: der Krieg ver-
zehre nicht nach der Regel. Perikles aber rechnet es
den Peloponnesiern mit eben solchem Recht zum Nach-

1 auch Schiffe, Belagerungszeug u. dgl. Th. 3, 16. 7, 18.
2 bei Th. 2, 10. ist e exo xummakhis stratia das Contingent für
Expeditionen außerhalb des Pelop. ta duo mere, 2integral3 des Ganzen,
scheint das gewöhnliche Maaß dafür. 3, 15.
3 argurion Reton
Th. 2, 7.
4 Wahrscheinlich aus Lysandros Zeit. Einiges
daraus: edon toi malioi tois lakedaimoniois argurio Wika-
ti mnas. edoke molokros (ob -- ken o lokros) tois lakedaimo-
niois .. talanta argurio. In andern Stellen ausdrücklich pot-
ton polemon. Aus Fourmonts Papieren.
5 os ou tetagme-
na siteitai polemos. Plut. Kleom. 27., wo der erste Archidam
genannt wird; besser paßt der zweite. Reg. Apophth. p. 126 H.
vgl. Pl. Demosth. 17.

man ſolle Mannſchaft und Vorraͤthe bereit halten 1.
Das Contingent war ſchon im voraus beſtimmt, naͤm-
lich das hoͤchſte Maaß, und es durfte nur die Quote
angeſagt werden, die davon diesmal noͤthig war 2.
Gleicherweiſe waren die Leiſtungen an Geld und Zu-
fuhr im Allgemeinen feſtgeſetzt 3, ſo daß ein Heer mit
allem Zubehoͤr durch einfaches Aufgebot haͤtte zuſam-
mengebracht werden koͤnnen. Aber Landarbeiten, Feſte,
auch die natuͤrliche Bedaͤchtigkeit des Doriſchen Stam-
mes, verzoͤgerten oft die Verſammlung dieſes Reichs-
heers uͤber die Maaßen. Die Beitraͤge, beſonders
wohl freiwillige, von Staͤdten ſowohl als Einzelnen,
wurden aufgezeichnet; wir beſitzen noch zu Tegea ge-
fundene Urkunden, in denen die Kriegsbeitraͤge der
Epheſier, Melier u. Aa. theils in Geld theils Getreide,
bemerkt ſind 4. Dagegen ſetzten die Lakedaͤmonier nie-
mals der Peloponneſiſchen Symmachie einen fortlaufen-
den jaͤhrlichen von den Umſtaͤnden unabhaͤngigen Bei-
trag, der nicht anders als zum Zins werden konnte;
als Jemand dem Koͤnige Archidamos 5 einen ſolchen
vorſchlug, antwortete er mit Grund: der Krieg ver-
zehre nicht nach der Regel. Perikles aber rechnet es
den Peloponneſiern mit eben ſolchem Recht zum Nach-

1 auch Schiffe, Belagerungszeug u. dgl. Th. 3, 16. 7, 18.
2 bei Th. 2, 10. iſt ἡ ἔξω ξυμμαχὶς στϱατιὰ das Contingent fuͤr
Expeditionen außerhalb des Pelop. τὰ δύο μέϱη, 2∫3 des Ganzen,
ſcheint das gewoͤhnliche Maaß dafuͤr. 3, 15.
3 ἀϱγύϱιον ῥητόν
Th. 2, 7.
4 Wahrſcheinlich aus Lyſandros Zeit. Einiges
daraus: εδον τοι μαλιοι τοις λακεδαιμονιοις αϱγυϱιω Ϝικα-
τι μνας. εδωκε μολοκϱος (ob — κεν ὁ λοκϱος) τοις λακεδαιμο-
νιοις .. ταλαντα αϱγυϱιω. In andern Stellen ausdruͤcklich ποτ-
τον πολεμον. Aus Fourmonts Papieren.
