scher Religion -- als deren Inkunabeln am ent- ferntesten lagen -- nie gesprochen wird. Die Kunst tritt eigentlich überall ein, wo das Bestre- ben waltet, innerliches Leben in entsprechender äußerlicher Form darzustellen, z. B. in jeder Cul- tushandlung, aber auch in Gang, Kleidung und andern Lebenssitten, in welchen sich häufig ein wahres Kunststreben mit einer eben so realen Richtung auf einen äußerlichen Zweck unzerreißlich vereinigt. Und so sind alle die einzelnen Künste, deren Darstellung ich der Erziehung angereiht habe, Gymnastik, Musik, Orchestik, Dramatik, Plastik, nur Seiten und Ausdrücke jener allge- meineren das ganze Leben durchdringenden: wie auch wohl diese geschichtliche Darstellung anschau- lich macht, bei der absichtlich, was dem allgemei- nen Nationalleben entsprungen, in den Vorgrund, was mehr aus einzelnen Anregungen hervorgegan- gen, in den Hintergrund gerückt ist.
Daß dieses Nationalleben, dessen Hauptzüge ich am Schlusse zusammenzustellen versucht, aller- dings noch weit lebendiger, anschaulicher, be- stimmter gezeichnet werden könne als es hier ge- schehn, ist eine Ueberzeugung, die sich mir nach Vollendung des Werkes vielleicht lebhafter als irgend einem Andern aufdrängt, so lebhaft daß ich wünschen möchte, von dem gewonnenen Stand- punkte noch einmal das Ganze neugestalten zu kön- nen, um dann erst Jegliches an seinen gehörigsten
ſcher Religion — als deren Inkunabeln am ent- fernteſten lagen — nie geſprochen wird. Die Kunſt tritt eigentlich uͤberall ein, wo das Beſtre- ben waltet, innerliches Leben in entſprechender aͤußerlicher Form darzuſtellen, z. B. in jeder Cul- tushandlung, aber auch in Gang, Kleidung und andern Lebensſitten, in welchen ſich haͤufig ein wahres Kunſtſtreben mit einer eben ſo realen Richtung auf einen aͤußerlichen Zweck unzerreißlich vereinigt. Und ſo ſind alle die einzelnen Kuͤnſte, deren Darſtellung ich der Erziehung angereiht habe, Gymnaſtik, Muſik, Orcheſtik, Dramatik, Plaſtik, nur Seiten und Ausdruͤcke jener allge- meineren das ganze Leben durchdringenden: wie auch wohl dieſe geſchichtliche Darſtellung anſchau- lich macht, bei der abſichtlich, was dem allgemei- nen Nationalleben entſprungen, in den Vorgrund, was mehr aus einzelnen Anregungen hervorgegan- gen, in den Hintergrund geruͤckt iſt.
Daß dieſes Nationalleben, deſſen Hauptzuͤge ich am Schluſſe zuſammenzuſtellen verſucht, aller- dings noch weit lebendiger, anſchaulicher, be- ſtimmter gezeichnet werden koͤnne als es hier ge- ſchehn, iſt eine Ueberzeugung, die ſich mir nach Vollendung des Werkes vielleicht lebhafter als irgend einem Andern aufdraͤngt, ſo lebhaft daß ich wuͤnſchen moͤchte, von dem gewonnenen Stand- punkte noch einmal das Ganze neugeſtalten zu koͤn- nen, um dann erſt Jegliches an ſeinen gehoͤrigſten
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[XIII/0019]
ſcher Religion — als deren Inkunabeln am ent-
fernteſten lagen — nie geſprochen wird. Die
Kunſt tritt eigentlich uͤberall ein, wo das Beſtre-
ben waltet, innerliches Leben in entſprechender
aͤußerlicher Form darzuſtellen, z. B. in jeder Cul-
tushandlung, aber auch in Gang, Kleidung und
andern Lebensſitten, in welchen ſich haͤufig ein
wahres Kunſtſtreben mit einer eben ſo realen
Richtung auf einen aͤußerlichen Zweck unzerreißlich
vereinigt. Und ſo ſind alle die einzelnen Kuͤnſte,
deren Darſtellung ich der Erziehung angereiht
habe, Gymnaſtik, Muſik, Orcheſtik, Dramatik,
Plaſtik, nur Seiten und Ausdruͤcke jener allge-
meineren das ganze Leben durchdringenden: wie
auch wohl dieſe geſchichtliche Darſtellung anſchau-
lich macht, bei der abſichtlich, was dem allgemei-
nen Nationalleben entſprungen, in den Vorgrund,
was mehr aus einzelnen Anregungen hervorgegan-
gen, in den Hintergrund geruͤckt iſt.
Daß dieſes Nationalleben, deſſen Hauptzuͤge
ich am Schluſſe zuſammenzuſtellen verſucht, aller-
dings noch weit lebendiger, anſchaulicher, be-
ſtimmter gezeichnet werden koͤnne als es hier ge-
ſchehn, iſt eine Ueberzeugung, die ſich mir nach
Vollendung des Werkes vielleicht lebhafter als
irgend einem Andern aufdraͤngt, ſo lebhaft daß
ich wuͤnſchen moͤchte, von dem gewonnenen Stand-
punkte noch einmal das Ganze neugeſtalten zu koͤn-
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/19>, abgerufen am 23.11.2024.
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