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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Das Heiligthum der Limnatischen Artemis 1, dessen Fest
beiden Völkern gemein, aber dessen Besitz zwischen ih-
nen streitig war -- indem noch unter Tiber die Lake-
dämonier es nach alten Annalen und Orakeln (annali-
um memoria vatumque carminibus
) als ihr Eigen-
thum vindicirten, die Messenier dagegen eine schon an-
geführte Urkunde vorbrachten, nach der es ihnen mit
dem ganzen Dentheleatischen Gebiete, in dem es lag,
gehöre 2, -- gab auf die eine oder die andere Weise,
wie aus dem Roman des Pausanias entnommen wer-
den kann 3, den näheren Anlaß zum Streite. Spal-
tungen in Messenien müssen den Ausbruch des Kriegs
beschleunigt haben, da es als geschichtliche Thatsache
gelten muß, daß Hyamia, eine der fünf Landschaf-
ten Messeniens, den Androkliden, einem Zweige der
Aepytiden, von den Spartiaten gegeben wurde 4. --
Die Geschichte des ersten Krieges selbst enthält Züge
großartiger Sage: wie Aristodamos, obgleich bereit,
den Zorn der Götter 5 durch das Blut seiner Tochter
zu versöhnen, doch es nicht zu Ende bringen kann, die
Tochter umsonst mordet, und darauf der Götter Wil-
len erkennend, daß Messenien fallen solle, und durch
düstre Zeichen erschrekt, sich über dem Grabe der Ge-
schlachteten selbst opfert 6. -- Der Kampf dreht sich
aber meistentheils um Ithome, welche Feste in der
Mitte des Landes gelegen zugleich die Stenyklarische
Ebne und die am Pamisos beherrschte. Mit der Er-

1 4, 4, 2.
2 Tac. Ann. 4, 43.
3 Strabon 5, 257
hat ungefähr dieselbe Erzählung, wie die Lakedämonier bei
Pauf., und so auch schon Herakl. Pont. eben so Justin. 3, 4.
4 Paus. 4, 14, 2. S. oben.
5 Wahrscheinlich sprach die Sage
von einem Opfer an Artemis Orthia (Iphigeneia), über die B. 2, 10.
nachzusehen.
6 Auch Plutarch hat denselben Zug, vom Aberglau-
ben 7, p. 71 H.
10 *

Das Heiligthum der Limnatiſchen Artemis 1, deſſen Feſt
beiden Voͤlkern gemein, aber deſſen Beſitz zwiſchen ih-
nen ſtreitig war — indem noch unter Tiber die Lake-
daͤmonier es nach alten Annalen und Orakeln (annali-
um memoria vatumque carminibus
) als ihr Eigen-
thum vindicirten, die Meſſenier dagegen eine ſchon an-
gefuͤhrte Urkunde vorbrachten, nach der es ihnen mit
dem ganzen Dentheleatiſchen Gebiete, in dem es lag,
gehoͤre 2, — gab auf die eine oder die andere Weiſe,
wie aus dem Roman des Pauſanias entnommen wer-
den kann 3, den naͤheren Anlaß zum Streite. Spal-
tungen in Meſſenien muͤſſen den Ausbruch des Kriegs
beſchleunigt haben, da es als geſchichtliche Thatſache
gelten muß, daß Hyamia, eine der fuͤnf Landſchaf-
ten Meſſeniens, den Androkliden, einem Zweige der
Aepytiden, von den Spartiaten gegeben wurde 4. —
Die Geſchichte des erſten Krieges ſelbſt enthaͤlt Zuͤge
großartiger Sage: wie Ariſtodamos, obgleich bereit,
den Zorn der Goͤtter 5 durch das Blut ſeiner Tochter
zu verſoͤhnen, doch es nicht zu Ende bringen kann, die
Tochter umſonſt mordet, und darauf der Goͤtter Wil-
len erkennend, daß Meſſenien fallen ſolle, und durch
duͤſtre Zeichen erſchrekt, ſich uͤber dem Grabe der Ge-
ſchlachteten ſelbſt opfert 6. — Der Kampf dreht ſich
aber meiſtentheils um Ithome, welche Feſte in der
Mitte des Landes gelegen zugleich die Stenyklariſche
Ebne und die am Pamiſos beherrſchte. Mit der Er-

1 4, 4, 2.
2 Tac. Ann. 4, 43.
3 Strabon 5, 257
hat ungefaͤhr dieſelbe Erzaͤhlung, wie die Lakedaͤmonier bei
Pauf., und ſo auch ſchon Herakl. Pont. eben ſo Juſtin. 3, 4.
4 Pauſ. 4, 14, 2. S. oben.
5 Wahrſcheinlich ſprach die Sage
von einem Opfer an Artemis Orthia (Iphigeneia), uͤber die B. 2, 10.
nachzuſehen.
6 Auch Plutarch hat denſelben Zug, vom Aberglau-
ben 7, p. 71 H.
10 *
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[147/0177] Das Heiligthum der Limnatiſchen Artemis 1, deſſen Feſt beiden Voͤlkern gemein, aber deſſen Beſitz zwiſchen ih- nen ſtreitig war — indem noch unter Tiber die Lake- daͤmonier es nach alten Annalen und Orakeln (annali- um memoria vatumque carminibus) als ihr Eigen- thum vindicirten, die Meſſenier dagegen eine ſchon an- gefuͤhrte Urkunde vorbrachten, nach der es ihnen mit dem ganzen Dentheleatiſchen Gebiete, in dem es lag, gehoͤre 2, — gab auf die eine oder die andere Weiſe, wie aus dem Roman des Pauſanias entnommen wer- den kann 3, den naͤheren Anlaß zum Streite. Spal- tungen in Meſſenien muͤſſen den Ausbruch des Kriegs beſchleunigt haben, da es als geſchichtliche Thatſache gelten muß, daß Hyamia, eine der fuͤnf Landſchaf- ten Meſſeniens, den Androkliden, einem Zweige der Aepytiden, von den Spartiaten gegeben wurde 4. — Die Geſchichte des erſten Krieges ſelbſt enthaͤlt Zuͤge großartiger Sage: wie Ariſtodamos, obgleich bereit, den Zorn der Goͤtter 5 durch das Blut ſeiner Tochter zu verſoͤhnen, doch es nicht zu Ende bringen kann, die Tochter umſonſt mordet, und darauf der Goͤtter Wil- len erkennend, daß Meſſenien fallen ſolle, und durch duͤſtre Zeichen erſchrekt, ſich uͤber dem Grabe der Ge- ſchlachteten ſelbſt opfert 6. — Der Kampf dreht ſich aber meiſtentheils um Ithome, welche Feſte in der Mitte des Landes gelegen zugleich die Stenyklariſche Ebne und die am Pamiſos beherrſchte. Mit der Er- 1 4, 4, 2. 2 Tac. Ann. 4, 43. 3 Strabon 5, 257 hat ungefaͤhr dieſelbe Erzaͤhlung, wie die Lakedaͤmonier bei Pauf., und ſo auch ſchon Herakl. Pont. eben ſo Juſtin. 3, 4. 4 Pauſ. 4, 14, 2. S. oben. 5 Wahrſcheinlich ſprach die Sage von einem Opfer an Artemis Orthia (Iphigeneia), uͤber die B. 2, 10. nachzuſehen. 6 Auch Plutarch hat denſelben Zug, vom Aberglau- ben 7, p. 71 H. 10 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/177>, abgerufen am 12.12.2024.