5 ὡς οὐ τεταγμέ-
να σιτεῖται πόλεμος. Plut. Kleom. 27., wo der erſte Archidam
genannt wird; beſſer paßt der zweite. Reg. Apophth. p. 126 H.
vgl. Pl. Demoſth. 17.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0210" n="180"/>
man &#x017F;olle Mann&#x017F;chaft und Vorra&#x0364;the bereit halten <note place="foot" n="1">auch Schiffe, Belagerungszeug u. dgl. Th. 3, 16. 7, 18.</note>.<lb/>
Das Contingent war &#x017F;chon im voraus be&#x017F;timmt, na&#x0364;m-<lb/>
lich das ho&#x0364;ch&#x017F;te Maaß, und es durfte nur die Quote<lb/>
ange&#x017F;agt werden, die davon diesmal no&#x0364;thig war <note place="foot" n="2">bei Th. 2, 10. i&#x017F;t &#x1F21; <hi rendition="#g">&#x1F14;&#x03BE;&#x03C9;</hi> &#x03BE;&#x03C5;&#x03BC;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C7;&#x1F76;&#x03C2; &#x03C3;&#x03C4;&#x03F1;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9;&#x1F70; das Contingent fu&#x0364;r<lb/>
Expeditionen außerhalb des Pelop. &#x03C4;&#x1F70; &#x03B4;&#x03CD;&#x03BF; &#x03BC;&#x03AD;&#x03F1;&#x03B7;, 2&#x222B;3 des Ganzen,<lb/>
&#x017F;cheint das gewo&#x0364;hnliche Maaß dafu&#x0364;r. 3, 15.</note>.<lb/>
Gleicherwei&#x017F;e waren die Lei&#x017F;tungen an Geld und Zu-<lb/>
fuhr im Allgemeinen fe&#x017F;tge&#x017F;etzt <note place="foot" n="3">&#x1F00;&#x03F1;&#x03B3;&#x03CD;&#x03F1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; &#x1FE5;&#x03B7;&#x03C4;&#x03CC;&#x03BD;<lb/>
Th. 2, 7.</note>, &#x017F;o daß ein Heer mit<lb/>
allem Zubeho&#x0364;r durch einfaches Aufgebot ha&#x0364;tte zu&#x017F;am-<lb/>
mengebracht werden ko&#x0364;nnen. Aber Landarbeiten, Fe&#x017F;te,<lb/>
auch die natu&#x0364;rliche Beda&#x0364;chtigkeit des Dori&#x017F;chen Stam-<lb/>
mes, verzo&#x0364;gerten oft die Ver&#x017F;ammlung die&#x017F;es Reichs-<lb/>
heers u&#x0364;ber die Maaßen. Die Beitra&#x0364;ge, be&#x017F;onders<lb/>
wohl freiwillige, von Sta&#x0364;dten &#x017F;owohl als Einzelnen,<lb/>
wurden aufgezeichnet; wir be&#x017F;itzen noch zu Tegea ge-<lb/>
fundene Urkunden, in denen die Kriegsbeitra&#x0364;ge der<lb/>
Ephe&#x017F;ier, Melier u. Aa. theils in Geld theils Getreide,<lb/>
bemerkt &#x017F;ind <note place="foot" n="4">Wahr&#x017F;cheinlich aus Ly&#x017F;andros Zeit. Einiges<lb/>
daraus: &#x03B5;&#x03B4;&#x03BF;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x03B9; &#x03BC;&#x03B1;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BF;&#x03B9; &#x03C4;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; &#x03BB;&#x03B1;&#x03BA;&#x03B5;&#x03B4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BC;&#x03BF;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; &#x03B1;&#x03F1;&#x03B3;&#x03C5;&#x03F1;&#x03B9;&#x03C9; &#x03DC;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B1;-<lb/>
&#x03C4;&#x03B9; &#x03BC;&#x03BD;&#x03B1;&#x03C2;. &#x03B5;&#x03B4;&#x03C9;&#x03BA;&#x03B5; &#x03BC;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BF;&#x03BA;&#x03F1;&#x03BF;&#x03C2; (ob &#x2014; &#x03BA;&#x03B5;&#x03BD; &#x1F41; &#x03BB;&#x03BF;&#x03BA;&#x03F1;&#x03BF;&#x03C2;) &#x03C4;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; &#x03BB;&#x03B1;&#x03BA;&#x03B5;&#x03B4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BC;&#x03BF;-<lb/>
&#x03BD;&#x03B9;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; .. &#x03C4;&#x03B1;&#x03BB;&#x03B1;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1; &#x03B1;&#x03F1;&#x03B3;&#x03C5;&#x03F1;&#x03B9;&#x03C9;. In andern Stellen ausdru&#x0364;cklich &#x03C0;&#x03BF;&#x03C4;-<lb/>
