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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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zählung Herodots hervor. Dieselbe politische Tendenz
vererbte sich auf seinen Schwiegersohn Megakles, den
Gemahl der schönen Agariste, um deren Hand in der
heitern Fürstenhalle des Kleisthenes, wie weiland um
Helena, viel aufstrebende Jünglinge von allen Enden
von Hellas geworben hatten 1, und trat alsdann be-
sonders im Attischen Kleisthenes hervor, um die Um-
wälzung der Athenischen Verfassung durch Aufhebung
der letzten Spuren gesonderter Stände herbeizuführen. --
Was nun aber die kriegerische Thätigkeit des Sikyo-
niers betrifft: so mußte diese schon sehr berühmt sein,
als er im Kriege der Amphiktyonen gegen Kirrha -- ob-
gleich ihn die Pythia einen Räuber gescholten hatte 2 --
den Oberbefehl über die Armee mit den Thessalischen
Herakliden Eurylochos theilte, und die belagerte Stadt
besonders von der Seeseite angriff und erobern half 3.
Dies geschah im dritten Jahre der 47sten Olymp. 4.
Von der Beute des Kriegs baute Kleisthenes eine Säu-
lenhalle zur Verschönerung Sikyons 5; auch siegte er
in der zweiten Pythiade, Ol. 49, 3. mit dem Vierge-
spann 6. Ich weiß nicht, ob man wagen darf aus
den einzelnen Nachrichten über den Mann einen Be-
griff von seinem Charakter zu bilden. Sicher war
Kleisthenes ein solcher, der das damals in reicherer
Entfaltung aufblühende Hellenische Leben -- der ruhi-
gen Geschlossenheit des Dorismus gegenüber -- mit
empfänglichem Sinne auffaßte, und mit der Liebe zum
Glanz und Pomp Muth und Klugheit verbindend Vie-

1 S. außer Her. Diod. Exc.. 2. p. 550. mit Wessel. Noten.
2 Her. daraus Dio Chrysost. 3, 43 b.
3 Paus. 2, 9, 6. 10,
37, 4. Schol. Pind. N. 9, 2. Polyän 3, 5. -- Merkwürdig,
daß Sparta in diesem Kriege ganz unthätig blieb.
4 S. jetzt
Böckh Explic. Pind. O. 12, S. 206.
5 Paus. 2, 9, 6.
6 10, 7, 3.
11 *

zaͤhlung Herodots hervor. Dieſelbe politiſche Tendenz
vererbte ſich auf ſeinen Schwiegerſohn Megakles, den
Gemahl der ſchoͤnen Agariſte, um deren Hand in der
heitern Fuͤrſtenhalle des Kleiſthenes, wie weiland um
Helena, viel aufſtrebende Juͤnglinge von allen Enden
von Hellas geworben hatten 1, und trat alsdann be-
ſonders im Attiſchen Kleiſthenes hervor, um die Um-
waͤlzung der Atheniſchen Verfaſſung durch Aufhebung
der letzten Spuren geſonderter Staͤnde herbeizufuͤhren. —
Was nun aber die kriegeriſche Thaͤtigkeit des Sikyo-
niers betrifft: ſo mußte dieſe ſchon ſehr beruͤhmt ſein,
als er im Kriege der Amphiktyonen gegen Kirrha — ob-
gleich ihn die Pythia einen Raͤuber geſcholten hatte 2
den Oberbefehl uͤber die Armee mit den Theſſaliſchen
Herakliden Eurylochos theilte, und die belagerte Stadt
beſonders von der Seeſeite angriff und erobern half 3.
Dies geſchah im dritten Jahre der 47ſten Olymp. 4.
Von der Beute des Kriegs baute Kleiſthenes eine Saͤu-
lenhalle zur Verſchoͤnerung Sikyons 5; auch ſiegte er
in der zweiten Pythiade, Ol. 49, 3. mit dem Vierge-
ſpann 6. Ich weiß nicht, ob man wagen darf aus
den einzelnen Nachrichten uͤber den Mann einen Be-
griff von ſeinem Charakter zu bilden. Sicher war
Kleiſthenes ein ſolcher, der das damals in reicherer
Entfaltung aufbluͤhende Helleniſche Leben — der ruhi-
gen Geſchloſſenheit des Dorismus gegenuͤber — mit
empfaͤnglichem Sinne auffaßte, und mit der Liebe zum
Glanz und Pomp Muth und Klugheit verbindend Vie-

1 S. außer Her. Diod. Exc.. 2. p. 550. mit Weſſel. Noten.
2 Her. daraus Dio Chryſoſt. 3, 43 b.
3 Pauſ. 2, 9, 6. 10,
37, 4. Schol. Pind. N. 9, 2. Polyaͤn 3, 5. — Merkwuͤrdig,
daß Sparta in dieſem Kriege ganz unthaͤtig blieb.
4 S. jetzt
Boͤckh Explic. Pind. O. 12, S. 206.
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6 10, 7, 3.
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[163/0193] zaͤhlung Herodots hervor. Dieſelbe politiſche Tendenz vererbte ſich auf ſeinen Schwiegerſohn Megakles, den Gemahl der ſchoͤnen Agariſte, um deren Hand in der heitern Fuͤrſtenhalle des Kleiſthenes, wie weiland um Helena, viel aufſtrebende Juͤnglinge von allen Enden von Hellas geworben hatten 1, und trat alsdann be- ſonders im Attiſchen Kleiſthenes hervor, um die Um- waͤlzung der Atheniſchen Verfaſſung durch Aufhebung der letzten Spuren geſonderter Staͤnde herbeizufuͤhren. — Was nun aber die kriegeriſche Thaͤtigkeit des Sikyo- niers betrifft: ſo mußte dieſe ſchon ſehr beruͤhmt ſein, als er im Kriege der Amphiktyonen gegen Kirrha — ob- gleich ihn die Pythia einen Raͤuber geſcholten hatte 2 — den Oberbefehl uͤber die Armee mit den Theſſaliſchen Herakliden Eurylochos theilte, und die belagerte Stadt beſonders von der Seeſeite angriff und erobern half 3. Dies geſchah im dritten Jahre der 47ſten Olymp. 4. Von der Beute des Kriegs baute Kleiſthenes eine Saͤu- lenhalle zur Verſchoͤnerung Sikyons 5; auch ſiegte er in der zweiten Pythiade, Ol. 49, 3. mit dem Vierge- ſpann 6. Ich weiß nicht, ob man wagen darf aus den einzelnen Nachrichten uͤber den Mann einen Be- griff von ſeinem Charakter zu bilden. Sicher war Kleiſthenes ein ſolcher, der das damals in reicherer Entfaltung aufbluͤhende Helleniſche Leben — der ruhi- gen Geſchloſſenheit des Dorismus gegenuͤber — mit empfaͤnglichem Sinne auffaßte, und mit der Liebe zum Glanz und Pomp Muth und Klugheit verbindend Vie- 1 S. außer Her. Diod. Exc.. 2. p. 550. mit Weſſel. Noten. 2 Her. daraus Dio Chryſoſt. 3, 43 b. 3 Pauſ. 2, 9, 6. 10, 37, 4. Schol. Pind. N. 9, 2. Polyaͤn 3, 5. — Merkwuͤrdig, daß Sparta in dieſem Kriege ganz unthaͤtig blieb. 4 S. jetzt Boͤckh Explic. Pind. O. 12, S. 206. 5 Pauſ. 2, 9, 6. 6 10, 7, 3. 11 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/193>, abgerufen am 29.11.2024.