&#x03C4;&#x03BF;&#x03BD; &#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BC;&#x03BF;&#x03BD;. Aus Fourmonts Papieren.</note>. Dagegen &#x017F;etzten die Lakeda&#x0364;monier nie-<lb/>
mals der Peloponne&#x017F;i&#x017F;chen Symmachie einen fortlaufen-<lb/>
den ja&#x0364;hrlichen von den Um&#x017F;ta&#x0364;nden unabha&#x0364;ngigen Bei-<lb/>
trag, der nicht anders als zum Zins werden konnte;<lb/>
als Jemand dem Ko&#x0364;nige Archidamos <note place="foot" n="5">&#x1F61;&#x03C2; &#x03BF;&#x1F50; &#x03C4;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B3;&#x03BC;&#x03AD;-<lb/>
&#x03BD;&#x03B1; &#x03C3;&#x03B9;&#x03C4;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9; &#x03C0;&#x03CC;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2;. Plut. Kleom. 27., wo der <hi rendition="#g">er&#x017F;te</hi> Archidam<lb/>
genannt wird; be&#x017F;&#x017F;er paßt der zweite. <hi rendition="#aq">Reg. Apophth. p.</hi> 126 H.<lb/>
vgl. Pl. Demo&#x017F;th. 17.</note> einen &#x017F;olchen<lb/>
vor&#x017F;chlug, antwortete er mit Grund: der Krieg ver-<lb/>
zehre nicht nach der Regel. Perikles aber rechnet es<lb/>
den Peloponne&#x017F;iern mit eben &#x017F;olchem Recht zum Nach-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0210] man ſolle Mannſchaft und Vorraͤthe bereit halten 1. Das Contingent war ſchon im voraus beſtimmt, naͤm- lich das hoͤchſte Maaß, und es durfte nur die Quote angeſagt werden, die davon diesmal noͤthig war 2. Gleicherweiſe waren die Leiſtungen an Geld und Zu- fuhr im Allgemeinen feſtgeſetzt 3, ſo daß ein Heer mit allem Zubehoͤr durch einfaches Aufgebot haͤtte zuſam- mengebracht werden koͤnnen. Aber Landarbeiten, Feſte, auch die natuͤrliche Bedaͤchtigkeit des Doriſchen Stam- mes, verzoͤgerten oft die Verſammlung dieſes Reichs- heers uͤber die Maaßen. Die Beitraͤge, beſonders wohl freiwillige, von Staͤdten ſowohl als Einzelnen, wurden aufgezeichnet; wir beſitzen noch zu Tegea ge- fundene Urkunden, in denen die Kriegsbeitraͤge der Epheſier, Melier u. Aa. theils in Geld theils Getreide, bemerkt ſind 4. Dagegen ſetzten die Lakedaͤmonier nie- mals der Peloponneſiſchen Symmachie einen fortlaufen- den jaͤhrlichen von den Umſtaͤnden unabhaͤngigen Bei- trag, der nicht anders als zum Zins werden konnte; als Jemand dem Koͤnige Archidamos 5 einen ſolchen vorſchlug, antwortete er mit Grund: der Krieg ver- zehre nicht nach der Regel. Perikles aber rechnet es den Peloponneſiern mit eben ſolchem Recht zum Nach- 1 auch Schiffe, Belagerungszeug u. dgl. Th. 3, 16. 7, 18. 2 bei Th. 2, 10. iſt ἡ ἔξω ξυμμαχὶς στϱατιὰ das Contingent fuͤr Expeditionen außerhalb des Pelop. τὰ δύο μέϱη, 2∫3 des Ganzen, ſcheint das gewoͤhnliche Maaß dafuͤr. 3, 15. 3 ἀϱγύϱιον ῥητόν Th. 2, 7. 4 Wahrſcheinlich aus Lyſandros Zeit. Einiges daraus: εδον τοι μαλιοι τοις λακεδαιμονιοις αϱγυϱιω Ϝικα- τι μνας. εδωκε μολοκϱος (ob — κεν ὁ λοκϱος) τοις λακεδαιμο- νιοις .. ταλαντα αϱγυϱιω. In andern Stellen ausdruͤcklich ποτ- τον πολεμον. Aus Fourmonts Papieren. 5 ὡς οὐ τεταγμέ- να σιτεῖται πόλεμος. Plut. Kleom. 27., wo der erſte Archidam genannt wird; beſſer paßt der zweite. Reg. Apophth. p. 126 H. vgl. Pl. Demoſth. 17.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/210
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/210>, abgerufen am 28.11.2024.